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Ein luftiges und leichtes Oratorium

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Von: Simone Robitschko

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Weihnachtsoratorium in der Aalener Stadtkirche.
Weihnachtsoratorium in der Aalener Stadtkirche. © Oliver Giers

Die Kantaten I-III aus Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium wird von den Chören der Kantorei, Solisten und den Musikerinnen und Musikern der Stadtkirche meisterlich musiziert.

Weihnachtsoratorium in der Aalener Stadtkirche.
Weihnachtsoratorium in der Aalener Stadtkirche. © Oliver Giers

Aalen

Wurde dieses Jahr in der Stadtkirche besonders schön gejauchzt und frohlockt? Oder war der Hörgenuss der Tatsache geschuldet, dass alle nach der Corona-Abstinenz ein gesteigertes Bedürfnis nach Bachs Weihnachtsoratorium hatten?

Mag beides stimmen, so gelang Thomas Haller, Leonard Hölldampf und den Musikerinnen und Musikern doch in diesem Jahr ein besonders stimmiges Oeuvre. Schon beim ersten Chor wurde deutlich, dass dieses Jahr im Himmel und auf Erden nicht mit markigem Iktus musiziert wurde, sondern dass die Dreierrhythmen leichter, luftiger und transzendenter angegangen werden.

Die Bachschen Trompeten am Beginn - Maximilian Sutter und sein Ensemble verbreiteten über eineinhalb Stunden durch makellose Intonation festliche Freude - und die Pauken stimmten ein auf den Wohlgesang, der vor allem durch Brillanz nach oben und atmosphärische Weite begeisterte. Dabei  gelang den Sängerinnen und Sängern die Gratwanderung zwischen Schwung und Schweben. Einen authentischen Evangelisten sang Martin Höhler. Hier wie generell in seinen Secco-Rezitativen fiel er durch klare Diktion und Mühelosigkeit in den Höhen auf. Schnörkellos und dennoch hochempathisch musizierte der Bass Daniel Weiler seine Accompagnato-Rezitative.

Wahre Festmusik

Zum Duett in Kantate 3 gesellte sich neben der Sopranistin Clara Steuerwald noch das Orchester als adäquater Partner. Während sich die Sopranistin mit heller Stimme immer wieder eine kleine Dominanz ersang, gediehen andere Passagen des Sopran-Bass-Duetts zum musikalischen Agon. Ein besonderer Ohrschmeichler war sicher Jasmin Hofmanns Alt. Warm timbrierend, niemals durch übermäßige Dynamik hervorstechend, schaffte es die Altistin immer wieder, in Synergie mit dem Orchester wahre Festmusik zu kreieren. Besonderes Lob verdient hier ihre Arie „Schließe, mein Herze“, in der sie in einen intensiven Dialog mit Anton Tkacz an der herrlich intonierenden Solo-Violine trat. Glücklich war es, dass der orchestrale Part von einem Ensemble ausgefüllt wurde, das in allen Instrumenten bestens besetzt war. Die Holzbläser schufen nicht nur in der Sinfonia pastorales Wohlfühlen, die Streicher musizierten in den Accopagnati, den Chorälen und den Arien auf stets hohem Niveau. Schön trat immer wieder die Orgel, im Wechsel meisterlich von Leonard Hölldampf und Thomas Haller geschlagen, hervor.

Höchste Anerkennung ist aber insbesondere dem Chor der Aalener Kantorei und der Aalener Chorschule zu zollen: Fugati und Engführungen klappten ebenso reibungslos wie kraftvolle Choräle, die aber nirgends massig musiziert wurden. Die Stimmen waren durchweg gut besetzt, in der Höhe jubilierte der Himmelschor wirklich engelsgleich.

Bestimmt ist es nicht leicht, aus einem so bekannten Werk wie dem Weihnachtsoratorium jedes Jahr wieder einen Zuhörermagnet zu basteln: Thomas Haller und Leonard Hölldampf gelang es auch dieses Jahr wieder. Nach 90 Minuten Weihnachtsoratorium fühlte man sich wirklich eingestimmt auf die kommende Weihnachtswoche.

Musikalischer Glanzpunkt in der Aalener Stadtkirche: Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach.
Musikalischer Glanzpunkt in der Aalener Stadtkirche: Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Foto: Oliver Giers © Oliver Giers

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