Die Täter kamen in der Nacht. Und die Spuren ihrer Tat sind am Donnerstagnachmittag noch deutlich sichtbar. Der Türrahmen der Tankstelle in der Bahnhofstraße ist im unteren Bereich gleich mehrmals eingedrückt. Hier haben die Täter „vermutlich mit einer langen Brechstange die Türe aufgehebelt“, sagt Tankstellenbetreiber Wolfgang Scherer. „Heute Morgen, als meine Frau aufgemacht hat, hat sie es bemerkt und angerufen“, erzählt er.

Wolfgang Scherer steht im Rahmen der demolierten Türe hinter dem Polizeiabsperrband. Es flattert auch überall zwischen den Zapfsäulen im Wind. Hin und wieder verirrt sich trotzdem ein Autofahrer in den vorderen Bereich, der noch angefahren werden kann. Und fährt wieder weiter. Die Tankstelle ist zu. Zum einem ist die Spurensuche noch nicht abgeschlossen. Zum anderen haben die Einbrecher nicht nur Zigarettenschachteln mitgenommen, sondern auch die Technik für die Videoüberwachung herausgerissen und das ganze Kassensystem - und beides mitgenommen. Nun geht erst mal nichts mehr. „Wenn wir heute 50 Prozent wieder hinbekommen, dann sind wir froh“, sagt Scherer. Spätestens am Freitag aber soll der Betrieb wieder aufgenommen worden sein. Der Techniker jedenfalls ist schon vor Ort und steht neben ihm. „So etwas kommt immer wieder vor“, berichtet dieser. Manchmal würden ganze Kassensystem sogar am Tage herausgerissen, die Täter damit einfach aus der Tankstelle spazieren. „Das hier jedenfalls war brachiale Gewalt, das gleiche Muster wie nebenan“, so Wolfgang Scherer.

Polizei sieht „Auffälligkeit“

Nebenan, das ist die zweite Tankstelle in der Bahnhofstraße. Gleich zweimal wurde dort seit September eingebrochen. Beide Einbrüche wurden auf Video aufgenommen - doch erkennbar sind die Täter mit ihren Mützen und Masken darauf kaum, wie Betreiber Armin Troche erzählt. „Das zwar bei uns zweimal dieselbe Vorgehensweise“, so Troche. „Die sind routiniert und geschult.“

Drei Einbrüche in sechs Monaten bei zwei nebeneinanderliegenden Tankstellen. Den Begriff Serie verwenden die Ermittler hier zwar aktuell nicht, aber: „Zumindest ist es eine Auffälligkeit für uns“, sagt Bernd Märkle von der Polizeidirektion Aalen. Ob die Anzahl dieser Einbrüche nun viel oder normal sei, könne er im Moment nicht sagen. Hier fehle der Überblick zu angrenzenden Landkreisen im Vergleich, so Märkle. Die Polizei sei jeden Tag überall in der Stadt unterwegs. Aber wann wo Streife gefahren werde, ergebe sich durch die Auftragslage. Warum sich die Täter ausgerechnet die Bahnhofstraße aussuchen, könne man nur vermuten. Beleuchtung, wenig Verkehr seien mögliche Gründe: „Aber da muss man die Täter fragen“, so Märkle.

Mulmiges Gefühl jeden Morgen

Armin Troche, bei dem vor acht Jahren bereits einmal eingebrochen wurde, und mit den Einbrüchen im September und November 2022 damit dreimal, ist frustriert. „Das macht keinen Spaß mehr“, sagt er. Jeden Morgen fahre er mit einem mulmigen Gefühl zur Tankstelle und lasse automatisch den Blick schweifen, ob wieder etwas passiert sei. „So etwas wünscht man keinen“, sagt er. Auch wenn man miteinander wie mit der Tankstelle nebenan konkurriere.

Dort, bei Wolfgang Scherer, wurde übrigens nicht nur in der Nacht zum Donnerstag eingebrochen. Am Mittwoch, 13. Oktober, war seine damalige 18-jährige Mitarbeiterin am Abend mit einer Spielzeugpistole bedroht worden. Der Täter wollte an die Kasse. Sie weigerte sich aber, diese zu öffnen. Der Täter flüchtete daraufhin. Die junge Frau arbeitet seitdem nicht mehr in der Tankstelle, erzählt Wolfgang Scherer. Er aber werde weitermachen.