- VonBea Wieseschließen
Eine Mahnwache zum Tag gegen Rassismus nimmt viele aktuelle Bezüge.
Aalen. Etwa 70 Menschen sind am frühen Montagabend am Rathaus zu einer Mahnwache anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus zusammengekommen. In der rund 45-minütigen Veranstaltung ging es nicht nur um Rassismus und Ausgrenzung, auch der Krieg in der Ukraine und der Flüchtlingsstrom waren Thema der Reden.
Pfarrer Bernhard Richter appellierte ans Publikum, an diesem alljährlich wiederkehrenden Tag, 1966 von den Vereinten Nationen ausgerufen, „ein Zeichen des Miteinanders“ in Aalen zu setzen. Artikel 2 der Allgemeinen Menschenrechte und Artikel 3 des Grundgesetzes legen fest, dass niemand rassistisch diskriminiert werden dürfe. Richter forderte: „Die Artikel müssen im Kopf sein, ins Herz rutschen und die Geisteshaltungen müssen folgen.“ Ganz praktisch beim Engagement in der Flüchtlingshilfe: Man dürfe jetzt keinen Unterschied machen zwischen Ukrainern, Syrern oder afghanischen Ortskräften. Richter sorgt sich, dass Rassismus in Deutschland wieder salonfähig wird. „Zeigen wir allen braunen Gedanken die rote Karte!“
Dorothee Irion-Ulmer von „Omas gegen Rechts“ erinnerte daran, dass Rassismus in der Vergangenheit die Grundlage gewesen sei für menschenverachtende Politik: im Nationalsozialismus, in der Apartheid und der Zeit der Rassentrennung in den USA. Auch heutzutage sei in Deutschland „Alltagsrassismus“ zu beobachten. Doch sie sei optimistisch: „Wir haben oft einen gewissen Rassismus erlernt, das heißt aber auch, dass wir ihn wieder verlernen können.“ Die Basis dafür sei „der Versuch, den anderen zu verstehen“.
Mehtap Derin vom Verein „Aalener Aakademie für Kultur und Dialog“ (aakademie) berichtete von Rassismus und Ausgrenzung aus eigenem Erleben, „weil ich anders aussehe, Kopftuch trage, aus einem anderen Land komme“. Sie plädierte für „Nächstenliebe, Respekt und Toleranz“, und für das Leben in der Demokratie überhaupt: „Wo keine Demokratie herrscht, gibt's meistens Diskriminierung und Rassismus.“
Anne Klöcker las Texte gegen Rassismus von Bertolt Brecht, Carolin Emcke und Hilde Domin, die Gut und Böse, Fremd und Freund sein, Krieg und Frieden und „Leben in finsteren Zeiten“ thematisieren. Inga Rincke und Veronica Gonzalez gestalteten die Veranstaltung mit Trommel und Gitarre, unter anderem zum Auftakt mit einem Lied aus der Ukraine. Auch eine dreiköpfige Trommlergruppe des afrikanischen Kulturvereins wirkte mit. Organisiert hatte die Veranstaltung das Aalener Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“.
⋌Bea Wiese