Bratwürste und Erbrochenes

Jürgen Steck über eine schlechte Nacht in Zeiten wie diesen.
Und dann die Bratwürste, denk an die Bratwürste! Ohne gibt’s kein Weihnachten.“ Sagt eine Frau, die ich nicht kenne, die aber eine Nikolausmütze trägt und mit rundem Gang an mir vorbeizieht in der bunt geschmückten Fußgängerzone einer mir unbekannten Stadt. Ich rieche eine Mischung aus „Black Opium“ von Yves Saint Laurent, Aperol Spritz. Auch etwas Glühwein und frisch Erbrochenes ist dabei. Ich überlege, was sie mir mit den Bratwürsten sagen will, ehe mich Knecht Ruprecht in einen Raum zieht, in dem in Endlosschleife „Last Cristmas“ läuft und der Ausgang versperrt ist von sich im Takt wiegenden Plastiktannenbäumen. Irgendwann schaffe ich es, mich durchzuzwängen, falle aber in ein Schneeloch, auf dessen Grund mehr als hundert nicht zugestellte Amazon-Pakete liegen, die ich alle austragen muss, bevor 24 Kinder mit Blockflöten mich umzingeln. Und jedes Kind spielt ein anderes Weihnachtslied. Ich wache schweißgebadet auf – und schwöre mir einmal mehr, abends niemals mehr Linsen mit Spätzle zu essen ...