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Nach der evangelischen Kirchengemeinde in Aalen: Nun auch Gegenwind von Theater und der Gruppe „Gegen Vergessen - für Demokratie“.
Aalen. Es rumort weiter in Aalen wegen Äußerungen auf der Homepage des Aalener Friedensbündnisses. In einer - mittlerweile gelöschten - Veröffentlichung auf der Internetseite hatte es nach Informationen, die der SchwäPo vorliegen, geheißen, der Aalener CDU-Bundestagsabgeordnete und CDU-Außenexperte Roderich Kiesewetter sei „ein gefährlicher Militärfreund und Kriegshetzer“. Kiesewetters Politik führe „in Richtung 3. Weltkrieg“. Deshalb müsse Kiesewetter gestoppt werden. Verbunden ist das mit dem Appell, Kiesewetter nicht mehr einzuladen, nicht mehr zu wählen, ihn zu meiden und ihm die Unterstützung zu entziehen.
"Unverzüglich entfernen"
Bereits am Donnerstag hatte sich die Evangelische Kirchengemeinde Aalen von diesen Äußerungen distanziert. Jetzt melden sich zwei Organisationen zu Wort, die auf der Internetseite des Friedensbündnisses als Mitglieder genannt werden - dieses aber nach eigenen Angaben nicht sind. So erklären Herma Geiß und Rüdiger Walter von der regionalen Arbeitsgruppe „Gegen Vergessen - für Demokratie“, dass die Gruppe diesem Bündnis nie angehört hat - und das Theater teilt mit, man habe die Mitgliedschaft im Friedensbündnis im vergangenen Jahr beendet.
In einem der SchwäPo vorliegenden Schreiben wenden sich Herma Geiß und Rüdiger Walter direkt ans Friedensbündnis und stellen fest, „dass wir weder jemals den Beitritt zu Ihrem Bündnis erklärt haben, noch auch nur danach gefragt oder über die angebliche Mitgliedschaft informiert wurden“. Weiter erklären die Sprecher, „die Usurpation unseres Namens für ihre politischen Zwecke ist vollkommen unautorisiert“. Und sie weisen „den Missbrauch unseres Namens für Angriffe auf Herrn Kiesewetter in aller Schärfe zurück“. Zudem fordern sie das Bündnis auf, „unseren Namen unverzüglich von ihrer Webseite und Drucksachen zu entfernen“. Im Übrigen habe sich „Gegen Vergessen - für Demokratie“ in der Gruppe „intensiv mit den genozidalen Aspekten der russischen Kriegsführung beschäftigt“. Ohne die Positionen des Aalener Friedensbündnisses „im Einzelnen zu kennen, gehen wir davon aus, dass unsere Positionen mit den Ihren nicht kompatibel sind“, schreiben Geiß und Walter verärgert.
Austritt aus dem Bündnis
Auch vonseiten des Theaters der Stadt Aalen distanziert man sich vom Aalener Friedensbündnis. Überhaupt gehöre das Theater der Stadt schon seit dem vergangenen Sommer nicht mehr zum Friedensbündnis, erklärt der Intendant des Theaters, Tonio Kleinknecht. Als Grund, warum das Theater die Mitgliedschaft im Bündnis aufgekündigt habe, nennt Kleinknecht „nicht abgesprochene Beiträge, hinter deren diffamierenden Ton wir uns nicht stellen wollen“. Trotz dessen werde die Mitgliedschaft weiter auf der Internetseite des Bündnisses angezeigt, „leider“, wie Kleinknecht kommentiert.
Theater will Türen öffnen
Das Theater versuche „gerade durch die Kunst Türen zu öffnen“ und habe in der vergangenen Zeit „immer wieder Künstlerinnen und Künstler aus der Ukraine eingeladen“ - und versuche durch ein umfangreiches theaterpädagogisches Angebot einen Beitrag zur Integration von Flüchtlingskindern zu leisten, erläutert Kleinknecht. Roderich Kiesewetter sagt auf Anfrage der SchwäPo, er wolle sich in der Angelegenheit nicht öffentlich äußern.
Vom Bündnis selbst war bislang keine Stellungnahme zu bekommen. Das Theater der Stadt Aalen und „Gegen Vergessen - für Demokratie“ werden auf der Internetseite weiter als Mitglieder geführt.
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