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Viele Menschen verlassen Antakya

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Von: Katharina Scholz

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Hatay nach dem Erdbeben.
Hatay nach dem Erdbeben. © Kamil Okuyan

Wer nach dem Erdbeben bei Verwandten unterkommen kann, tut das. Auch viele Aalener möchten Angehörige zu sich holen und kämpfen mit der Bürokratie.

Aalen

Viele Menschen verlassen Antakya. Das ist er Eindruck, den Roland Hamm vom Partnerschaftsverein hat. „Wer die Möglichkeit hat, zu Verwandten zu gehen, der macht das“, sagt er. Am Montag haben zwei weitere schwere Erdbeben die Aalener Partnerstadt Antakya/Hatay erschüttert, weitere Gebäude sind eingestürzt, weitere Menschen gestorben.

Die Aalener Kontakte vor Ort berichten von 40 Toten und zahlreichen Verletzten. Die, die überlebt haben, sind oft obdachlos, leben in Zelten oder in ihren Autos. Auch Hatays Oberbürgermeister Lütfü Savas schläft und arbeitet in seinem Mercedes Vito, wie das Nachrichtenmagazin Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Unterdessen kämpfen in Aalen und Umgebung viele mit der Bürokratie. Wer Verwandte aus dem Krisengebiet zu sich holen möchte, muss eine Verpflichtungserklärung beantragen. Die Stadt erläutert dazu auf ihrer Homepage: „Die Gastgeber erklären sich damit bereit, die Kosten der Gäste für den Lebensunterhalt und eventuell die Versorgung im Krankheitsfall zu übernehmen.“ Mit der Erklärung des Gastgebers kann der Gast ein Visum beantragen. Hamm zufolge kennen viele die Zuständigkeiten nicht. Aalener beantragen die Verpflichtungserklärung beim Ausländeramt im Aalener Rathaus. Dort wurde eine spezielle Stelle und eine Telefonhotline eingerichtet, um den Prozess zu beschleunigen. Wer in Hüttlingen oder Essingen wohnt, muss sich aber an das Landratsamt wenden.

Für viele in der Krisenregion sei es aber schwierig, ein Visum zu beantragen. Pässe und Ausweise lägen in den Trümmern, sagt Hamm. Wer sich in der Nacht der ersten schweren Erdbeben gerade noch so nach draußen hätte retten können, habe eher nicht den Reisepass mitgenommen. Nur von einer Frau weiß Hamm, dass sie tatsächlich mit den Ausweisen aus dem Haus geflüchtet ist. „Sie hat immer die Handtasche neben ihrem Bett stehen.“

Ihr Mann sei Frühaufsteher und um 4 Uhr morgens bereits wach gewesen. „Sie konnten sich retten und wurden nur leicht verletzt“, sagt Hamm. Die beiden sind die Eltern eines Deutsch-Türken aus Bayern, der beim Aalener Partnerschaftsverein Rat und Hilfe gesucht hat. Hamm berichtet, dass die Eltern ein Visum bekommen haben und der Sohn mit dem Auto in die Krisenregion gefahren ist, um sie abzuholen. Alle sind inzwischen wohlbehalten in Bayern angekommen, sagt Hamm. Der Sohn habe für die Hilfe für Hatay gespendet, um sich so für die Beratung aus Aalen in der Sache zu bedanken. Eine halbe Million Euro ist inzwischen auf dem Spendenkonto des DRK Kreisverbands Aalen eingegangen. Die Zahl hatte Oberbürgermeister Frederick Brütting am Dienstag genannt. „Jeder Cent wird gebraucht“, sagt Hamm.

Dass man aus Aalen langfristig helfen will und den Wiederaufbau der Stadt Antakya und der Region Hatay unterstützen will, haben alle Beteiligten immer wieder betont. Ein kleines Vergabegremium wird entscheiden, wofür die Spenden genau eingesetzt werden. Roland Hamm ist als Vertreter der Partnerschaftsverein dabei.

Sachspenden werden keine mehr angenommen. Zahlreiche Lkw mit Hilfsgütern aus Aalen sind inzwischen im Verteilzentrum in Antakya angekommen. „Hin und wieder gibt es kleinere Probleme bei der Entladung, das stockt manchmal etwas“, sagt Hamm. Das liege daran, dass inzwischen viele Hilfstransporte ankommen. „Was ja sehr positiv ist.“ Positiv sei außerdem, dass inzwischen Hilfe auch in den kleineren Dörfern außerhalb Antakyas ankomme.

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So klappt's mit der Verpflichtungserklärung

Um den Prozess der Beglaubigung der Verpflichtungserklärungen zu beschleunigen, hat die Ausländerbehörde der Stadt Aalen eine telefonische Hotline eingerichtet. Sie ist täglich von 8.30 bis 12 Uhr und Montag bis Donnerstag von 14 bis 16 Uhr unter (07361) 52-1025 erreichbar. Oder per E-Mail: ve-erdbebenhilfe@aalen.deDas Dokument wird für ein Visum für Angehörige aus der Krisenregion benötigt. Weitere Informationen zur Verpflichtungserklärung sind über www.aalen.de/verpflichtungserklaerung zu finden.

Spendenkonto Erdbebenhilfe Hatay beim DRK Kreisverband Aalen e.V.IBAN: DE59 614500500110 0704 49BIC: OASPDE6AXXXVerwendungszweck „Erdbebenhilfe Hatay“

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