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AfD-Kundgebung mit lautem Protest

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Von: Marcia Rottler

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Um 14.30 Uhr haben sich die Gegendemonstranten vor Aalens Rathaus versammelt. Eine halbe Stunde später startet die Kundgebung der AfD auf Höhe des Modegeschäfts.
Um 14.30 Uhr haben sich die Gegendemonstranten vor Aalens Rathaus versammelt. Eine halbe Stunde später startet die Kundgebung der AfD auf Höhe des Modegeschäfts. © Jessika Preuschoff

Die Partei veranstaltet eine Kundgebung in Aalens Innenstadt. Einige Organisationen starten eine Gegendemo. Etwa 150 Menschen sind vor Ort. 

Aalen. Dienstagmittag, 14.30 Uhr, Rathausvorplatz in Aalen. Etwa 120 Menschen haben sich zur Demonstration gegen die Kundgebung der AfD versammelt, die eine halbe Stunde später vor dem Kubus starten wird. "Wir müssen hier präsent sein", sagt Kerstin Pätzold, DGB-Baden-Württemberg-Gewerkschaftssekretärin. "Wir wollen sichtbar machen, dass wir mit der Politik der AfD nicht einverstanden sind und dass es in Aalen keinen Platz für Hetze und Ausgrenzung gibt", sagt sie weiter. Die Zuschauerinnen und Zuschauer applaudieren, heben ihre Banner in die Höhe. Omas gegen Rechts, die Jusos, die Linke, die SPD, und, und, und – viele Organisationen sind an diesem Mittag auf dem Rathausvorplatz.

Dann tritt Eva-Maria Markert, Mitglied von Omas gegen Rechts, ans Mikro. "Oma sein ist eine Haltung. Wir sind mutig", sagt sie. Älter sein bedeute nicht stumm sein. "Wir setzen uns für eine freie Gesellschaft ein", betont sie. Auch SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier ist am Mittag vor dem Rathaus. "Ich will hier ein Zeichen setzen, dass es unverantwortlich ist, dass rechtspopulistische, menschenverachtende Parolen ein paar Meter weiter geschrien werden", sagt sie. Sie sehe "die da drüben" jeden Tag im Bundestag. "Das ist unerträglich, die wollen wir nicht hier". Applaus.

Wir müssen hier präsent sein

Kerstin Pätzold, DGB-Baden-Württemberg-Gewerkschaftssekretärin

15 Uhr. Justin Niebius, Kreisvorsitzender der Linken, beginnt zu sprechen. In diesem Moment tut sich einige Meter unterhalb etwas. AfD-Mitglied Jan-Hendrik Czada, der im Kreis Aalen für den Landtag kandidiert, tritt ans Mikro. Etwa 30 Menschen sind um ihn versammelt. Die Rede von Niebius ist auch auf der AfD-Kundgebung mit dem Motto "Raus aus der Krise – rein in die Zukunft!", zu hören. "Es ist betrüblich, dass unsere Kundgebungen gestört werden", sagt Czada. Heute werde dies nicht gelingen. "Wir werden informieren." Die AfD wolle Themen offen ansprechen. Von der etablierten Politik werden "die Probleme verdängt", sagt Czada und nennt die Euro-, Flüchtlings- und Migrationskrise als Beispiele.

15.20 Uhr. Langsam pilgern mehr Gegner zum AfD-Stand. Mit Transparenten und Pfeifen. "Nazis raus", brüllen sie. Czada spricht über das Coronavirus. "Ich glaube, die Killervirus-Pandemie, die man mit Panikmache versucht darzustellen, gibt es nicht", sagt er. Zahlen belegten dies. Die Maßnahmen seien daher nicht gerechtfertigt, sagt Czada und betont: "Die Risikogruppen müssen wir schützen."

15.30 Uhr. AfD-Bundestagsabgeordneter Martin Hess beginnt mit seiner Rede. Seine Worte sind kaum zu hören – die Gegendemonstranten haben eine Traube um den Stand gebildet, machen mit ihren Pfeifen Lärm. "Wahre Demokraten hören zu, wollen Meinungsfreiheit und keine Diktatur", sagt er. Von AfD-Anhängern gibt's Applaus.

Hess spricht die Krawallnacht in Stuttgart an. "Wenn Sie wollen, dass das nicht wieder passiert, haben Sie nur eine Wahl: die AfD", sagt er. Die AfD sei die einzige, die die Ursache dafür klar benenne. "Über 80 Prozent der Täter waren nicht deutsch", sagt er. Buh-Rufe aus dem Publikum. Die AfD habe nichts gegen Menschen, die legal hier leben. "Menschen, die sich nicht an die Gesetze halten, müssen abgeschoben werden." Applaus von den AfD-Demonstranten.

16 Uhr. Dr. Marc Jongen, kulturpolitischer Sprecher der AfD, tritt ans Pult. Die Politik arbeite in der aktuellen Krise aktiv darauf hin, den "Wohlstand zu vernichten". Die AfD wende sich gegen diesen Trend. Dann spricht er die "Schwarze Leben zählen"-Bewegung an. "Wir sind Weltmeister geworden beim Import von Idealen aus den USA", sagt Jongen. "Was nach dem Ereignis folgte, stehe "in keinem Verhältnis zum Anlass". "Hetzer, Hetzer", rufen die Gegendemonstranten.

Dann bricht es aus Zuschauer Ehsan Farsi heraus. Er spricht nochmals die Ereignisse in Stuttgart an. "Warum tun Sie alle in eine Schublade?", ruft er. "In Stuttgart waren nicht nur Moslems, auch Linksradikale", antwortet Jongen. "Ich schätze jeden Moslem, der sich dagegenstellt und sagt ‘dies ist nicht mein Islam'", so Jongen.

16.40 Uhr. Die Demo ist beendet. AfD-Politiker unterhalten sich mit den Gegendemonstranten. Gemeinderatsmitglied Roland Hamm will Anzeige gegen Marc Jongen erstatten. "Wegen Volksverhetzung", sagt Hamm.  

Fotos: Oliver Giers
Fotos: Oliver Giers © Jessika Preuschoff
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