- VonUlrike Wilpertschließen
Jungen Menschen sollen in Aalen mehr Möglichkeiten für offene Treffs und gemeinsame sportliche Aktivitäten erhalten. Wo es aktuell klemmt und welche Visionen es gibt.
Aalen
Fakt ist: Die Angebote für die 16- bis 29-jährigen jungen Menschen in der Gesamtstadt Aalen sind nicht ausreichend. „Es fehlen Bolzplätze, Pumptracks, Sportanlagen und vergleichbare Aufenthaltsbereiche“, sagt Stadtjugendreferent Reiner Peth. „Gebt der Jugend mehr Freiräume!“ bittet er, weil er es für notwendig hält, dass für diese Altersgruppe weitere Aufenthaltsflächen in Aalen und den Teilorten geschaffen werden.
In der jüngsten Sitzung des Gemeinderatsausschusses für Kultur, Bildung und Finanzen (KBFA) hat der Stadtjugendreferent das Konzept „Der Jugend Räume schaffen“ vorgestellt. Es geht zurück auf einen gleichnamigen Antrag der CDU-Gemeinderatsfraktion zum Haushalt 2022.
Das Ziel ist klar formuliert: Die Stadt Aalen will Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Kernstadt und den Teilorten mehr Möglichkeiten für offene Treffs und gemeinsame sportliche Aktivitäten zugestehen. Erarbeitet wurde das Konzept unter der Federführung des Stadtjugendreferenten Reiner Peth, gemeinsam mit dem Amt für Soziales, Jugend und Familie sowie der Abteilung Mobile Jugendarbeit. Peth erklärte, warum es dieses Konzept braucht. „Die Stadt Aalen soll für die junge Generation ein Ort der Entwicklung und positiver Erfahrung sein.“ Ein Ort, mit dem sich die jungen Menschen künftig mehr identifizieren können sollen, um dann als Erwachsene möglicherweise die Entscheidung zu treffen, hier wohnen zu bleiben oder nach Ausbildung oder Studium hierher zurückzukehren.
Der Bedarf: Die Notwendigkeit, mehr für die Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu tun, spiegelt die Bevölkerungsprognose für die Stadt Aalen. Demnach wird bis zum Jahr 2025 der Anteil der 18- bis unter 35-Jährigen um 661 Personen zunehmen.
Woran es fehlt: Aktuell, so beschreibt Peth, konzentrierten sich die Aktivitäten der jungen Erwachsenen in der Gesamtstadt an den „noch wenig vorhandenen Plätzen“ wie Spielanlagen, Parkflächen oder Schulhöfe. Beschwerden und Konflikte mit anderen Altersgruppen seien vorprogrammiert. Tatsächlich gebe es viele Sportplätze und Pausenhöfe an Schulen, die allerdings am Abend, am Wochenende und in den Ferien zugesperrt seien. Eine Erweiterung der Öffnungszeiten wäre daher wünschenswert. Für die gemeinsame Nutzung von Schülern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bräuchte es dafür aber auch „Spielregeln“.
Einige Visionen, die das Konzept benennt: Zuvorderst steht die Idee, das Gebäude der Bohlschule mitsamt der Thomas-Zander-Halle, dem Sportfeld und dem angrenzenden parkähnlichen Garten in einen „Jugendpark“ zu verwandeln. Der Stadtjugendreferent stellt sich das Gebäude als großes Kinder- und Jugendzentrum vor. Zudem denkt Peth an eine Vhs für Jugendliche, eine Fahrradreparaturwerkstatt, offene Sportangebote in der Thomas-Zander-Halle, Kellerräume für Bands, Räume für handwerkliche Arbeiten sowie Streetball und Beach-Volleyball im Außenbereich. Darüber hinaus sollen in allen Aalener Teilorten Jugendräume und Treffpunkte bereit gestellt und aufgewertet werden. Die Kontrolle über Sicherheit und Ordnung soll nicht dem Ordnungsamt, der Polizei oder externen Sicherheitsdiensten aufgetragen, sondern von Streetwork und Stadtteiljugendarbeit „pädagogisch aufgegriffen“ werden.
Wer das Konzept weiter ausarbeitet: „Wir brauchen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit“, sagt Peth. Neben den jeweiligen Ortsverwaltungen sollen die städtischen Ämter mit ins Boot geholt werden, auch Vereine - und vor allem der Jugendgemeinderat.
OB Frederick Brütting betonte, dass sich die Aalener Stadtverwaltung klar dazu bekennt, für Jugendliche mehr Räume zu schaffen, die man vielfältig nutzen kann.
Marius Bader (CDU) sieht im Konzept noch viel Luft nach oben. Daher signalisierte er für seine Fraktion noch keine Empfehlung an den Gemeinderat. Aufgrund des geringen Rücklaufs der Umfrage des Stadtjugendrings bat Bader, in den jeweiligen Teilorten Jugendliche und Vereine nochmals zu befragen, „bevor wir mit der Diskussion in die Ortschaften gehen“.
Ralf Meiser (Grüne) lobte den „sehr guten Überblick“, den das Konzept bietet. „Der CDU-Antrag stößt bei uns auf offene Türen.“ Das Konzept sei freilich kein fertiges Werk, aber ein Startschuss für die weitere Arbeit unter Einbeziehung des Jugendgemeinderats. Es beinhalte viele Punkte, die die Fraktion der Grünen in den vergangenen Jahren als Teilanträge gestellt habe. „Wir unterstützen das Konzept vollumfänglich.“
Timo Lorenz (SPD) ist eine ganzheitliche Betrachtung wichtig: „Es muss uns gelingen, uns auf die Gruppe der 16- bis 27-jährigen zu konzentrieren, ohne die anderen Altersgruppen aus dem Blick zu verlieren.“ Das Konzept sei ein „guter ersten Aufschlag“.
Roland Hamm (Die Linke) sprach von einem „guten Maßnahmenkatalog“. Einige Dinge davon, so bemerkte Hamm etwas verschnupft, habe Die Linke zum Teil schon in ihren Anträgen zum Haushaltsplan genannt. „Damals ist aber die Stadtverwaltung mit unseren Anträgen nicht in demselben Maße mitgegangen, wie die Sache heute dargestellt wird.“
Bernhard Ritter (FW) regte an, in die Diskussionen der Ortschaftsräte zum Thema auch die örtlichen Vertreter des Jugendgemeinderats einzuladen. Betrübt habe ihn die Tatsache, dass sich in einer Umfrage nur fünf Vereine bereit erklärt haben, den Jugendlichen Räume überlassen zu wollen. Ritter: „Wir müssen die Vorurteile gegenüber Jugendlichen abbauen!“
Inge Birkhold (Zählgemeinschaft Birkhold/Traub) ist wichtig, dass die Vorschläge von den Jugendlichen selbst kommen.
Kevin Erath, der als Sprecher des Jugendgemeinderats erstmals an einer Ausschusssitzung des Gemeinderats teilnahm, sagte, dass sich der Jugendgemeinderat „ab sofort“ mit dem Konzept befassen wolle.
Zum Schluss verzichtete der OB auf eine Abstimmung. Zuerst, so Brütting, sollen Jugendgemeinderat und Ortschaftsräte das Thema diskutieren.