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Kein Visum für Familie aus Hatay

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Von: Katharina Scholz

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Hatay nach dem Erdbeben.
Hatay nach dem Erdbeben. © Kamil Okuyan

Roland Hamm wünscht sich, dass die Bundesregierung zu ihren Versprechen steht und das Verfahren vereinfacht.

Aalen. Roland Hamm ist enttäuscht von der Bundesregierung. „Nach vollmundigen Versprechen zur Erleichterung der Visa-Verfahren ist keine Änderung der Rechtslage erfolgt“, sagt Hamm, der sich seit fast 30 Jahren für die Städtepartnerschaft zwischen Aalen und Antakya/Hatay engagiert. Im Moment unterstützt er viele Deutsch-Türken in Aalen und Umgebung dabei, ihre Verwandten aus dem Erdbebengebiet zu ihnen zu holen. Nach wie vor brauchen türkische Staatsbürger ein Besuchsvisum, so wie vor dem Erdbeben, sagt Hamm. In der Regel gilt es für drei Monate.

Dazu gehört, dass der Gastgeber eine sogenannte Verpflichtungserklärung beantragt. Er muss der zuständigen Ausländerbehörde nachweisen, dass sein Einkommen oder Vermögen ausreicht, um für die Gäste sorgen zu können. Das klappt manchmal und manchmal nicht. Hamm macht ein Beispiel. Es geht um eine Familie, die in der Umgebung von Aalen wohnt. Der Mann hat seine Schwester zu Gast, schon vor dem Erdbeben ist sie nach Deutschland gereist. Ihr Besuchsvisum konnte verlängert werden, so dass sie nun nicht ins Erdbebengebiet zurückreisen muss.

Die Familie hat Hamm zufolge versucht, auch die Nichte, deren Mann und die beiden Kinder auf die Ostalb zu holen. Das habe das Landratsamt, das in dem Fall zuständig ist, abgelehnt. Das Einkommen des Mannes reiche nicht aus. Eine Lösungsmöglichkeit wäre, so stünde es im Ablehnungsbescheid, eine Summe von über 7000 Euro zu hinterlegen. Das wolle die erweiterte Familie so nicht machen, sondern lieber zusammenlegen, um für die Nichte eine Wohnung in der Türkei außerhalb des Erdbebengebiets anmieten.

Hamm kann das nachvollziehen. Über die Ablehnung sei die Familie sehr erschrocken. In den ersten Reaktionen, die als Nachrichten auf seinem Handy ankamen, habe er die „Frustration und Enttäuschung pur“ herausgelesen. „Das konterkariert alle Integrationsbestrebungen“, sagt er. „Die Menschen fühlen sich als Menschen zweiter Klasse.“ Hamm wünscht sich daher, dass die Bundesregierung zu ihrem Versprechen steht und das Visumverfahren für Erdbebenopfer tatsächlich erleichtert. ⋌

Katharina Scholz

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