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Irrer Vorschlag vor Gericht: Maier soll den eigenen VIP-Bus zurückkaufen

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Stefan Maier ist als Erinnerung noch das Nummernschild des Skiträgers des unterschlagenen Sprinters geblieben. Dieses Nummernschild fährt aktuell durch Berlin.
Stefan Maier ist als Erinnerung noch das Nummernschild des Skiträgers des unterschlagenen Sprinters geblieben. Dieses Nummernschild fährt aktuell durch Berlin. © Oliver Giers

Erstes Aufeinandertreffen im Berliner Landgericht. So verlief der erste Gütetermin. Wo der Berliner Käufer eine falsche Angabe gemacht hat.

Aalen/Berlin. Der unglaubliche Fall des Wasseralfingers Mietwagenunternehmers Stefan Maier, der einen Luxusbus vermietete, den der Mieter frech weiterverkaufte, findet kein Ende. Jetzt gab es ein erstes Aufeinandertreffen des Wasseralfingers und des Käufers vor dem Berliner Landgericht.

Wer hier am Ende irgendwann einmal alles Opfer ist und bleiben wird: noch unklar. Fest stand nach der gescheiterten Güteverhandlung zwischen dem Wasseralfinger Stefan Maier und dem Käufer seines VIP-Mercedes-Bus nur ein Gewinner: das irische Phantom „David Chris“. Der Betrüger hat mehr als 30.000 Euro in bar. Die Protagonisten dieses Vormittages am Berliner Gericht an der Littenstraße haben beide ein Problem ohne eine einfache Lösung in Sichtweite.

Immerhin hat einer von ihnen (der Berliner Käufer) einen schicken Mercedes Sprinter. Der andere (Stefan Maier) den passenden Fahrzeugbrief und die Ersatzschlüssel - und sonst nur Ärger.

Showdown vor Gericht

Showdown vor Gericht im altehrwürdigen Gerichtsgebäude aus dem 19. Jahrhundert in Berlin-Mitte. Raum 1807. Es ist wie Fernsehen. Zugeschaltet aus Aalen sind Maier und sein Anwalt. Vorm Tablet-Bildschirm: ein Berliner Schlager-Musiker und sein Anwalt. Richterin Heike Niemann hat ihren eigenen kleinen Bildschirm.

Ihr Start in die Verhandlung eines Dilemmas: ernüchternd. Hoffnung auf eine einfache Lösung klingt anders: „Wir müssen davon ausgehen, dass Sie hier beide Opfer in dieser Sache sind. Maier fordert sein Auto zurück. Mercedes Sprinter, Top-Ausstattung, auch hier Fernsehen an Bord, Wert: mehr als 70.000 Euro. Maier hatte den Wagen gegen 1000 Euro Leihgebühr an „David Chris“ vermietet. Sicherster Fakt an diesem Tag: Der Mann heißt garantiert nicht so. Vor mehr als einem Jahr verschwand der Mieter mit dem Wagen. Der Berliner Frank S. fand das Auto später auf Ebay-Kleinanzeigen und konnte sein Glück kaum fassen. „Genauso einen hatte ich gesucht.“ Der Preis: unschlagbar. Gut 35.000 Euro. Da wird schnell zugeschlagen. Skepsis? Unbezahlbar. Während Urbesitzer Maier mit seinem Anwalt vorm Bildschirm sitzt, soll S. erzählen, wie er den Mercedes kaufte. Mit dem Gefährt ist er trotz monatelangem Rechtsstreit noch immer in Berlin unterwegs. Maier weiß das. Er verfolgt sein Auto gerne über GPS-Daten.

Das Landgericht in Berlin in der Littenstraße in Berlin-Mitte.
Das Landgericht in Berlin in der Littenstraße in Berlin-Mitte. © Reckermann, Lars

Der Schlager-Sänger erzählt, wie er mit dem vermeintlichen Besitzer mehrfach schrieb und auch telefoniert. „Ein bisschen gebrochen aber gut verständlich war sein Deutsch.“ Die beiden machen trotzdem schnell Nägel mit Köpfen. In Ingolstadt soll der Kauf über die Bühne gehen. Ein paar Meter hinterm Bahnhof in einer Seitenstraße. Gedacht habe sich der Mann aus Berlin dabei nichts. „Ich habe mein letztes Auto vor zehn Jahren gekauft. Ich bin kein Profi-Autokäufer.“ Ob er hier zu gutgläubig war, will Richterin wissen. Schulterzucken. Der Mann mit dem S. telefoniert, ist der Verkäufer. Nach Ingolstadt wird aber ein „Verwandter“ geschickt. Das ist David Chris. Der ist auch als Besitzer in den Fahrzeugpapieren eingetragen. Die, wie sich später herausstellte, gestohlen und manipuliert waren.

Verkauf in einer Seitenstraße in Ingolstadt

Kam das dem Käufer nicht alles merkwürdig vor? Nee. Immerhin handelte er den Preis noch einmal runter auf 33.000 Euro. „Der Wagen war auch ziemlich dreckig.“ Der fehlende Zweitschlüssel als Indiz dafür, dass etwas bei der ganzen Aktion nicht stimmte? Auch nicht schlimm. S. hatte sich bei Mercedes in Berlin vorher schlau gemacht: „Der konnte neu codiert werden...“

Vorm Bildschirm in Aalen: ein stiller Besitzer. Und dessen Anwalt? Er fragt zwar nach, ob dem Käufer nicht der niedrige Preis für ein luxuriös ausgestattetes Fahrzeug komisch vorkam. „Nein. Es hingen beim Bord-Fernseher ja auch Kabel heraus.“ Warum Maiers Anwalt den Verkäufer nicht einmal nach dem Akzent des gebrochenen Deutsches vom angeblichen Iren „David Chris“ fragte und ob da vielleicht gar kein Englischer-Akzent herauszuhören war? Eine wohl vergebene Chance, die Glaubwürdigkeit des Berliners vor der Richterin in Frage stellen zu können.

Ein bisschen Krimi-Fernsehen wie bei einem Verhör dann aber doch. Die Aalener fragen nach Berlin, ob es denn eine Probefahrt gegeben habe. Da erzählt S. freizügig, wie er und sein ominöser Verkäufer mit dem Wagen „die Straße herunter und ums Karree gefahren sind“. Hoppla! Laut GPS-Daten, über die Maier verfügt, wurde lediglich der Motor gestartet. Das Auto selbst soll sich nicht bei den Verkaufsverhandlungen bewegt haben. Es folgt ein kurzes Schweigen in Berlin. Da konnte sich jemand entweder nicht gut erinnern, oder hat Quatsch erzählt. Richterin Niemann nimmt die Fakten mit ins Protokoll und hat auch nach der guten Stunde vor Gericht keine Lösung. Der Berliner will den Wagen nicht freiwillig zurückgeben. Er brauche ihn auch für seine Arbeit auf Dorffesten und für Auftritte. „Man kann sich hinten im Auto umziehen und auch die Anlage passt gut rein.“ Er habe den Mercedes auch finanziert. Genauso wie Maier, der nach eigenen Angaben sogar noch für die Versicherung zur Kasse gebeten wird.

So geht der Fall nun weiter

Wie geht der irre Fall nun aus? Die Richterin wird sich in den kommenden Wochen beim Durchblick der Unterlagen Gedanken machen. Ergebnis: offen. Ein Vorschlag, den der Anwalt des Schlagersängers vorschlug, würde wohl nur ein Opfer zurücklassen. Der Jurist schlug vor: Der Aalener könne ja 30.000 an seinen Mandanten überweisen, dann gibt er den Wagen zurück. Rudi Selch

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Bekommt Maier seinen Wagen endlich wieder?

Zwischen zwei Aktenordnerdeckeln hat Stefan Maier, die Abläufe seines Fahrzeugverlustes gesammelt.
Zwischen zwei Aktenordnerdeckeln hat Stefan Maier, die Abläufe seines Fahrzeugverlustes gesammelt. © Oliver Giers
Stefan Maier
Stefan Maier © opo
Innenansicht des Landgerichts Berlin in der Littenstraße in Berlin-Mitte.
Innenansicht des Landgerichts Berlin in der Littenstraße in Berlin-Mitte. © Reckermann, Lars

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