Wassermangel in BW droht: Land nennt Rationierung als mögliche Maßnahme
Die Wasserpegel in Baden-Württemberg sind niedrig. Das Land will Maßnahmen gegen einen Wassermangel ergreifen – Rationierungen sind ein möglicher Teil davon.
Es ist nicht nur heiß in Baden-Württemberg, sondern auch trocken – momentan sogar extrem trocken. Laut den aktuellen Prognosen soll sich der Trend auch den restlichen Sommer 2022 fortsetzen. Dabei sind Hitze und Trockenheit eindeutig Folgen des Klimawandels. Dürre und auch Hochwasser werden zu einer immer größeren Gefahr für Mensch und Natur im Südwesten. Baden-Württemberg will sich künftig besser gegen die Folgen des menschengemachten Klimawandels wappnen.
„Wir erleben einen Hitzerekord nach dem anderen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) am Dienstag in Stuttgart. Und schon einen Tag später wird tatsächlich der Hitzerekord für Baden-Württemberg geknackt, wie echo24.de berichtet. Bad Mergentheim-Neunkirchen misst am Mittwochnachmittag (20. Juli) 40,3 Grad. Damit wurde der bisherige Landesrekord von 40,2 Grad in Freiburg im August 2003 übertroffen.
Extreme Trockenheit in Baden-Württemberg: Wasser-Rationierung droht
Kretschmann spricht von einer dramatischen Lage mit Blick auf die extreme Hitze und Dürre in Südeuropa. Er betont: „Auch bei uns führen viele Bäche und Flüsse schon wieder Niedrigwasser, was Mitte Juli wirklich nicht normal ist.“ 70 Prozent der Pegel lägen derzeit unter dem niedrigsten Wasserstand in einem durchschnittlichen Jahr. Wie eine Bilanz des Deutschen Wetter-Dienstes (DWD) zeigt, war bereits der Juni 2022 in Deutschland deutlich zu warm und zu trocken.
Ende Juni lag das Grundwasser laut der Baden-Württembergischen Landesanstalt für Umwelt auf „unterdurchschnittlichem Niveau“. Die Grundwasserverhältnisse waren im Juni trotz regional überwiegend überdurchschnittlicher Niederschläge insgesamt rückläufig und sind niedriger als noch im Juni 2021.
Wie echo24.de berichtet, muss vor allem in der Landwirtschaft mit einer Wasserknappheit gerechnet werden. Erste Gemeinden haben bereits zur Zurückhaltung bei der Wasserentnahme gebeten. Auch der Hohenlohekreis bittet um „einen verantwortungsbewussten Umgang bei der Wasserentnahme“. Andernfalls drohen Einschränkungen.
Baden-Württemberg wappnet sich gegen Wassermangel: Rationierung droht
Kretschmann sagte in Stuttgart, Baden-Württemberg müsse besser vorbereitet sein. Sein Kabinett verabschiedete laut dpa am Dienstag eine neue Strategie gegen Wassermangel und eine Weiterentwicklung der Hochwasserstrategie. „Das Wetter eskaliert“, sagte Umweltministerin Thekla Walker (Grüne). Die Schadenserwartung durch Unwetterkatastrophen sei von 0,4 auf 1,4 Milliarden Euro im Jahr gestiegen. Walker kündigte ein dichteres Netzwerk an Wassestandsmessungen an – auch für kleinere Gewässer.
Das Wetter eskaliert.
Ein Niedrigwasser-Informationszentrum soll Daten über Wasservorräte sammeln und bessere Prognosen liefern. Das Land müsse im Zweifel Maßnahmen ergreifen, sodass nicht mehr alle Wasser aus den Gewässern entnehmen dürften, sagte Walker. Zudem sollen die Kommunen dazu aufgefordert werden, auch für Starkregen verstärkt Vorsorge zu treffen. Für die Umsetzung der Strategien hat Walkers Ministerium mehr Stellen für den kommenden Doppelhaushalt 2023/2024 angemeldet.
Der Naturschutzbund NABU begrüßte die geplante Gründung des Niedrigwasser-Informationszentrums – und rief gleichzeitig die Bürger im Südwesten zum sparsamen Umgang mit Wasser auf. „Leitungswasser ist in Baden-Württemberg bestes Trinkwasser, wird aber auch zum Rasensprengen, Befüllen von Pools, Blumengießen, Autowaschen, Wäschewaschen, Klospülen und für vieles mehr benutzt“, teilte Nabu-Landeschef Johannes Enssle mit. Der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Person und Tag sei von 123 Liter im Jahr 2016 auf zuletzt 128 Liter angestiegen – was einer kleinen Badewanne entspreche.