- VonBea Wieseschließen
Der Stadtbezirk bezieht Ältere besonders aktiv in die Gestaltung des Ortes mit ein. Das könnte eine Blaupause für andere werden. Was im Welland-Ort in den nächsten Monaten geplant ist.
Aalen-Dewangen
Was braucht es, damit Dewangen auch im Alter ein lebenswerter Wohnort ist? Für Ursula Mutscheller und Martin Diemer lautet die Antwort: Vor allem braucht es Menschen, die gestalten wollen. Menschen, die sich kümmern.
Seit dem vergangenen Jahr gibt es in dem 3200 Einwohner starken Teilort eine rührige Gruppe, die sich der Belange von Seniorinnen und Senioren annimmt, Vorhaben und Aktionen plant, organisiert und umsetzt. Martin Diemer und Ursula Mutscheller gehören zum festen Stamm dieser durchschnittlich sieben Mitglieder starken Runde, die inzwischen einiges auf die Beine gestellt hat. Das wohl umfangreichste Vorhaben soll demnächst Wirklichkeit werden: In Abstimmung mit der Stadt und aus Mitteln des Ortschaftsbudgets bekommt Dewangen eine Boulebahn, zwischen Wanderheim und Tennisplatz. Etwa 25 potenzielle Spielerinnen und Spieler fanden sich im September in einer Gründungsversammlung zusammen.
Ortsvorsteherin Andrea Zeißler unterstützt die Initiative "Seniorenfreundliches Dewangen" ausdrücklich: "Wir gehen davon aus, dass wir die Bahn jetzt im Frühjahr, sobald das Wetter beständig gut ist, umsetzen können. Mein großer Dank gilt dem Ehepaar Martin, die die Idee, auch in Dewangen Boule zu spielen, überhaupt ins Rollen gebracht haben."
Zeißler betont: "Die aktive Seniorengruppe ist ein großer Glücksfall für unser Dewangen." Man arbeite über Parteigrenzen hinweg, auch konfessionelle Bindung spiele keine Rolle, sagt Ursula Mutscheller. Das Ziel aller Projekte: „dass man die Leute miteinander ins Gespräch bringt“, beschreibt Martin Diemer einen der Grundsätze. Anknüpfungspunkte gebe es viele: Als pensionierter Lehrer hielt er schon Schulungen ab wie „Nie zu alt fürs Smartphone“ oder zur Kommunikations-App „Signal“. Guten Anklang fanden Bewegungsangebote: monatliche Seniorenwanderungen mit dem Schwäbischen Albverein oder Spaziergänge unter dem Motto „Gemeinsam mit dem Rollator“.
Im Januar wurde im WellandMarkt das „Bücher-Tausch-Regal“, eine Tauschmöglichkeit für Literatur, in Betrieb genommen. Fest etabliert werden soll das Angebot für kostenlose Mitfahrgelegenheiten zu Veranstaltungen des Stadt-Seniorenrats in der Kernstadt, zum Beispiel zu den Vorträgen rund um die Pflege. „Wandern mit Smartphone-Unterstützung durch die App „komoot“ wird Martin Diemer am 18. April, 14 Uhr, im Wanderheim zeigen. Am Sonntag, 23. April, 14 bis 17 Uhr, gibt es einen Flohmarkt im Scheurenfeld. Ursula Mutscheller: „Alle sind aufgerufen, ihre Garagen, Hauseingänge oder Carports zu öffnen und das anzubieten, was sie nicht mehr brauchen.“ Ein Angebot mit Mehrwert, findet sie, „unter dem Nachhaltigkeitsaspekt, aber auch unter dem Aspekt, dass man Gelegenheiten schafft, dass Menschen miteinander ins Gespräch kommen.“ Im Oktober soll eine ähnliche Veranstaltung auch im Krähenfeld stattfinden.
Zukunftsmusik: Die Idee für eine Kneipp-Anlage in Dewangen habe auch eine Kümmerin gefunden, berichtet Diemer. Zurzeit geht es um die Standortsuche, ein fixer Posten im städtischen Etat ist vorhanden. Martin Diemer: „Leider haben wir keinen starken Bach in Dewangen, da ist jetzt städtische Expertise gefragt.“ Des Weiteren stehen auf der Agenda eine Ortsbegehung unter dem Aspekt Barrierefreiheit sowie Themen wie „In meinem Alter noch eine PV-Anlage?“, „Defibrillator für Dewangen“, oder „Alternative Wohnformen im Alter“. Ortsvorsteherin Zeißler weiß: "Das Schöne dabei ist, dass nicht nur geredet und geplant wird, sondern es wird auch einiges in die Tat umgesetzt. Erst gestern war ich wieder bei einer Besprechung anwesend und habe meine Hilfe bei diversen richtig guten Ideen und Vorschlägen zugesichert. Es macht große Freude, diese aktive Gruppe zu unterstützen."
Blaupause für Aalens Teilorte: Wie Dewangen es angeht, um Seniorinnen und Senioren eine Stimme zu geben und ihnen Gehör zu verschaffen, das kann als Vorlage für andere Teilorte dienen, ist Hartmut Schlipf, Vorsitzender des Stadt-Seniorenrats, überzeugt. Er sieht es als eine Art Pilotprojekt und lobt die Unterstützung der Ortsverwaltung und des Aalener Rathauses. Auch wenn man in jedem Teilort individuelle Voraussetzungen und Bedürfnisse berücksichtigen müsse – „auf der Basis der gesammelten Erfahrungen in Dewangen könnte man durchaus einen weiteren Start machen, zum Beispiel in Hofherrnweiler/Unterrombach“.
Hintergrund: Im März 2022 wurden rund 600 Dewangerinnen und Dewanger über 70 Jahre angeschrieben. Mit Unterstützung der Ortschaftsverwaltung und Ortsvorsteherin Andrea Zeißler wurden Ideen gesammelt, wie Dewangen für diese Altersgruppe attraktiver werden kann. Im Mai 2022 wurde das Ergebnis öffentlich vorgestellt. Anschließend bildete sich eine Arbeitsgruppe. Alle Angebote sind kostenlos und werden von Ehrenamtlichen gestemmt.