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Winfried Mack: Der Schwarze mit dem grünen Daumen

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Von: Jürgen Steck

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Der Landtasabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Winfried Mack, im Gespräch mit SchwäPo-Redaktionsleiter Jürgen Steck (l.).
Der Landtasabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Winfried Mack, im Gespräch mit SchwäPo-Redaktionsleiter Jürgen Steck (l.). © Heike Brucker

Wie kommt der Ostalbkreis aus den derzeitigen Multikrisen heraus? Der Wirtschaftspolitiker und Aalener Landtagsabgeordnete Winfried Mack (CDU) sieht Chancen für die Region und gibt sich grün.

Aalen

Es sind turbulente Zeiten, in denen wir leben. Winfried Mack (CDU), derzeit einziger Landtagsabgeordneter aus dem Aalener Raum, will sich dafür einsetzen, dass die Region Ostwürttemberg gestärkt aus den Krisen hervorgeht. Die Wirtschaft und die Wirtschaftsförderung: Dafür will sich der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion starkmachen.

Im Gespräch mit SchwäPo-Redaktionsleiter Jürgen Steck nennt Mack den Ostalbkreis eine „Zukunftsregion“, die beispielhaft sei für Deutschland. Mack lobt die Fachkräfte-Offensive in der Region und insbesondere die Europäische Ausbildungs- und Transferakademie EATA in Ellwangen. Und er sieht in der Aalener Hochschule einen ganz gewichtigen Standortfaktor in der Region, in den aktuell 50 Millionen Euro investiert würden.  

Und Mack will Wirtschafts- und Umweltpolitik miteinander versöhnen - der Schwarze mit dem grünen Daumen: „Wir müssen klimaneutral werden, da beißt die Maus keinen Faden ab“, diesen Satz sagt Mack, als ob er Gründungsmitglied der Grünen sei. Gleichzeitig aber gehe es darum, dass Deutschland Industrieland bleibt. Daran habe er landespolitisch am meisten gearbeitet. Es gehe um ein Zielkonzept. Und dieses laute: „Wie kann ich die Industrie klimaneutral machen?“ Dazu benötige man Wasserstoff und dazu Konzepte, Kohlendioxid zu speichern, „Carbon capture“, lautet das Stichwort.

Wasserstoff als Treibmittel

Dazu sei auch der Ausbau des Güterverkehrs und der Stromleitungen vonnöten. Den Ausbau der erneuerbaren Energien hält Mack für „absolut richtig“, jedoch auch für einen „Tropfen auf den heißen Stein“. Wenn man in Aalen die Eisengießereien oder die Pressen bei Alfing elektrifizieren wolle, dann benötige man dafür mehr Strom als Aalen derzeit insgesamt verbraucht. Die Lösung aus seiner Sicht: „Wir brauchen nicht nur Strom, wir brauchen auch Wasserstoff“, sagt Mack. Papierfirmen, Gießereien, auch Zementwerke, die viel Energie brauchen, laufen bislang mit Gas. In Ostwürttemberg gebe es viel energieintensive Schwerindustrie. Dafür müsse Ostwürttemberg an eine Wasserstoffpipeline angeschlossen werden, die aktuell vom Rheinneckarkreis in Richtung Heidenheim – zunächst als Gaspipeline - geplant wird. In Macks Vision wird darin überhaupt kein Gas, sondern Wasserstoff transportiert. Die IHK habe eine entsprechende Bedarfsanalyse erstellt. Übrigens setzt Mack bei Wasserstoffnetzen nicht auf staatliche Leitungen, sondern auf eine, wie er es nennt, „örtliche Struktur“. Für die Region sei es „unglaublich wichtig“, das umzusetzen.

Kohlendioxid versenken

Und was ist mit dem klimaschädlichen Kohlendioxid, dem CO²? Mack setzt auf das Prinzip „Carbon capture“: Das Kohlendioxid zu fangen, zu pressen und in der Nordsee zu versenken. „Dann ist es weg“. Sagt Mack. So einfach? Mack berichtet davon, dass entsprechende Konzepte etwa in Norwegen umgesetzt würden. Mack verweist dabei auf eine Studie des „grün geführten Umweltministeriums“, in der auf dieses Verfahren gesetzt werde. 

Möglich sei auch, CO² zu nutzen. Es gebe derzeit eine Studie, durchgeführt in einem Zementwerk in Mergelstetten, wo damit experimentiert werde, CO² zu nutzen, um daraus Treibstoff zu gewinnen, Flugbenzin zum Beispiel. Ob das läuft, werde man sehen. Es gebe so viele technische Möglichkeiten, die derzeit entwickelt würden. Entsprechend kritisiert Mack das Verbrenner-Verbot der EU für Autos – und setzt auf E-Fuels, synthetische Kraftstoffe.  Man werde den EU-Beschluss, 2035 keine Verbrennermotoren zu produzieren, wahrscheinlich in wenigen Jahren korrigieren; „weil sonst niemand auf der Welt das macht“.

Die Bahn als Backbonenetz

Eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Klimaneutralität spiele die Bahn. Mack setzt auf vernetzte Konzepte und sieht die Bahn quasi als „Backbonenetz für den öffentlichen Nahverkehr“. Wenn in der Landeshauptstadt irgendwann der Bahnhof „Stuttgart 21“ in Betrieb sei, müssten die Bahnverbindungen in Ostwürttemberg noch attraktiver werden. Entscheidend sei es, dass die Linien gut „durchbunden“ seien, damit Fahrgäste aus dem Ostalbkreis „möglichst schnell und ohne Umsteigen“ an ihr Ziel kommen – nach Tübingen etwa, aber auch nach Nürnberg mit Anschluss nach Berlin oder München und Ulm.

Neben dem Personenverkehr spiele die Bahn auch eine wichtige Aufgabe, wenn es um den Transport von Gütern gehe. „Unsere Aufgabe ist es, unserer Industrie und den Menschen zu ermöglichen, klimaneutral zu werden.“ Dazu gehörten Güterbahnhof, weil damit Güter klimaneutral produziert werden könne. „Das ist ein Standortfaktor mittlerweile“, sagt Mack. Und es müsse gar nicht immer ein großer Güterbahnhof sein. Oft genüge ein  Ladegleis, auf das Güterwagen gestellt werden, um be- und entladen zu werden.

Zum Thema Klima gehört für Mack auch, dass man konkrete Probleme angeht, etwa im Bereich Hochwasserschutz. Mack spricht von Modellprojekten im Ostalbkreis in Bezug auf Wasserrückhaltung in der Fläche und deutet an, dass dafür zum Beispiel Hüttlingen in Frage komme, wo es speziell im Teilort Niederalfingen Bedarf gebe.

CDU-Politik

Mack ist aber nicht nur Wirtschaftspolitiker, sondern schon immer noch vor allem CDU-Politiker. In der Ampel knirscht es. Sieht er die Grünen im Bund auf dem Sprung ins Bett mit den Grünen? In Bezug auf eine künftige Koalition in Berlin hält es Mack „nicht für völlig wesensfremd, wenn wir mit den Grünen koalieren“. Es gebe bereits mehrere gut arbeitende entsprechende Koalitionen auf Länderebene, nicht zuletzt in Baden-Württemberg. Apropos, wie geht’s im Land weiter in der Nach-Kretschmann-Zeit? Da sieht er große Chancen für die CDU, wieder stärkste Fraktion zu werden.

Hagel oder Strobl?

In der Frage, wer dann Winfried Kretschmann als Ministerpräsidenten Baden-Württembergs für die CDU ablösen soll – Innenminister Thomas Strobl oder der aktuelle Fraktionsvorsitzende der CDU im Landtag, Manuel Hagel? Da sieht sich Mack klar im Lager von Hagel. „Ich denke, dem Land tut ein Generationswechsel gut.“  Das Land müsse ins Gestalten kommen. Die nächsten zehn Jahren werde dermaßen viel „umgekrempelt“. Dafür sei Gestaltungswillen gefragt. Und den sieht Mack eher beim 34-jährigen Manuel Hagel als bei Thomas Strobel (62).

Werteunion und Maaßen

Und was hält Mack von der Werteunion und deren neuem Vorsitzenden Hans-Georg Maaßen? „Maaßen macht sich wichtig mit Aussagen, die jenseits von Gut und Böse sind“, befindet Mack. Die CDU sollte sich nach Ansicht Macks von Maaßen trennen. Auch zur Werteunion findet Mack klare Worte: „Die Werteunion kapiert nicht, was Erneuerung bedeutet: Es kann nicht immer alles beim Alten bleiben, bis es definitiv gar nicht mehr geht. Sondern wir müssen unsere Werte entsprechend den Herausforderungen und Nöten der Zeit neu interpretieren und ins Werk setzen.“

Der Landtasabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Winfried Mack, im Gespräch mit SchwäPo-Redaktionsleiter Jürgen Steck (l.).
Der Landtasabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Winfried Mack, im Gespräch mit SchwäPo-Redaktionsleiter Jürgen Steck (l.). © Heike Brucker

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