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Kliniken: Skepsis über den Sinn des Klebezetteldialogs

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Von: Max Wanner

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Interessierte Bürgerinnen und Bürger informieren sich über die Pläne zu den Kliniken auf der Ostalb beim Bürgerdialog in Aalen.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger informieren sich über die Pläne zu den Kliniken auf der Ostalb beim Bürgerdialog in Aalen. © hag, maw

Der Bürgerdialog in Aalen mit Themeninseln und selbstklebenden Zetteln kommt nicht bei allen Teilnehmenden gut an.

Aalen. Die Meinungen und Anliegen der Bürgerinnen und Bürger seien dem Kreistag sehr wichtig, führt Landrat Dr. Bläse in den Bürgerdialog zur Zukunft der Kliniken im Ostalbkreis ein. Daher wolle man diese so gut wie möglich einbinden. Der Bürgerdialog fand ohne klassische Vorträge und Podiumsdiskussion statt. Stattdessen gab es fünf Themeninseln mit Stehtischen. An jeder dieser Themeninsel standen Expertinnen und Experten für gewisse Teilbereiche bereit, um Interessierten Rede und Antwort zu stehen. Besonders wichtige Anliegen konnten auf selbstklebende Zettel notiert und an die Wand gepinnt werden. All diese Zettel würden dem Kreisrat garantiert vorgelegt werden.

Die Meinungen der Teilnehmenden des Bürgerdialoges zu dieser Methode gehen weit auseinander. Vollständig überzeugt, scheint jedoch niemand zu sein.

Zusammenhanglos

„Grundsätzlich gut“, findet Kevin Erath, Sprecher des Aalener Jugendgemeinderats die Methode mit Themeninseln. „Durch kleinere Gesprächsgruppen sinkt die Hemmschwelle, seine persönlichen Anliegen zum Ausdruck zu bringen“, sagt Erath. Auch Luis Prochaska, ebenfalls Mitglied des Aalener Jugendgemeinderats, gefällt diese Art des Dialogs: „Man bekommt so die Möglichkeit in den Bereichen, die einen besonders interessieren, noch detailliertere Informationen zu erhalten.“ Was Erath an diesem Abend jedoch fehlt, sind klare Positionierungen: „Man kann sich an jedem Stehtisch gut informieren und austauschen, aber man spricht nicht mit Entscheidungsträgern. Da fragt man sich schon, ob dieser Abend wirklich über die reine Information hinausgeht.“

Fertig in der Schublade

Wesentlich kritischer steht eine Gruppe von Besucherinnen dieser Methode gegenüber. „Ich hätte viel lieber eine klassische Diskussion gehabt“, sagt eine Besucherin. „Da sind Leute mitten im Gespräch. Da würde ich es als rücksichtslos und unhöflich empfinden, mich da einfach reinzudrängen.“ Stattdessen stehe man viel daneben und versuche hier und da etwas aufzuschnappen. Einige ihrer Bekannten seien bereits nach wenigen Minuten wieder gegangen, weil sie so gar nichts von den Themeninseln halten würden. „Es stehen Aussagen zusammenhangslos im Raum“, sagt eine weitere Dame und führt weiter aus: „Man hört zu jedem Thema etwas. Aber das entscheidende, die Verknüpfung der Themen und die Frage, wie ich das unter einen Hut bekomme, das wird hier ja gar nicht thematisiert.“ Ihr Fazit ist vernichtend: „Ich gehe mit viel weniger zusammenhängenden Informationen nach Hause als ich es gehofft habe. Da hätte man mir lieber die Broschüren geschickt und ich hätte sie zuhause in Ruhe lesen können.“

Ein weiterer Besucher hält die Methode an sich für gut, befürchtet jedoch aus ganz anderen Gründen, dass man sich solche Maßnahmen sparen könnte: „Die Pläne liegen fertig in den Schubladen der Entscheidungsträger. Man will den Bürgern das Gefühl geben, dass sie mitentschieden haben, dabei steht der Entschluss schon lange fest.“

Doktor Reiner Michael Gräter aus Essingen hofft hingegen, mit den Zetteln auf den ein oder anderen wichtigen Punkt hinweisen zu können. „Auf meinem steht, dass man eine neue Klinik auf keinen Fall in die Hände von Investorengruppen geben darf.“ Diese seien in ihrem Angebot nur darauf bedacht, was viel Geld bringt, und kümmerten sich nicht um die tatsächlichen Anliegen der Menschen aus der Region. Ob die selbstklebenden, grünen Zettel die Entscheidung des Kreistags tatsächlich entscheidend beeinflussen, darüber herrscht bei fast allen Teilnehmenden große Skepsis.

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Bürgerdialog in der Stadthalle in Aalen zu den Kliniken auf der Ostalb mit 100 Besucherinnen und Besuchern.
Bürgerdialog in der Stadthalle in Aalen zu den Kliniken auf der Ostalb mit 100 Besucherinnen und Besuchern. © hag, maw
Bürgerdialog in der Stadthalle in Aalen zu den Kliniken auf der Ostalb mit 100 Besucherinnen und Besuchern.
Bürgerdialog in der Stadthalle in Aalen zu den Kliniken auf der Ostalb mit 100 Besucherinnen und Besuchern. © hag, maw
Mit selbstklebenden Zetteln konnten die Bürger ihre wichtigsten Aspekte notieren.
Mit selbstklebenden Zetteln konnten die Bürger ihre wichtigsten Aspekte notieren. © hag, maw
Bürgerdialog zu den Kliniken in der Stadthalle in Aalen.
Bürgerdialog zu den Kliniken in der Stadthalle in Aalen. © hag, maw
Bürgerdialog zu den Kliniken auf der Ostalb in Aalen.
Bürgerdialog zu den Kliniken auf der Ostalb in Aalen. © hag, maw
Fünf Themeninseln zu einzelnen Bereichen waren mit Experten und Expertinnen der Fachbereiche besetzt.
Fünf Themeninseln zu einzelnen Bereichen waren mit Experten und Expertinnen der Fachbereiche besetzt. © hag, maw
Professor Dr. Ulrich Solzbach im Gespräch beim Bürgerdialog in der Stadthalle.
Professor Dr. Ulrich Solzbach im Gespräch beim Bürgerdialog in der Stadthalle. © HAG
100 Besucherinnen und Besucher nehmen beim Bürgerdialog zu den Kliniken auf der Ostalb in Aalen teil.
100 Besucherinnen und Besucher nehmen beim Bürgerdialog zu den Kliniken auf der Ostalb in Aalen teil. © hag, maw
Landrat Dr. Bläse führt in den Bürgerdialog zu den Kliniken auf der Ostalb in Aalen ein.
Landrat Dr. Bläse führt in den Bürgerdialog zu den Kliniken auf der Ostalb in Aalen ein. © hag, maw
Frank Ulmer führte als Moderator durch den Bürgerdialog zu den Kliniken in Aalen.
Frank Ulmer führte als Moderator durch den Bürgerdialog zu den Kliniken in Aalen. © hag, maw
Landrat Dr. Bläse führt in den Bürgerdialog zu den Kliniken auf der Ostalb in Aalen ein.
Landrat Dr. Bläse führt in den Bürgerdialog zu den Kliniken auf der Ostalb in Aalen ein. © hag, maw
Bürgerdialog in Aalen
Bürgerdialog in Aalen © hag, maw

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