1. Startseite
  2. Ostalb
  3. Aalen
  4. Stadt Aalen

Sanierung des Aalener Ratssaals: Fast eine Million Euro vorgesehen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Katharina Scholz

Kommentare

Die Decke im Ratssaal soll für knapp eine Million Euro saniert werden.
Die Decke im Ratssaal soll für knapp eine Million Euro saniert werden. © opo

Die CDU-Fraktion findet, dass die Arbeiten im Sitzungssaal noch warten können. Die anderen Fraktionen und Gruppen finden das nicht.

Aalen

Das Aalener Rathaus ist beinahe 50 Jahre alt und sanierungsbedürftig. Bevor es grundlegend modernisiert wird, sollen die drängendsten Arbeiten vorgezogen werden. So hat es der Gemeinderat beschlossen. In der vergangenen Sitzung des technischen Ausschusses des Gemeinderats ging es um zwei dieser Punkte, die nun angegangen werden sollen: Die Betonsanierung an der Fassade soll weitergehen und die Sanierung des Sitzungssaals in Angriff genommen werden.

Zum Sitzungssaal sagte Markus Haas, der Amtsleiter der Gebäudewirtschaft: „Die Akustik hier drin ist nicht optimal.“ Wenn jemand in sein Mikro spreche, halle das für drei Sekunden nach. Gerade für Menschen, die Hörgeräte tragen, sei das schwierig. Damit sie alles gut verstehen können, sollte die Nachhallzeit unter einer Sekunde betragen.

Daher ist vorgesehen, die Holzelemente an der Decke durch schallabsorbierendes Material zu ersetzen. Zusätzlich sind Induktionsschleifen für Hörgeräte geplant. Wenn die Trägerin oder der Träger die entsprechende Technik im Gerät verbaut hat, ist es damit möglich, die Tonsignale aus dem Raum direkt im Gerät zu empfangen.

Außerdem soll die Beleuchtung im Sitzungssaal auf LED-Technik umgerüstet werden. Die Verwaltung schlägt vor, es entweder vorerst dabei zu belassen. Das würde rund 763 000 Euro kosten. Oder, da die Decke sowieso schon geöffnet werden muss, schlägt die Verwaltung in Variante zwei vor, gleich Heiz- und Kühlschleifen in der Decke mitzuverbauen. Dann lägen die Kosten bei rund 935 000 Euro. Das wurde im Ausschuss kontrovers diskutiert.

Thomas Wagenblast (CDU) sprach sich dafür aus, die Sanierungs des Sitzungssaals hinten an zu stellen. „Es gibt andere Sachen, die wichtiger sind.“ Als Beispiel nannte er die Sanierung anderer öffentlicher Gebäude wie Schulen. Er spielte außerdem an auf die Sanierung des OB-Büros und des Vorzimmers an. Zum Hintergrund: Diese Maßnahme vorzuziehen und eine hohe sechsstellige Summe dafür anzusetzen, war in der Öffentlichkeit nicht gut aufgenommen worden. Der OB machte anschließend Abstriche, so dass die Arbeiten billiger wurden. Wagenblast zog Parallelen zur Sanierung des Sitzungssaals. Der Saal, so der CDU-Fraktionsvorsitzende sinngemäß, sei für sie selbst, die Rätinnen und Räte da, und die könnten noch warten. So sähen das auch die Hörgeräteträger in der Fraktion.

Timo Lorenz (SPD) bat die CDU-Fraktion darum, auch die Bürgerinnen und Bürger zu bedenken. Schließlich seien die Sitzungen öffentlich. Im Sinne der Inklusion und Barrierefreiheit sei es wichtig, dass alle daran teilhaben könnten.

Oberbürgermeister Frederick Brütting sieht es ähnlich. Den Diskussionen im Ratssaal folgen zu können, sei nicht nur für die Rätinnen und Räte wichtig, sondern für alle, die daran teilnehmen. Der OB sprach von einem „Problem für die Teilhabe an der Demokratie“, wenn das nicht gewährleistet sei. Er dachte auch an die Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung, von denen an der Sitzung 14 teilnahmen. „Für sie ist das ein Arbeitsplatz.“

Claus Albrecht (Freie Wähler) sagte: „Auch für uns ist das ein Arbeitsplatz.“ Außerdem sei der Saal ein Aushängeschild für die Stadt. „Wir haben uns entschieden, das Rathaus nicht abzubrechen, sondern es zu sanieren“, sagte Albrecht. Er sprach sich dafür aus, wenn sowieso Arbeiten an der Decke erledigt werden, auch die Heiz- und Kühlschleifen gleich mit zu montieren. Später die Decke wieder aufzumachen, sei wirtschaftlich ein „Granatenblödsinn“.

Christa Klink (Die Linke) sprach sich für die Verbesserung der Akustik im Sitzungssaal aus. „Wenn jemand nicht akzentuiert spricht oder leise, versteht man nichts“, sagte sie.

Michael Fleischer (Grüne) sagte zu Wagenblast: „Es ist unstrittig, dass wir an anderen Stellen ebenfalls Sanierungsbedarf haben.“ Es fänden im Sitzungssaal aber nicht zur Sitzungen, sondern auch viele Veranstaltungen im Rahmen der Bürgerbeteiligung statt.

Manfred Traub (Zählgemeinschaft Birkhold/Traub) bat darum, Barrierefreiheit nicht nur für Hörgeschädigte, sondern auch für andere Menschen mitzudenken. Hintergrund: An der Sitzung nahm ein Mädchen im Rollstuhl teil und die Tribüne für die Zuhörerinnen und Zuhörer ist nur über eine Stufe zu erreichen.

Am Ende gab es keine Abstimmung und damit keine Empfehlung an den Gemeinderat, der am Donnerstag, 23. März, entscheidet. Der OB versprach bis zur Sitzung darzustellen, welche Maßnahme im Zuge der Rathaus welche Priorität hat.

Kaum Diskussion bei der Betonsanierung

Die weitere Sanierung der Betonfassade im Süden, also an der Stuttgarter Straße, soll dieses Jahr weitergehen. Laut Wolfgang Balle von der Gebäudewirtschaft wird im Juni das Gerüst aufgebaut. Abstrahl und Stemmarbeiten, also laute Arbeiten, sind kurz vor den Sommerferien und während der Ferien terminiert. Darauf folgen Betonier- und weitere Arbeiten. Im November soll das Gerüst wieder abgebaut werden. Rund 1,5 Millionen Euro sind dafür veranschlagt.

Dass die Arbeiten dringend sind, stellte niemand infrage. Albrecht und Traub fragten aber nach der Belastung für die Beschäftigten im Rathaus während der Bauzeit. Der OB antwortete, dass man frühzeitig Urlaube plane und sich intern so organsiere, um die Belastung möglichst gering zu halten. „Wenn aber gestemmt wird, ist das für alle eine Belastung.“ Das lasse sich nicht vermeiden.

Auch interessant

Kommentare