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Klimakleber kleben nicht - Stadt, Polizei und Aktivisten finden einen Kompromiss

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Von: Lars Reckermann

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Gerd Heideker (mit dem Rücken zur Kamera) verbietet den Klimaaktivisten, sich auf die Straße zu kleben. Er macht aber ein anderes Angebot.
Gerd Heideker (mit dem Rücken zur Kamera) verbietet den Klimaaktivisten, sich auf die Straße zu kleben. Er macht aber ein anderes Angebot. © onw-images / Marius Bulling

Warum sich die Klimaaktivisten in Aalen nicht auf die Straße geklebt haben und wieso es trotzdem zu einer Straßensperre kam.

Aalen. Die dritte Aktion der Klimaaktivisten verlief völlig anders als von der „Letzten Generation“ geplant. Statt sich auf die Straße zu kleben, blockierten die fünf Aktivisten die wichtige Verkehrsachse Friedrichstraße/Gartenstraße für 30 Minuten – mit kurzfristig erteilter Genehmigung der Ordnungsbehörden. Auf den Asphalt klebten sie sich nicht. Zu langen Staus kam es nicht. Auf der Facebookseite dieser Zeitung hagelt es Kritik an dem Vorgehen.  

Bis um 7.15 Uhr ist dieser Mittwochmorgen aus Sicht der Klimakleber ein klassischer Aktionstag. Um 7 Uhr treffen sich die bereits bekannten fünf Aktivisten um den Aalener Frieder Zürcher am Gmünder Torplatz, um gemeinsam zur Kreuzung Friedrichstraße/Gartenstraße zu gehen. Nach Angaben von Kriminaloberrat James Smith, Leiter des Polizeireviers in Aalen, „wurden sie dabei von einem Mitarbeiter des Ordnungsamtes gesehen“. Noch während die Aktivisten ihre Banner ausrollen und die Friedrichstraße in nördlicher Richtung blockieren können, tritt Gerd Heideker von der Versammlungsbehörde der Stadt Aalen an sie heran. Kurze Zeit später ist bereits die Polizei mit mehreren Einsatzkräften vor Ort. Der Verkehr wird umgehend über Friedhof- und Gartenstraße umgeleitet. Lange Staus bleiben aus.

Ordnungsbehörde sucht das Gespräch

Heidecker ergreift sofort das Wort und bittet die Aktivisten zu einem Kooperationsgespräch auf den Bürgersteig. Zürcher wird später sagen, dass er „überrascht war von dem Angebot“. Die Atmosphäre beschreibt er von Anfang an als „entspannt“. Der Mitarbeiter der Stadt Aalen macht deutlich, dass er eine Klebeaktion auf der Straße „nicht zulassen“ wird. Er respektiere das Grundrecht der Versammlungsfreiheit, müsse aber auch die Grenzen aufzeigen.

Der Vorschlag der Ordnungsbehörde und der Polizei: Die Mitglieder der „Letzten Generation“ dürfen für eine halbe Stunde auf dem Ampelüberweg an der Friedrichstraße stehen und ihre Banner zeigen, dafür kleben sie sich nicht fest und lösen nach einer halben Stunde diese nun genehmigte Versammlung auf. Während sich die Aktivisten beraten, fließt der Verkehr normal weiter. Die Aktivisten nehmen das Angebot an. Als sie die Friedrichstraße in nördlicher Richtung blockieren, leitet die Polizei den betroffenen Verkehr sofort um. Kriminaloberrat Smith: „Durch diese Aktion wurden keine Verkehrsteilnehmer genötigt.“ Smith weiter: „Was wäre die Alternative? Sie kleben sich sofort auf die Straße; sie lösen die Versammlung auf und kleben sich kurze Zeit später woanders auf die Straße, oder wir finden eine Lösung.“

Gibt es zukünftig keine Klebeaktion mehr?

Einige Autofahrer fahren langsam an den Aktivisten vorbei, schimpfen oder zeigen den Mittelfinger. Wütender sind da die Kommentatoren im Internet. „Armes Deutschland…, ungeheuerlich…, lächerlich“.  Zürcher spricht indes von einer neuen Form des Austausches. „Wir fühlten uns wertgeschätzt“, sagt er. Das Versprechen, sich nach der Aktion nicht sofort wieder an einem anderen Ort auf die Straße zu kleben, halten die Aktivisten. Mehr noch. Ordnungsbehörde, Polizei und Aktivisten wollen in einen Dialog treten. „Wir möchten uns mit dem Oberbürgermeister Frederick Brütting austauschen und unser Anliegen mit der Stadt diskutieren“, sagt Zürcher. Es gibt sogar Überlegungen, solche Aktionen, die bislang nie angemeldet wurden, zukünftig anzumelden. „Das muss ich aber erst noch in unserer Gruppe diskutieren“; sagt Zürcher. Zur „Letzten Generation“ in Aalen gehören nach Zürchers Angaben fünf aktive und fünf passive Mitglieder.

Gegen 8.30 Uhr rollen die Klimaaktivisten ihre Banner ein. Klimakleber waren sie an diesem Tag nicht.

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Mitarbeiter der Ordnungsbehörde diskutieren mit den Aktivisten.
Mitarbeiter der Ordnungsbehörde diskutieren mit den Aktivisten. © Marius Bulling
Frieder Zürcher ist einer von Klimaaktivisten der Gruppe «Aufstand der letzten Generation, die die Gartenstraße Kreuzung Friedrichstraße in Aalen blockieren.
Frieder Zürcher ist einer von Klimaaktivisten der Gruppe «Aufstand der letzten Generation, die die Gartenstraße Kreuzung Friedrichstraße in Aalen blockieren. Foto: onw-images / Marius Bulling © Marius Bulling
Für 30 Minuten darf die Friedrichstraße in nördlicher Richtung blockiert werden.
Für 30 Minuten darf die Friedrichstraße in nördlicher Richtung blockiert werden. Foto: onw-images / Marius Bulling © Marius Bulling
Diese Protestversammlung ist genehmigt. Bedingung: Niemand klebt sich fest.
Diese Protestversammlung ist genehmigt. Bedingung: Niemand klebt sich fest. Foto: onw-images / Marius Bulling © Marius Bulling
Fünf Klimaaktivisten der Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockieren die Gartenstraße Kreuzung Friedrichstraße in Aalen. Die Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockiert seit Monaten deutschlandweit immer wieder Straßen und Autobahnen. So auch das dritte Mal im Ostalbkreis.
Fünf Klimaaktivisten der Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockieren die Gartenstraße Kreuzung Friedrichstraße in Aalen. Die Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockiert seit Monaten deutschlandweit immer wieder Straßen und Autobahnen. So auch das dritte Mal im Ostalbkreis. Foto: onw-images / Marius Bulling © Marius Bulling
Fünf Klimaaktivisten der Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockieren die Gartenstraße Kreuzung Friedrichstraße in Aalen. Die Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockiert seit Monaten deutschlandweit immer wieder Straßen und Autobahnen. So auch das dritte Mal im Ostalbkreis.
Fünf Klimaaktivisten der Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockieren die Gartenstraße Kreuzung Friedrichstraße in Aalen. Die Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockiert seit Monaten deutschlandweit immer wieder Straßen und Autobahnen. So auch das dritte Mal im Ostalbkreis. Foto: onw-images / Marius Bulling © Marius Bulling
Fünf Klimaaktivisten der Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockieren die Gartenstraße Kreuzung Friedrichstraße in Aalen. Die Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockiert seit Monaten deutschlandweit immer wieder Straßen und Autobahnen. So auch das dritte Mal im Ostalbkreis.
Fünf Klimaaktivisten der Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockieren die Gartenstraße Kreuzung Friedrichstraße in Aalen. Die Gruppe «Aufstand der letzten Generation» blockiert seit Monaten deutschlandweit immer wieder Straßen und Autobahnen. So auch das dritte Mal im Ostalbkreis. Foto: onw-images / Marius Bulling © Marius Bulling
Die Polizei ist nicht einmal eine Minute nach der Akton vor Ort.
Die Polizei ist nicht einmal eine Minute nach der Akton vor Ort. Foto: onw-images / Marius Bulling © Marius Bulling

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