Die Mitglieder der "Klimaentscheid Aalen"-Gruppe bloggen an dieser Stelle über Klimathemen, klären auf und stoßen Diskussionen an. Im ersten Teil stellen sie sich und ihre Arbeit vor.
Aalen. Beim globalen Klimastreik am 20. September 2019 gingen weltweit Millionen auf die Straßen – in Aalen waren es über 1400. Die Fridays for Future Demonstrationen hatten die Klimakrise auch im Ostalbkreis ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Um die Jugendbewegung zu unterstützen, schlossen sich mehrere Organisationen unter dem Dach des UtopiAA-Projektes zum „Bündnis für Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ zusammen. Als die Klimakrise aufgrund der Corona-Pandemie aus den Augen zu geraten drohte, entschied sich das Bündnis, lokal aktiv zu werden und brachte unter Mithilfe von German Zero (www.germanzero.de) einen Klimaentscheid auf den Weg. Der „Klimaentscheid Aalen“ mit anfänglich 15 und heute knapp 40 Mitgliedern war geboren.
Im Superwahljahr 2021 und parallel zum OB-Wahlkampf begannen wir Unterschriften für einen Einwohner*innenantrag zu sammeln. Dessen Kernforderung: Bis zum Jahr 2035 muss Aalen klimaneutral werden, weil spätestens dann das Aalener Restbudget an Treibhausgasemissionen aufgebraucht ist! Zu diesem Zweck solle bis Herbst 2022 ein städtischer Klima-Aktionsplan erstellt werden – und zwar sowohl unter Mithilfe eines fachlich geeigneten Planungsbüros als auch unter aktiver Beteiligung der Einwohner*innen. Der Antrag wurde von mehr 1200 Aalener*innen unterstützt und am 28. Oktober 2021 unter dem neuen OB Frederick Brütting im Gemeinderat mit 45 von 49 Stimmen angenommen.
Inzwischen haben sich in mehr als 70 Städte in Deutschland weitere Klimaentscheid-Gruppen gebildet, die alle dasselbe Ziel verfolgen. Als eine von 10 Städten hat Aalen mit der Annahme des Klimaentscheids bereits einen wichtigen Meilenstein erreicht! Doch ein weiter Weg liegt noch vor uns: Jetzt müssen die Pläne für eine klimaneutrale, lebenswerte Stadt erstellt und konsequent umgesetzt werden. Dabei möchten wir Aalen und die Aalener Bürger*innen tatkräftig unterstützen.
Riecht das nach Lobbyismus? Und gibt’s das ein Gschmäckle?
Wer hier Lobbyismus riecht, liegt gar nicht falsch. Tatsächlich sind wir eine Lobbygruppe, aber ganz ohne Gschmäckle! Denn wir lobbyieren fürs Klima – und damit für die Zukunft von uns allen. Dabei sind wir keiner Partei verpflichtet, sind finanziell unabhängig und haben weder unseren eigenen Profit noch unsere Karrieren im Blick.
- Wir wollen, dass Aalen eine lebenswerte Stadt und die Erde ein lebensfreundlicher Planet bleibt! Dafür engagieren wir uns gerne!
- Wir ergreifen Partei für den Klimaschutz. Deshalb denken wir sowohl konservativ als auch sozial, liberal, ökologisch, regional, national, global und ökonomisch. Konservativ denken wir, weil es uns darum geht, gute Lebensumstände für alle zu bewahren. Sozial denken wir, weil es uns dabei wirklich um alle geht! Deshalb ist es für uns besonders wichtig, dass Klimaschutzmaßnahmen sozialverträglich umgesetzt und Lasten gerecht verteilt werden. Liberal denken wir, weil wir wollen, dass auch unsere Kinder und Kindeskinder die Freiheit haben, sich ein gutes, möglichst unabhängiges Leben aufzubauen. Ökologisch denken wir, weil ein umweltbewusster Lebensstil für Klimaschutz unerlässlich ist. Regional und national denken wir, weil wir unsere Heimat schützen und bewahren wollen und, weil hier der Ort ist, an dem wir aktiv etwas verändern können. Global denken wir, weil die Klimakrise eine globale Krise ist, auf welche die gesamte Menschheit reagieren muss. Ökonomisch denken wir, weil sich Klimaschutz im ganz wörtlichen Sinne auszahlt – und zwar nachhaltig!
Wer oder was ist überhaupt German Zero?
Bei der Durchführung des Aalener Klimaentscheids wurden wir von GermanZero unterstützt. Und auch heute noch können wir uns bei Fragen und Problemen an die Organisation wenden, auf die auch unser Logo zurück geht. Aber wer oder was ist GermanZero eigentlich?
German Zero ist ein gemeinnütziger, eingetragener Verein, der überparteilich und unabhängig agiert. Die Aktivitäten von German Zero werden ausschließlich durch Spenden finanziert. Erklärtes Ziel der Organisation ist die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels und dass Deutschland bis 2035 klimaneutral wird. Denn das berechnete Restbudget von Klimagasen für Deutschland kann nur eingehalten werden, wenn Deutschland bis 2035 CO₂-neutral wird. Nur dann trägt Deutschlands Beitrag mit einer „Netto Null“ sicher dazu bei, dass die globale 1,5-Grad-Grenze nicht überschritten wird.
Für German Zero arbeitet ein Vollzeit-Team mit rund 30 Angestellten sowie rund 200 Ehrenamtliche. Hinzu kommen tausende Unterstützer*innen aller Altersgruppen und Regionen Deutschlands. Zusammen wollen alle Beteiligten eine klimasichere und lebenswerte Zukunft für uns und die nachfolgenden Generationen erreichen.
Um den Klimaschutz konsequent und schnell voranzubringen, agiert GermanZero auf mehreren Ebenen:
Politikergespräche: Die Organisation führt Gespräche mit Bundes- und Landespolitiker*innen, um sie darüber zu informieren, warum Deutschland bis 2035 klimaneutral werden muss und wie das umgesetzt werden kann.
Gesetzesentwürfe: GermanZero erarbeitet Gesetzesentwürfe und stellt sie den Politiker:innen zur Verfügung. Bis Anfang 2022 hat GermanZero den ersten vollständigen Plan für die Erreichung des 1,5-Grad-Ziels entwickelt. Am 28. Februar 2022 wurde das 500 Paragrafen umfassende 1,5-Grad-Gesetzespaket den Bundestagsfraktionen übergeben.
Klimaentscheide: GermanZero unterstützt lokale Klimaentscheide, indem die Organisation ihnen ihr Knowhow zur Verfügung stellt, sie berät und etwa bei der Erstellung von Infomaterialien (Homepage, Flyer) hilft.
Monitoring: GermanZero prüft, inwiefern Gesetzesvorhaben dem 1,5-Grad-Ziel entsprechen.
Bilanzierung: GermanZero erfasst Emissionsquellen und prüft, inwieweit sich Emissionsminderungen tatsächlich positiv auswirken.