Immer die Wahrheit?

über Gewissenskonflikte junger Väter
Was hat er sich geschworen, als er Vater wurde: Nein, seine Kinder wird er nicht anschwindeln. Niemals! Lieber die Wahrheit, anstrengend, aber kindgemäß und mundgerecht verpackt, als eine billige Papa-Lüge. Und nun, zweieinhalb Jahre später und um gefühlte 3000 Jahre Eltern-Erfahrung reicher, hat er es doch getan. Er hat gelogen. Schamlos eigentlich, doch in bester Absicht. Hat es nicht übers Herz gebracht, der Zweieinhalbjährigen offen zu sagen, wo sie sind, die fünf heiß geliebten Hühner, die gestern noch lebensfroh auf dem Hof im Sande scharrten, und von denen seit heute Morgen jede Spur fehlt. Denn die nackte Wahrheit wäre so brutal wie der Tod: „Die hat der Fuchs geholt, alle fünf auf einmal, letzte Nacht.“ Dagegen klingt seine kleine Schwindelei doch geradezu paradiesisch: „Die Hühner? Die sind im Urlaub!“