- VonLars Reckermannschließen
Katz- und Mausspiel zwischen Aktivisten und Einsatzkräften. Erste Aktion im Ostalbkreis im morgendlichen Berufsverkehr.
Aalen. Die Klimabewegung „Letzte Generation“ plante am Montag, 14. November, ihre erste Straßenblockade im Ostalbkreis. Genauer gesagt in Aalen. Wann und wo die Aktion stattfinden soll, war nicht bekannt. Mitgeteilt wurde lediglich, dass morgens der Berufsverkehr auf einer neuralgischen Straße in Aalen blockiert werden soll. Zwei Stunden sollte die Aktion dauern. Die Polizei steht bereit.
Lesen Sie auch: Klimaaktivisten sagen Straßenblockade in Aalen ab
Eigentlich leben diese Aktionen von der Spontaneität, von der Unberechenbarkeit. Die Aktion in Aalen wurde aber im Vorfeld öffentlich. Der Aalener Frieder Zürcher ist hörbar enttäuscht, dass es mit der Geheimhaltung nicht funktioniert hat. In einer Pressemitteilung der „Letzten Generation“ heißt es zwar, dass die Aktion bei den Genehmigungsbehörden nicht angemeldet wurde, das ist aber seit der Erstmeldung Freitagmittag obsolet.
Umfrage: Aktivisten schaden dem Umweltschutz
Der 63-Jährige, der eigentlich der Stuttgarter Keimzelle der „Letzten Generation“ angehört, möchte Mitstreiter in Aalen für die Sache gewinnen. „Wir wollen uns dezentraler positionieren“, sagt er. Bislang blockieren die Mitstreiterinnen und Mitstreiter der Klimabewegung vor allem in Großstädten wie Berlin, Stuttgart und Frankfurt wichtige Zufahrtsstraßen, um ihren politischen Forderungen Ausdruck zu verleihen. Jetzt soll die Aktion in die Fläche getragen werden. „Wir wollen auf uns aufmerksam machen“, sagt Zürcher. Deshalb sei der Montagmorgen quasi der Auftakt und ein Hinweis auf eine weitere Informationsveranstaltung am nächsten Donnerstag. Unter dem Titel: „Angekommen in der Klimakatastrophe. Was wirst Du tun?“, informiert die „Letzte Generation“ am Donnerstag, 17. November, 19.30 Uhr, in der Gaststätte „Bei Sonja“ im Hirschbachtal in Aalen über die Hintergründe der Aktion und über „unseren weiteren Plan zivilen, friedlichen Widerstands“, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
In Aalen will Frieder Zürcher am Montagmorgen mit fünf Aktivisten protestieren. Indes: Das Überraschungsmoment ist dahin. „Wir werden natürlich an diesem Montagmorgen verstärkt in Aalen unterwegs sein“, lässt die Polizei mitteilen. Dass das wichtigste Werkzeug der Beamten an diesem Morgen Lösungsmittel oder Öl zum Lösen des Klebers sein wird, steht außer Frage. „Wir greifen umgehend ein, wenn wir einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr bemerken“, sagt Polizeisprecher Bernd Märkle. Wie und wo sich die Polizei konkret auf den Einsatz vorbereitet, teilt sie aus taktischen Gründen nicht mit – genauso wenig wie die Klimaaktivisten verraten, wo sie sich mit Sekundenkleber auf den Asphalt kleben wollen. Da Aalen nicht so stark mit neuralgischen Verkehrspunkten ausgestattet ist, könnte ein möglicher Schwerpunkt im Bereich der Stuttgarter Straße liegen.
Forderungen der Klimaaktivisten
Vor allem für zwei Forderungen kleben sich die Menschen aktuell mit Sekundenkleber auf den Asphalt: Sie fordern von der Bundesregierung ein Tempolimit von 100 km/h auf deutschen Autobahnen und ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket.
Die Aktionen der Gruppe, lösen aktuell in der Gesellschaft kontroverse Reaktionen aus. Es gibt vor alle wütende Reaktionen, aber auch vereinzelt Applaus. Einer Umfrage zufolge hält eine große Mehrheit der Deutschen Klima-Proteste wie Straßenblockaden für falsch. 86 Prozent der Befragten fanden zudem, dass die Aktivisten der Gruppe „Letzte Generation“ mit ihrem Vorgehen dem Anliegen des Klimaschutzes schaden, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der „Augsburger Allgemeinen“ ergab. Spätestens seit dem Tod einer Berliner Radfahrerin, der zunächst in Zusammenhang mit einer Blockade der Letzten Generation gebracht wurde, was sich später jedoch als falsch erwies, eskaliert die Debatte. Inzwischen wird in der Bundespolitik über härtere Strafen für die Aktivisten diskutiert. Bislang gilt das Blockieren von Straßen als Nötigung. Vor allem konservative Politiker sprachen jüngst von einer „Klima-RAF“. Dagegen wehrten sich vor allem grüne Politiker. Allerdings nur wegen der Begrifflichkeit. Die Klebe-Aktionen werden auch von immer mehr grünen Politikerinnen und Politikern kritisiert.