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Trotz Rekordaufträge: Kiener muss in die Insolvenz

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Von: Robert Schwarz

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Der Maschinenbauer Kiener steckt in finanziellen Schwierigkeiten.
Der Maschinenbauer Kiener steckt in finanziellen Schwierigkeiten. © Kiener

Der Maschinenbauer aus Lauchheim muss sich sanieren – trotz des höchsten Auftragsbestands in der Firmengeschichte. Betroffen sind rund 500 Mitarbeitende.

Lauchheim. Hiobsbotschaft für die rund 500 Mitarbeitenden des Maschinenbauers Kiener: Das Unternehmen hat beim Amtsgericht Aalen einen Antrag auf Insolvenz gestellt – obwohl das Unternehmen den größten Auftragsbestand der mehr als 40-jährigen Firmengeschichte verzeichnet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Patrick Wahren von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz & Partner, Neu-Ulm, bestellt. Geschäftsbetrieb und Produktion sollen laut Wahren uneingeschränkt weitergehen. Die Löhne und Gehälter sind über das Insolvenzgeld bis Ende Juli 2023 gesichert. Die Belegschaft sei über die aktuelle Situation und die nächsten Schritte informiert worden. 

Zum Verhängnis wurden dem Unternehmen offenbar der Wegfall von Kundenprojekten, viele davon während der Pandemie. Aus diesem Grund hatte Kiener bereits in den vergangenen Jahren Umsatzeinbußen erlitten. Auch nach der Pandemie stabilisierte sich das Geschäft nicht nachhaltig. Die Gruppe konnte zwar Auftrage akquirieren, hatte aber mit den weltweit strapazierten und unter Druck stehenden Lieferketten zu kämpfen. Diese hatten offenbar Einfluss auf die die Beschaffung und die komplette Projektabwicklung, was zu „erheblichen Mehrkosten und zu Ausfällen bzw. deutlichen Verschiebungen von Zahlungen bei zahlreichen Kunden“ geführt hat. In der Folge ist Kiener nun in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, obwohl sich die Marktlage zwischenzeitlich deutlich verbessert hat und Kiener über „den größten Auftragsbestand seiner über 40-jährigen Firmengeschichte“ verfügt, wie es weiter heißt.

Um weitere Schäden zu vermeiden, haben die die Gesellschafter laut einer Mitteilung versucht, „im Rahmen einer eigeninitiierten Restrukturierung zusammen mit einem Beratungsunternehmen die Krise zu überwinden“. Nachdem die Geschäftsführung festgestellt habe, dass die Verluste der Vergangenheit auch nach Abwägung aller Optionen kurzfristig nicht ausgeglichen werden könnten, habe man sich dazu entschlossen, einen Antrag auf Insolvenz zu stellen und sich durch Sanierung „wieder zukunftsfähig aufzustellen“.

„Für uns als Unternehmen und als Familie Kiener stand der Erhalt der Arbeitsplätze immer an oberster Stelle – insbesondere auch in Krisenzeiten“, erklärt Stefan Kiener, geschäftsführender Gesellschafter von Kiener. „Dieses Verständnis haben wir noch heute, weshalb wir weiterhin alles an den Erhalt der Arbeitsplätze der Mitarbeitenden in unseren Werken setzen.“ Aufgrund der guten Auftragslage sowie den sich bietenden Perspektiven blicke Kiener zuversichtlich auf die kommenden Monate. Der geschäftsführende Gesellschafter ist überzeugt, „dass wir auch mit dem vor uns liegenden Insolvenzverfahren künftig wieder an bisherige Erfolge anknüpfen können“.

Die beiden Unternehmen Kiener und Lacom beschäftigen mehr als 500 Mitarbeitende an den Standorten Lauchheim, Bopfingen, Westhausen und Neunheim. Die Firmengruppe, zu der auch die Unternehmen Comag Engineering (Österreich), Kiener Hungaria (Ungarn) und Kiener Suzhou (China) gehören, hat mehr 700 Mitarbeitende.

Das 1980 gegründete Unternehmen entwickelt und produziert Sondermaschinen und -anlagen für Automatisierung, Prüftechnik und Beschichtungstechnik. Zudem vertreibt es standardisierte Module für die Verkettung von Anlagen. Zu den Kunden gehören Automobilhersteller und Zulieferer der Automotive-Industrie sowie Forschungsinstitute sowie Unternehmen aus der Batterie- und Brennstoffzellentechnologie. Gerade in diesem Zukunftsfeld ist der Sondermaschinenbauer gut aufgestellt.

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