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Ein knapp 400-jähriges Stück Alt-Aalen ist weg

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Von: Erwin Hafner

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Die Baulücke in der Beinstraße. Hier, neben dem einstigen „Waldhorn“ (l.), stand das Wohnhaus von Johanna Klöpfer.
Die Baulücke in der Beinstraße. Hier, neben dem einstigen „Waldhorn“ (l.), stand das Wohnhaus von Johanna Klöpfer. Foto: opo © Oliver Giers

Erinnerungen an das abgerissene Haus Beinstraße 16 mit einstigem Ziegenstall und Plumpsklo. Wer hier wohnte.

Aalen. Noch liegen ein paar Steine der einstigen Stadtmauer auf den Trümmern des abgerissenen Hauses Beinstraße 16 neben dem ehemaligen „Waldhorn“.  Und noch sind die Erinnerungen an das einstige alte Häusle noch wach. Seit dem Wiederaufbau nach dem Stadtbrand von 1634 war es komplett erhalten und bis vor kurzem durchgehend bewohnt.

Wer durch die niedere Tür wollte, musste den Kopf einziehen. Dann ging es zwei Stufen hinab und danach - am einstigen Ziegenstall vorbei - eine enge, steile Treppen hinauf. Die Holzstufen waren zwar tief ausgetreten, aber blitzblank gebohnert.  Und schon stand man in der Küche und im Wohnraum des  kleinen Gebäudes.

Es gehörte der mit 95 Jahren verstorbenen Johanna Klöpfer, die hier aufgewachsen war, ihre Eltern und zwei Tanten „nausgepflegt“, und  drei Kinder großgezogen hatte. Eine  bescheidene Frau und Mutter, die  früh Witwe geworden war und sich mühsam durchs Leben schlagen musste.

Das einzige Zimmer mit der weiß getünchten Original-Holzdecke diente als Wohn- und Schlafraum in einem. Trotz der Enge war es darin urgemütlich. Die Mauernische hinter einem Vorhang, auf dem  der Fernseher stand, wurde von Johanna Klöpfer als „Bödele“ bezeichnet; ein Alkoven, einst Schlafstätte für die Kinder. Als  diese größer wurden, zogen die Eltern hinab in den einstigen Ziegenstall – zwei Treppen tiefer liegend als das Straßenniveau. Einziger Wärmespender in der Wohnung war ein über 100 Jahre alter, aber dank der Pflege immer noch chromblitzender Herd, auf dem die Oma und Uroma  mit Holz und Kohlen das Essen kochte. Einen Nachtspeicherofen, den die Kinder aufstellten, benutzte die Oma kaum: „I brauch so ebbas net, i muaß spara“, meinte sie.Und dann noch eine Überraschung: Neben dem Terrazzo-Spülstein in der Küchenecke gab es einen Verschlag. Hinter dessen Brettertür war ein intaktes Plumpsklo mit Holzdeckel; auch schon, als das Klo später  an die Kanalisation angeschlossen worden war. 

Rechts: Johanna Klöpfer am der Küchenherd. Links: Hinter einem Bretterverschlag in der Küchenecke das Plumpsklo.
Rechts: Johanna Klöpfer am der Küchenherd. Links: Hinter einem Bretterverschlag in der Küchenecke das Plumpsklo. Foto: -afn- © erwin hafner
Der Zahn der Zeit hat an den Holzstufen der schmalen und steilen, aber blitzsauber gebohnerten Treppe sichtbar genagt.
Der Zahn der Zeit hat an den Holzstufen der schmalen und steilen, aber blitzsauber gebohnerten Treppe sichtbar genagt. © erwin hafner

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