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Alfdorf hat die Zukunft fest im Blick

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Von: Robert Schwarz

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Alfdorfs Bürgermeister Ronald Krötz.
Alfdorfs Bürgermeister Ronald Krötz. © Markus Metzger

Während beim größten Arbeitgeber ZF tiefgreifende Veränderungen anstehen, will sich auch die Kommune mit einem Gemeindeentwicklungskonzept für die Zukunft rüsten.

Alfdorf.

Bei Alfdorfs größtem Arbeitgeber, der ZF, werden derzeit die Weichen für die Zukunft gestellt. Vor einigen Monaten hatte die Friedrichshafener Konzernzentrale entschieden, die gesamte Sparte Passive Sicherheitstechnik samt dem Standort Alfdorf, der gleichzeitig der Hauptsitz des Konzernbereichs ist, auszugliedern. Mit Spannung verfolgen nicht nur die rund 1600 Beschäftigten in Alfdorf die Entwicklung, auch Bürgermeister Ronald Krötz verspürt diese. „Ich bin jedoch zuversichtlich, dass der Standort weiter erfolgreich sein wird“, sagt Krötz. In der Geschichte habe es am Standort, zunächst unter Flagge der Repa, dann unter dem Namen TRW und schließlich ZF immer wieder Veränderungen gegeben, aus denen die Fabrik langfristig gestärkt hervorgegangen war.

Dieser Tage blickt man im Rathaus nicht nur voraus, sondern auch zurück, denn der langjährige Geschäftsführer und Gesellschafter der Repa, Wolf-Dieter Klink, wurde von der Kommune zum Ehrenbürger ernannt. Unter der Leitung des Sohnes des Repa-Gründers Erich Klink erlebte das 1961 in Lindach gegründete, zehn Jahre später um einen Standort Alfdorf erweiterte und schließlich komplett in die östlichste Gemeinde des Rems-Murr-Kreises abgewanderte Unternehmen einen steilen Aufstieg. Bereits Anfang der 1970er-Jahre stieg der US-Konzern TRW ein, Klink blieb bis 1994 Geschäftsführer und legte mit wegweisenden Investitionen, etwa in den Ausbau des Standorts Alfdorf oder in die europäischen Tochtergesellschaften, das Fundament für die heutige Bedeutung der Fabrik im ZF-Konzernverbund. Auch ehrenamtlich engagierte sich Klink stark. So spendete er nicht nur an die Kommune und zahlreiche Vereine, sondern ist auch Mitbegründer und Sponsor der Bürgerstiftung Alfdorf. „Neben seinen Verdiensten für seine Firma und gegenüber seinen Mitarbeitern hat er in vielfältiger Weise Verantwortung für die Gesellschaft übernommen und mit seinen Spenden viel Gutes bewirkt“, erklärte der Bürgermeister in seiner Laudatio. So wichtig Repa und TRW waren und die ZF ist: Der Standort Alfdorf ist mehr als sein größter Arbeitgeber. Insgesamt bieten die Firmen vor Ort rund 3000 Arbeitsplätze. Zweitgrößter gewerblicher Arbeitgeber ist Astorplast. Die Firma gehört zu den führenden Unternehmen für selbstklebende Produkte in Deutschland und Europa. Seit mehr als 50 Jahren produzieren die Alfdorfer individuelle Haftklebelösungen für nahezu alle weiterverarbeitenden Industrie- und Handwerkszweige. Weiter sind in Alfdorf unter anderem die Firmen Lorenz Messtechnik, Wiedmann Baustoffhandel, Elastik Berger, Ako-Kolckmann, Lauber Trocknungstechnik, Direkt CNC, Ziesel Fertigbau, Bulling Kfz Handel, Mack Heizungstechnik, Forstbetrieb Müller oder Stäblerplast ansässig.

Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist sowohl bei den Firmen vor Ort als auch externen Interessenten spürbar, weshalb die Gemeinde die Planungen für das Gewerbegebiet Albuch weiter vorantreibt. Die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern sind laut Krötz abgeschlossen, nun gehe es an die konkrete Planung. Insgesamt sollen rund 23.500 Quadratmeter zur Verfügung stehen, ein Betrieb aus Alfdorf hat bereits ein konkretes Interesse hinterlegt.

Alfdorf treibt Breitbandausbau voran

Seit knapp drei Jahren ist Krötz nun Bürgermeister der Gemeinde mit insgesamt rund 7250 Einwohnern. Ein Wahlversprechen war der Ausbau der Breitbandinfrastruktur, schließlich gibt es in den zahlreichen Teilorten und Weiler derzeit rund 500 weiße Flecken, Anschlüsse, an denen die Geschwindigkeit unter 30 Mbit pro Sekunde liegt. Mit einem Markterkundungsverfahren wurde der konkrete Bedarf ermittelt, anschließend stellte die Gemeinde die Förderanträge. Von Bund und Land gibt es insgesamt rund sieben Millionen Euro und damit 90 Prozent der gesamten Kosten. Nach einem Ausschreibungsverfahren fiel die Wahl auf die Netcom BW, die den Ausbau ebenso dazu nutzen will, das Stromnetz an den Standorten teilweise unter die Erde zu bringen. In knapp zwei Jahren soll an den heutigen weißen Flecken per Glasfaseranschluss schnell im Internet gesurft werden können.

Im Anschluss sollen dann Alfdorf, Pfahlbronn und Brech folgen, die derzeit per Kupfer-Vectoring-Technik mit bis zu 150 Mbit/s erschlossen sind. Bei der Mobilfunkversorgung wurden ebenfalls einige Lücken geschlossen, dank eines neuen Masts der Telekom in Hellershof. Ein weiterer Mobilfunkmast bei Höldis ist bereits in konkreter Planung. Weitere sollen folgen, was angesichts der Struktur und der geografischen Größe der Gemeinde mit insgesamt 63 Dörfern, Weilern und Gehöften ein komplexes Unterfangen ist. „Ziel ist, Standorte zu finden, die verträglich für Mensch und Natur sind“, betont Krötz.

Ein weiteres wichtiges Wahlversprechen Krötz‘ war, die Gemeinschaft in der Gemeinde zu stärken – und etwa die Jugendlichen stärker miteinbeziehen. An einem Jugendbeteiligungsprojekt haben rund 400 Jugendliche teilgenommen. Die Gemeinde wird als Reaktion einen Skate-Park in Pfahlbronn und einen Dirt-Park in Alfdorf bauen, um der jüngeren Generation mehr Freizeitmöglichkeiten zu bieten. Ebenfalls neu geschaffen werden soll die Stelle einer/s Gemeindejugendreferent/in, die im Sommer ausgeschrieben werden könnte. „Damit wird es eine Schnittstelle zwischen Verwaltung und Jugend geben. Zudem soll der Referent oder die Referentin offene Angebote für Jugendliche entwickeln, die Netzwerkarbeit mit Vereinen ausbauen sowie präventiv tätig werden“, so Krötz, der sich beim Gemeinderat für die Zustimmung bedankt.

In Alfdorf geht der Blick bald in die Zukunft: Mit einem Gemeindeentwicklungskonzept will sich die Kommune fit für die kommenden Jahre machen. Top-Themen sind Liegenschaften, Vereinsstruktur und die Wohnbebauung. „Wir wollen uns Gedanken machen, wie Alfdorf im Jahr 2040 aussehen soll“, sagt der Bürgermeister. Der Plan ist zudem Voraussetzung für die Förderung im Rahmen eines gebietsbezogenen Sanierungskonzepts, mit dem in Pfahlbronn das Areal rund um das alte Rathaus aufgewertet werden soll. Zudem würde es im Rahmen der Förderung auch Zuschüsse für die Grundstücksbesitzer an der Ortsdurchfahrt geben.

Ebenfalls stetig beliebter wird Alfdorf als Wohngemeinde. Mehr als 7250 Menschen leben hier. Das Wohnbaugebiet Rossäcker war rasch vermarktet, die Entwicklung des Gebiets „Löhgang“, das direkt nebenan liegt, wird in zwei Bauabschnitten angegangen. Im Teilort Vordersteinenberg wurden zuletzt 13 Bauplätze ausgewiesen, „die aber bislang leider nicht alle bebaut wurden“, wie Krötz mit Bedauern anmerkt.

Frisch herausgeputzt haben sich die zwei die größten Einzelhändler am Ort. Der neue, moderne und größere Penny-Markt in Pfahlbronn mit Bäckerei und Café hat bereits Neueröffnung gefeiert. Das Grundstück des alten Penny-Marktes hat die Firma Astorplast gekauft. Im Sommer soll zudem der neue Rewe-Markt, ebenfalls größer und moderner als der bisherige, folgen.

Das Rathaus von Alfdorf.
Das Rathaus von Alfdorf. © Gemeinde Alfdorf

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