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Will Deutschland seine Klimaziele erreichen, muss die Logistikbranche grüner werden. Die Spedition Brucker treibt die Nachhaltigkeit voran – mit einem ambitionierten Logistikprojekt in Gmünd.
Schwäbisch Gmünd
Grüne Logistik! Ein Schlagwort, das die Logistikbranche umtreibt. Der ökologische Fußabdruck vieler Unternehmen definiert sich nicht nur durch ihre Produktion, sondern ebenso durch die Wege, über die Waren und Produkte transportiert werden. Auch bei der Aalener Spedition Brucker hat die Bedeutung von nachhaltigem Handeln in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Stefan Brucker. Das dokumentiert nicht nur der erste Nachhaltigkeitsbericht der Firma – sondern auch ein außergewöhnliches Projekt der Firma mit Bosch am Standort Gmünd.
Dort legt Brucker besonderes Augenmerk auf Wasserstoffbasierende Technologien. Bis 2024 soll das Logistikzentrum auf dem Gügling fertiggestellt sein. „Dank der unmittelbaren Nähe zum innovativen Technologiepark H2Aspen bieten sich für unser Unternehmen ganz neue Möglichkeiten, Wasserstoff als Energieträger in der Spedition einzusetzen“, sagt Brucker. Über einen Elektrolyseur soll im Technologiepark H2Aspen dank erneuerbarer Energien grüner Wasserstoff hergestellt werden. Die Anlage ist eine der größten ihrer Art in Baden-Württemberg und soll in einem ersten Schritt pro Tag 2500 Kilogramm Wasserstoff produzieren. Dieses wird nicht nur in der neu entstehenden Wasserstoff-Tankstelle im Osten Gmünds vermarktet, sondern soll bei Brucker eingesetzt werden.
„Der Einsatz der neuen Technologie findet dabei in den unterschiedlichsten Bereichen Anwendung“, erklärt Brucker. So soll die hochmoderne KLT-Reinigungsanlage nicht mit Gas oder Strom, sondern mit Wasserstoff betrieben werden. Auch für die Transporte, die ab 2024 über das Logistikzentrum von Brucker und Bosch abgewickelt werden, sollen auf Wasserstoff basierende Antriebsmöglichkeiten zum Einsatz kommen, betont der Geschäftsführer, der dafür investieren will. So könnte ein Teil der Lkw-Flotte, die auf 300 Lkw angewachsen ist, durch Fahrzeuge mit Wasserstoff-Antrieb ersetzt werden. „Entscheidungen wie das Umrüsten des Fuhrparks oder neue Anschaffungen sind in der Diskussion“, erklärt Brucker, der sich mit der Anschaffung von Lkw mit Brennstoffzelle befasst, wie sie etwa von Hyundai oder Daimler entwickelt werden. Dabei stößt Brucker, wie andere Unternehmer, auf Probleme.
Zum einen ist das Angebot an Lkw mit Brennstoffzelle derzeit überschaubar. Daimler etwa hat die Serienreife für 2027 angekündigt, andere Hersteller haben mit langen Lieferzeiten zu kämpfen. Bei Brucker hat man deshalb die Umrüstung der bestehenden im Blick. „Das würde nur wenige Wochen dauern, das Resultat ist dasselbe: Statt Abgasen stoßen die Lkw nur Wasserdampf aus.“ Nicht nur deshalb ist Potenzial von Wasserstoff groß. Gegenüber einem Lkw mit Batterie als Energiespeicher hat die Brennstoffzelle Vorteile: Sie verlängert die Reichweite und verkürzt die nötige Betriebszeit. Während die Akkus eines Lkw derzeit vier Stunden Ladezeit benötigen, sind die Wasserstofftanks innerhalb 20 Minuten befüllt.
Doch nicht nur der Entwicklungs- und Lieferstau erschwert die Perspektive von Wasserstoff in der Mobilität. „Leider gibt es mehrere Hindernisse für diese durchaus erfolgversprechende Technologie“, resümiert Brucker. „Derzeit ist Wasserstoff im Vergleich mit herkömmlichen Energieträgern teuer. Das betrifft vor allem die Anschaffung der neuen Technik sowie deren Betrieb.“ Die Realisierung von Projekten scheitere an der Finanzierung, denn: Förderprogramme, um Wasserstoff für Unternehmen attraktiver zu machen und im Markt zu verankern, gibt es nur wenige. „Die Politik muss, wenn sie es ernst mit Nachhaltigkeit in der Wirtschaft meine, schneller und entschiedener agieren“, sagt Brucker. Gerade der Logistik komme bei der Einhaltung der Klimaschutzziele eine besondere Bedeutung zu.
Schneller Neubau in Gmünd, bislang vergebliche Standortsuche in Aalen
Mit der Stadt Gmünd arbeitet Brucker im Rahmen des Projekts auf dem Gügling eng zusammen. „Die Stadt nimmt dabei in der Region sicherlich eine Vorreiterrolle ein und treibt das Projekt Wasserstoff entschlossen voran“, sagt Brucker. Auch die Standortsuche in Gmünd gestaltete sich im Vorfeld als unkompliziert, Brucker baut sein Logistikzentrum auf dem Gelände der ehemaligen Pumpenfabrik Ritz (zuletzt: Andritz) in verkehrsgünstiger Lage auf dem Gügling.
Eine ähnliche Expansion strebt Brucker am Stammsitz in Aalen an. Eigentlich. „Unser Unternehmen wächst, die Bedeutung der Logistik für den Erfolg der Wirtschaft nimmt zu, zumal die Konjunktur vom Export abhängt. Die Branche ist zentral für den Erfolg des Standorts“, sagt er. Die Suche nach einem weiteren Standort im Raum Aalen währt einige Jahre, geeignete Flächen gebe es, sagt Brucker. Dennoch wartet der Geschäftsführer, bis heute erfolglos, auf einen positiven Bescheid aus dem Aalener Rathaus. Die Zeit dränge: „Die Wirtschaft in der Region benötigt dringend Logistikflächen.“ Und das unabhängig vom Antrieb der Lkw.