Mit Quadro Nuevo ins Antakya vor der Katastrophe
Die Weltmusikband spielt ein Benefizkonzert im Aalener Kulturbahnhof. So verlief der Abend.
Aalen. Konzert statt Kino, so kündigt am Mittwochabend Heike Brucker vom Kino am Kocher Quadro Nuevo im Veranstaltungssaal des KubAA an. Als die vier Weltmusiker der Band dann aber ihre ersten Takte des Benefizkonzertes für Opfer der Erdbebenkatastrophe in der Türkei spielen, wird klar: es ist doch Kino, was den 155 Gästen präsentiert wird. Eines, das wenig Worte braucht, um das Publikum mit in ferne Welten zu nehmen. Auf eine Reise, die mit Sinn und Seele ans Meer, in die Lüfte, aber auch in die einst so prachtvolle Partnerstadt Aalens Antakya mitnimmt. Quadro Nuevo hat in Antakya ein gleichnamiges Album aufgenommen: Musik zum Film „Zwei halbe Leben sind kein Ganzes“. Der Film spielt in Antakya. Das Kino am Kocher zeigt ihm nach dem Konzert später noch einmal nach zwei Vorstellungen im März. Zu Gast war da auch Regisseur Professor Servet Ahmed Gobol - so kam der Kontakt zustande.
7:1 an der Copacabana
"Wir waren schon sehr lange nicht mehr hier in Aalen", sagt Klarinettist Mulo Francel nach dem ersten Aufbruch verheißenden Lied aus dem Album "Mare". "Wir sind fast ein wenig aufgeregt." Das mal verspielte, man emotional aufwühlende Spiel zeugt davon nicht: Swing, Jazz, Klezmer, arabische Klänge - der Kosmos von Quadro Nuevos Musik führt sicher vom Meer auf den Prager Tanzboden, auf dem Francels Oma in den 30er-Jahren ihren Rock fliegen lässt - der aus Dinkelsbühl stammende Gitarrist Philipp Schiepek schafft dazu mit feinfühlig bezaubernd weiche Klangwelten. Weiter geht es in die Hitze der Copacabana, wo Kontrabassist D.D. Lowka pfeilschnell und frech an den Saiten in Richtung "7:1" trippelt. Andreas Hinterseher am Akkordeon und Vibrandoneon betört mal mit leiser Melancholie, dann wieder scharfem Groove in seinem Spiel und bettet zusammen mit Mulo Francel streichelnder Klarinette das Publikum bei "Ikarus'" ganz zart auf die Schwingen dieser mythologischen Gestalt.
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Ewige Verbundenheit mit Antakya
Francel erzählt, dass die Band, um zum Film Musik zu machen, dort hingereist sei, um "alles zu sehen und zu essen, und zu erfahren, wie es dort riecht." Gemeinsam habe man die "Stadt mit ihren vielen Ethnien und Religionen", das friedliche Miteinander erlebt. Dass Antakya zerstört sei, tue weh. Zwei Lieder, die dort entstanden sind, spielt die Band: "Antakya" und "Dadaschi" - bunte, lebendige, hoffnungsvolle Musik - die anrührt. "Wir bleiben immer und ewig dieser Stadt verbunden", sagt Francel am Ende des Konzertes.
Organisiert wurde der Benefizabend vom Kino am Kocher, dem Städtepartnerschaftsverein und dem Kulturclub Antakya-Aalen. "Die Spenden, die hier zusammenkommen, werden ganz dringend benötigt", sagte Heike Brucker gleich zu Beginn des Abends. Eine Botschaft, die ankommt. Am Ende ist die Spendentuba gut gefüllt.
