Der Rat ist beim Thema Smart City weiter als die Verwaltung

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Im Moment sammeln viele Sensoren in Aalen Daten. Jeder kann in Echtzeit den Kocherpegel oder die Belegung der Parkhäuser nachverfolgen. Konkrete Projekte folgen im nächsten Schritt. Grafik: rico
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Bisher sammelt das Projekt Daten. Der Finanzausschuss des Gemeinderats wünscht sich nun die rasche Umsetzung konkreter Projekte.

Aalen

Das Projekt „Smart City“ scheint für viele Rätinnen und Räte noch schwer fassbar zu sein. Kritik gibt es im Finanzausschuss des Gemeinderats für die Sitzungsvorlage mit 160-seitigem Anhang. Sie sei nur schwer verständlich, wenn man nicht bereits tief drin steckt im Thema, heißt es mehrmals während der langen, teilweise konfusen Diskussion. Erst ganz am Ende, als Oberbürgermeister Frederick Brütting das Thema zusammenfasst, schafft er es, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

Er ruft in der Sitzung das sogenannte Dashboard auf. Seit Freitag ist das auch für jeden über die Homepage der Stadt Aalen (www.aalen.de/dashboard) zugänglich. Zu sehen ist dort in Echtzeit, welches Parkhaus wie belegt ist, wie hoch der Kocherpegel ist oder wie viele Fußgänger an diesem Tag bereits durch die Reichsstädter Straße gegangen sind.

Parkleitsystem soll Parksuchverkehr verringern

Das ist der aktuelle Stand des Projekts. Es geht im Moment darum, über verschiedene Sensoren in der Stadt verteilt Daten zu sammeln und die aufzubereiten. Was man damit anfängt, ist nun der nächste Schritt. Genau das haben viele Rätinnen und Räte vermisst. Im Kopf sind sie schon viel weiter, fragen nach konkreten Projekten, die sich aus dem Smart-City-Gedanken entwickeln lassen.

So hatte Gabriele Ceferino (Grüne) in der Diskussion zuvor noch gesagt, dass sich ihr der Nutzen des Dashboards noch nicht erschließe. Zu sehen, welche Parkhäuser wie belegt sind, reiche schließlich noch nicht. Erst wenn daraus, so wie geplant, ein intelligentes Parkleitsystem werde, können Bürgerinnen und Bürger etwas damit anfangen, Parksuchverkehr und CO2-Ausstoß würden so geringer. Felix Unseld, der das Thema Smart City bei der Stadtverwaltung Aalen betreut, antwortete ihr, dass bei diesem Tagesordnungspunkt um Bereiche ginge, die der Bund fördert. Zum Hintergrund: Zusammen mit Heidenheim ist Aalen in ein Förderprogramm aufgenommen worden. 7,5 Millionen Euro Zuschüsse vom Bund stehen für die nächste Phase zur Verfügung. Das Parkleitsystem werde aber vom Land gefördert, so Unseld.

Armin Abele (CDU) sprach die Untersuchung zur Mobilfunknetzabdeckung an, die Unseld zuvor vorgestellt hatte. Dabei hatte er die Waldhäuser und Himmlinger Steige als Bereiche mit Funklöchern identifiziert. „Da könnten wir noch mehr nennen“, sagte Abele dazu. Unseld antwortete, dass die Netzabdeckung mit einem speziellen Fahrzeug gemessen worden sei.

Petra Pachner (SPD) freute sich, dass die Themen digitale Nachbarschaft und selbstbestimmtes Leben im Alter als Themen aufgeführt seien. Sie regte an, Träger von Pflegeheimen und Menschen mit Behinderung einzubinden. Dass es nun losgeht und die Projekte in die Umsetzung gehen, könne sie kaum erwarten. „Wir sitzen im Zug am Bahnhof und wünschen uns, dass der ICE schnell losfährt.“

App mit schnell erreichbaren Informationen gewünscht

So sieht es auch Franz Fetzer (Freie Wähler). Er schlug vor, manche Projekte vorzuziehen. Was er sich wünscht, ist eine Stadt-Aalen- oder eine Stadt-Aalen-und-Heidenheim-App, die wichtige Informationen zusammenfasst und schnell erreichbar macht. Als Beispiel nennt er Standorte und Öffnungszeiten von Apotheken, Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten.

Arian Kriesch (FDP/FW) findet nicht, dass man die 160-seitige Smart City Strategie komplett verstehen müsse, wenn die Inhalte dafür verständlich zusammengefasst würden. Dr. Fank Gläser (AfD) zitierte ein „indianisches Wort“ wie er es nannte: „Wachet auf, die Technik wird euch nicht retten.“

Inge Birkhold signalisierte für die Zählgemeinschaft Zustimmung. „Das passt zu einer modernen und aufgeschlossenen Stadt.“ Roland Hamm (Die Linke) sagte, man müsse nun die Basis vollends abarbeiten, um die Grundlage zu haben, bürgernahe Projekte umzusetzen. „Ohne Personal ist das nicht zu stemmen.“

Bei einer Gegenstimme (Marcus Waidmann, AfD) sprach sich der Ausschuss für die Smart City Strategie aus und dafür, zwei weitere befristete Stellen zu schaffen.

Daten in Echtzeit: Das Dashboard ist ab sofort online

Im Dashboard werden aktuell in Echtzeit die Daten ausgespielt, die zahlreiche unterschiedliche Sensoren im Aalener Stadtgebiet sammeln. Am Freitagnachmittag ist zum Beispiel zu sehen, dass 94 von 180 Parkplätzen in der Rathaustiefgarage belegt sind, dass die Beete vor MusikA und Rosmarie nicht gegossen werden müssen und wie viele Personen in der Reichsstädter Straße unterwegs sind. „Natürlich sieht man nicht, wer dort geht“, erläuterte OB Frederick Brütting in der Sitzung des Finanzausschusses am Mittwoch.

Das Dashboard ist ab sofort auf der Homepage der Stadt Aalen abrufbar unter aalen.de/dashboard

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