An diesem Dienstag sollen die letzten Sachspenden vom Triumph-Areal in die vom Erdbeben zerstörte türkische Partnerstadt geschickt werden. Die Hilfe geht trotzdem weiter.
Aalen
Andreas Borgmann hat am Wochenende gelesen, dass noch Helfer gesucht werden. Am Montag um 9 Uhr rief er die Koordinierungsstelle an. „Es hieß, um 10 Uhr können Sie kommen“, erzählt er am späten Nachmittag auf dem Triumph-Areal, wo der 64-Jährige aus Wasseralfingen gerade Kisten von einer Halle in die andere transportiert.
In Aalens türkische Partnerstadt Antakya/Hatay oder in andere Regionen im Erdbebengebiet hat Borgmann keine Kontakte, erzählt er. Er sah Bilder von der Katastrophe und wollte helfen. Er hat bereits Geld gespendet, ist aber dankbar für die Gelegenheit, auch ganz praktisch zu helfen. „Ich bin froh, selbst anpacken zu können“, sagt er.
In der Halle nebenan sortieren Mehtap Derin vom Verein AAkademie und Sabine Nemesch vom DRK Kreisverband Kleiderspenden. Beide haben mit weiteren Akteuren am Freitagnachmittag einen Kuchenverkauf zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien organisiert. Derin hat Familie in Adana, nicht in Hatay, trotzdem findet sie es wichtig, bei der Aktion für Hatay zu helfen.
Selcuk Özer hängt am Handy. Er versucht gerade einen Weg zu finden, Medikamente im Wert von 25 000 Euro in die Aalener Partnerstadt zu transportieren. Die Hoffnung, sie auf dem Luftweg nach Hatay zu schicken, hat sich zerschlagen. Nun ist geplant, sie mit einem der Lastwagen zu transportieren. In den Krankenhäusern und Notkrankenhäusern gebe es im Moment genügend Medikamente, sagt Özer. „Aber die Apotheken sind geplündert.“ Daher will man aus Aalen fiebersenkende Mittel, Antibiotika, Insulin und andere Medikamente schicken.
Auch Özer hat keine familiäre Verbindung nach Hatay, sondern Wurzeln in Antalya. Es freut ihn zu sehen, wie in den Triumph-Hallen Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenarbeiten. Helferinnen und Helfer vom DRK und weiteren Hilfsorganisationen sind vor Ort, genauso wie vom Kulturclub Antakya-Aalen. Die türkisch-islamische Gemeinde Ditib hat gespendet und Helfer entsendet. „Wir sind alle Aalener auf dem Triumph-Areal“, sagt Özer. „Egal welche Nationalität, Herkunft, Religion, politische Interessen: Wir stehen alle hinter dieser Hilfsaktion und packen mit an.“ Er erwähnt auch die vielen Firmen, die die Hilfsaktion unterstützen und zum Beispiel Transportboxen gespendet haben. Auch die Hilfsbereitschaft der Menschen, die Sachspenden angeliefert haben, war riesig. So riesig, dass die vergangenen Tage keine Sachspenden mehr angenommen werden konnten. Zwei Lkw mit Hilfsgütern sind laut Matthias Wagner, DRK-Kreisgeschäftsführer, inzwischen angekommen, drei unterwegs, weitere sollen noch folgen. Auch Oberbürgermeister Frederick Brütting war am Vormittag auf dem Triumph-Areal. Am Rande eines anderen Termins am Mittag informierte er darüber, dass die restlichen Sachspenden am Dienstag verschickt werden sollen. In einer Pressemitteilung bedankt sich die Stadtverwaltung am Abend für die Hilfsbereitschaft. „Die Helfer*innen, die sich für Mittwoch und Donnerstag gemeldet haben, werden nicht mehr benötigt“, heißt es.
Die Hilfe für Hatay geht trotzdem weiter. Auf dem Spendenkonto des DRK Kreisverbands Aalen (IBAN DE59 614500500110 0704 49, Verwendungszweck „Erdbebenhilfe Hatay“) sind dem OB zufolge bereits 250 000 Euro eingegangen. Brütting schlägt vor, dass ein kleines Gremium entscheiden soll, was genau mit dem Geld geschieht. Der Gemeinderat wird das in der Sitzung am Mittwoch, 15. Februar, beraten.
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