Was Waldspaziergänger ärgert

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Ottmar Erhardt bestimmt die Fallrichtung des Baumes und sägt ihn entsprechend an.
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Waldbesucher beschweren sich über desolate oder gesperrte Wege. Warum gerade in der kalten Jahreszeit Bäume gefällt werden.

Aalen

Die zum Forstrevier Röthardt gehörenden Waldgebiete am Braunenberg oberhalb Aalens sind ein sehr beliebtes Erholungs- und Freizeitgebiet für die Einwohner der Stadt. Seit Corona hat sich der Zulauf von Wanderern, Rad- und Mountainbikefahrern, Läufern und Langläufern deutlich verstärkt. Da stoßen Holzeinschlag und dadurch nötige Wegesperrungen immer wieder auf Unverständnis der Waldnutzer.

„Wir haben hier ein großes Einzugsgebiet von Bürgern, die unsere Wälder nützen und sich immer mehr auch für unsere Arbeit, die Waldbewirtschaftung, interessieren“, sagt Revierförster Armin Pfeuffer. Aber in Anbetracht des Einschlags gebe es auch immer wieder Beschwerden, weil dabei Wege beschädigt werden und auch zeitweise gesperrt werden müssen.

„Wir müssen einschlagen, um den Wald zu vitalisieren, um das Wachstum und den Aufwuchs junger Bäume zu steuern und für sie gute Bedingungen zu schaffen“, ergänzt Pfeuffer. „Und auch, um Holz verkaufen, und damit die Bewirtschaftung zu finanzieren zu können.“

Bessere Lagerung bei Frost

Der Einschlag erfolge vor allem jetzt im Winter, da die Bäume sich nicht im Wachstum befinden. Und weil momentan Wege und Boden gefroren seien, und somit weniger Schaden entstehe. Zudem könne geschlagenes Holz aufgrund der frostigen Temperaturen besser gelagert werden. „Quasi wie in einem Kühlschrank“, sagt der Förster. 

Zudem sei es im Winter weniger von Schädlingen bedroht und könne daher von den Kunden leichter abtransportiert werden, ergänzt Dr. Hans Untheim, zuständiger Forstbezirksleiter der Forst BW, der für die Wälder zuständigen Landesbehörde. „Die Kunden unserer Reviere auf der Ostalb kommen übrigens alle aus der Region Süddeutschland, darunter ist auch die Firma JRS in Rosenberg“, betont er.

Platz schaffen für junge Bäume

„Wir müssen den Wald pflegen, müssen Platz schaffen für die jungen Bäume und auch neue Bäume anpflanzen“, erzählt Pfeuffer. Dabei achte man darauf, dass mehrere Baumarten – Buche, Eiche, Douglasie, Ahorn, Elsbeere und andere – auf einer Fläche gemischt werden. Damit werden Kahlschläge vermieden - und Monokulturen, die anfälliger für Unwetter und Schädlinge seien. Dabei befolge man einen ausgeklügelten Plan. „Wir bewirtschaften den Wald nach den Zielen ökologisch vorbildlich, ökonomisch erfolgreich und sozial ausgewogen“, erläutert Untheim. „Und vor allem soll unsere Arbeit nachhaltig sein.“ Es werde immer nur so viel Holz geschlagen, wie nötig und für den Wald verträglich. Alle zehn Jahre werde eine „Waldinventur“ gemacht und die Pläne entsprechen angepasst.

Täglich sind zwei Trupps zu je drei Waldarbeitern im Revier Röthardt unterwegs, um Bäume zu fällen oder sie zu „rücken“, also für den Abtransport am Wegesrand zu sammeln und für den jeweiligen Kunden zu kennzeichnen. Aktuell fällt ein Team oberhalb von Attenhofen „ausgewachsene“ Bäume. Ottmar Erhardt, Georg Weizmann und Thomas Gentner macht die Arbeit auch im Winter sehr viel Spaß, wie sie sagen: „Man sieht, was man macht, und wir machen etwas für alle Menschen und die Natur Nützliches.“ 

Funkgesteuerter Keil

Auch in diesem Bereich hält moderne Technik Einzug. Neue Geräte erleichtern die Arbeit und machen sie sicherer.  So kommt ein funkgesteuerter Keil zum Einsatz, mit dem die Bäume nach Ansägen per Knopfdruck umgestürzt werden. Bisher üblich war ein Keil, der mit dem Hammer mühevoll in den Baum getrieben werden musste.  Auch sie erzählen von Waldbesuchern, die sich nach ihrer Arbeit erkundigen. „Aber wenn man es ihnen erklärt, welche Absichten dahinter stecken, sind die Beschwerden schnell verraucht“, sagt Erhardt. Trotzdem müsse man aber immer einen Posten aufstellen, um Wege abzusichern.

Wilde Mountainbik-Trails

Ein Ärgernis sind für Pfeuffer und seine Mitarbeiter „wilde illegale Mountainbiketrails“. „Da ist es gut, dass man sich mit allen Beteiligten unterhält und gemeinsam Lösungen mit legalen Trails nutzt“, sagt der Förster.

Wir müssen einschlagen, um das Wachstum des Waldes zu steuern.“

Armin Pfeuffer, Revierförster
  • Wie lange der Einschlag noch dauert
  • Holz wird an Südhängen wohl noch bis Mitte Februar geschlagen, an Nordhängen bis Anfang April. „Solange sind erfahrungsgemäß die Temperaturen entsprechend niedrig, die Bäume treiben und wachsen noch nicht“, ergänzt Pfeuffer und hofft auf Verständnis der Waldbesucher für dann notwendige Umwege. „Denn wir wollen den Wald als Erholungsgebiet attraktiv halten.“
Mit dem elektronischen Keil wird der Baum aus sicherer Entfernung zum Kippen gebracht.
Revierförster Armin Pfeuffer (rechts) mit seinem Team v.li. Georg Weizmann, Ottmar Erhardt und Thomas Gentner.

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