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IGMG-Moschee will sich nicht für Wahlkampf hergeben

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Von: Katharina Scholz

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Die Aalener IGMG-Moschee, auch Fatih-Moschee genannt.
Die Aalener IGMG-Moschee, auch Fatih-Moschee genannt. © HAG

Laut Frankfurter Rundschau ist die islamische Gemeinde in Aalen eine Erdogan-Wahlkampfzentrale. Der Dialogbeauftragte dementiert das.

Aalen

Ein Artikel in der Frankfurter Rundschau hat in Aalen für Wirbel gesorgt. „IGMG-Moschee wird zum Wahlkampfzentrum für Erdogan und AKP“, ist er überschrieben. Gemeint ist die Aalener IGMG-Moschee, auch Fatih-Moschee genannt. Der Artikel stützt sich auf einen inzwischen wieder gelöschten Facebook-Eintrag des Koordinationszentrums für Auslandswahlen der AKP in Stuttgart. Darin hat es laut Frankfurter Rundschau geheißen, dass das Team in ihrer Filiale ihre Vorbereitungen für die Wahlen begonnen habe. Mit der „Filiale“ sei die Aalener IGMG-Moschee gemeint gewesen. Im Post sei sie auch „Wahlkampfzentrale“ genannt worden.

„Das widerspricht der Wahrheit“, sagt Murat Göl, der Dialogbeauftragte der Aalener IGMG-Moschee, im Gespräch mit der SchwäPo. „Wir sind eine Religionsgemeinschaft und politisch unabhängig.“ Der Facebook-Eintrag, auf den sich die Frankfurter Rundschau stützt, beruhe auf einem Missverständnis.

Göl bestätigt, dass Vertreter der UID aus Stuttgart vor einigen Tagen zu Gast in der Moschee waren. „Die UID ist ein Ableger der AKP“, erläutert der Dialogbeauftragte. „Das ist kein Geheimnis.“ Die Vertreter waren Göl zufolge zum Nachtgebet in Aalen. Das schließe sich im Ramadan ans gemeinsame Fastenbrechen an.

Täglich seien während des Fastenmonats 200 bis 300 Leute zum Essen in der Moschee und 150 bis 200 Gläubige blieben danach zum Nachtgebet. Die Vertreter der UID haben Göl zufolge ein Foto von ihrem Besuch in Aalen gemacht und es in einer Gruppe geteilt. Ein Jugendlicher, der das Facebook-Profil der AKP Stuttgart betreue, habe das missverstanden, das Bild geteilt und dazu von einem Besuch im „Wahlkampfbüro“ in Aalen geschrieben. In der gleichen Nacht noch sei der Aalener Moscheeverein der IGMG darauf aufmerksam geworden und habe darum gebeten, den Post zu löschen. Das hätte die Stuttgarter AKP auch umgehend getan und sich entschuldigt.

Der Dialogbeauftragte sagt, dass jeder in der Moschee willkommen sei. „Keinem ist etwas verboten. Das heißt aber nicht, dass sich jeder alles erlauben darf.“ Die Aalener IGMG-Gemeinde will Göl zufolge nicht, dass ihre Moschee für den Wahlkampf benutzt wird.

Auch Vertreter der türkischen Oppositionspartei CHP aus Frankfurt seien gemeinsam mit Mitgliedern des Aalener Atatürk-Vereins in der Moschee zu Gast gewesen. „Auch sie haben ein Foto gepostet“, erzählt der Dialogbeauftragte. Im Text hätten sie aber nur den Besuch erwähnt, sich bedankt und keinen Zusammenhang mit dem Wahlkampf hergestellt. Göl erwähnt auch, dass die Aalener IGMG-Moschee Mitlglieder verschiedener deutscher Parteien empfange. Zum Beispiel seien Vertreterinnen und Vertreter der SPD, der CDU und der Grünen bereits zu Besuch gewesen.

Am Sonntag, 14. Mai, sind Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei. Präsident Recep Tayyip Erdogan strebt eine weitere Amtszeit an. Er ist Vorsitzender der islamisch-konservativen Partei AKP. Seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu werden Chancen ausgerechnet, Erdogan schlagen zu können. Kilicdaroglu führt die sozialdemokratische Partei CHP an. 

Wahlberechtigt sind in der Türkei rund 64 Millionen Menschen. In Deutschland dürfen rund 1,4 Millionen Menschen wählen. Bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Erdogan und Kilicdaroglu könnten die Deutschtürken den Ausschlag geben. Ausländische Wahlkampfveranstaltungen dürfen in Deutschland stattfinden, sie müssen aber genehmigt werden.

IGMG steht für Islamische Gemeinschaft MillîGörüş. Der Verein mit Sitz in Köln unterhält 518 Moscheen in Europa und Übersee, davon 323 in Deutschland. MillîGörüş ist türkisch und heißt übersetzt „nationale Sichtweise.“ Die IGMG ist 1995 aus der islamistischen Millî-Görüş-Bewegung heraus entstanden und wird vom Verfassungsschutz beobachtet.

Der IGMG-Generalsekretär, Ali Mete, hatte im Januar in einem Interview mit der Welt gesagt: „Politiker, deutsche wie türkische, besuchen hier und da Moscheen, denn diese stehen jedem offen, der sich an Recht und Ordnung hält. Aber in unseren Moscheen findet kein Wahlkampf statt.“ Anschuldigungen aus dem Verfassungsschutzbericht habe man immer zurückgewiesen.

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