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Stadthalle Aalen: Neuer Pächter fürs Catering gesucht

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Von: Ulrike Wilpert

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Der Vertrag mit dem seitherigen Caterer der Stadthalle läuft zum 31. Juli aus. Die Stadt sucht nun einen Nachfolger.
Der Vertrag mit dem seitherigen Caterer der Stadthalle läuft zum 31. Juli aus. Die Stadt sucht nun einen Nachfolger. Foto: opo © Oliver Giers

Der Caterer könnte am 1. August 2023 beginnen. Das sind die Bedingungen.

Aalen. Wie es mit der Bewirtschaftung der Aalener Stadthalle weitergehen soll, hat der Gemeinderat Aalen in seiner jüngsten Sitzung nun mit überwiegender Mehrheit entschieden. Bei einer Gegenstimme (Marcus Waidmann, AfD) fiel die Entscheidung für einen externen Pächter, der im Rahmen eines öffentlichen Ausschreibungsverfahrens erst noch ermittelt werden soll.

Eingangs hatte OB Frederick Brütting die von ihm ursprünglich favorisierte alternative Variante zurückgezogen, wonach der städtische Eigenbetrieb „Kultur und Event“ künftig die Bewirtung hätte übernehmen sollen. Der Grund: Der vorberatende Kultur-, Bildungs- und Finanzausschuss (KBFA) hatte schon im Vorfeld zu einer öffentlichen Ausschreibung tendiert. Brütting: „Und die Stadtverwaltung ist der Meinung, dass eine Bewirtschaftung seitens des Eigenbetriebs nur basierend auf einer breiten Zustimmung des Gemeinderats funktionieren kann.“

Bewerbungsfrist endet am 1. April

Hintergrund: Der Vertrag mit dem aktuellen Pächter in der Stadthalle läuft zum 31. Juli dieses Jahres aus. Die Ausschreibung soll im Februar starten, späteste Abgabefrist ist am 1. April 2023. Wenn mehr als drei Bewerbungen eingehen, trifft der städtische Eigenbetrieb „Kultur und Event“ eine Vorauswahl. Die Zeitschiene: Die Entscheidung des Gemeinderats soll im April fallen, Vertragsabschluss mit dem neuen Pächter ist für Mai vorgesehen, so dass der Caterer am 1. August starten könnte.

Mit dem künftigen Pächter, der die kleinen (ab zehn Personen) und großen Veranstaltungen in der Stadthalle bewirten, und auch die Pausenbewirtung bei Kulturveranstaltungen übernehmen soll, will die Stadt einen Vertrag auf Basis einer prozentualen Umsatzbeteiligung schließen. Unter die städtischen Vorgaben fallen frisch zubereitete Speisen mit „möglichst geringen Convenience-Graden“, mit „fair“ gehandelten Produkten, die Verwendung regionaler Saisonware, „idealerweise aus ökologischem Anbau“.

Der Antrag der CDU-Fraktion

Laut Sitzungsvorlage sollte die Umsatzabgabe des neuen Pächters von fünf auf sieben Prozent erhöht werden.

Dr. Thomas Battran (Grüne) bezeichnet das vorgeschlagene Ausschreibungsverfahren als „prima“. Wie die SPD-Fraktion (Hermann Schludi) ist auch die CDU-Fraktion (Armin Abele) angetan von diesem Vorschlag. Allerdings bezweifelt Abele, ob es gut sei, die Bedingungen für einen künftigen Pächter zu verschärfen; „gerade jetzt, in einer Zeit, in der die Gastronomie große Probleme mit der Personalgewinnung hat.“ Abele stellt den Antrag, die Umsatzabgabe nicht zu erhöhen, sondern wie bisher zu verfahren. Heißt: fünf Prozent bis zu einem Umsatz von 250 000 Euro und sieben Prozent bei einem Umsatz ab 250 000 Euro. Zudem 8000 Euro Abmangelzuschuss einmalig im Jahr. Der CDU-Antrag wurde vom Gremium bewilligt - bei einer Gegenstimme (Marcus Waidmann und Dr. Frank Gläser, beide AfD).

Bernhard Ritter (FW) mahnt: „Es muss uns gelingen, das Catering in den Veranstaltungspausen so zu strukturieren, dass der Besucher nicht bis kurz vor Pausenschluss für ein Getränk anstehen muss.“ Wie später auch Roland Hamm (Die Linke) bittet Ritter darüber nachzudenken, ob der künftige Pächter auch ein Catering für Schulen und Kindergärten betreiben könnte.

Dr. Frank Gläser erkundigt sich nach Zahlen. Er hält es für fraglich, dass sich so eine Stelle für einen qualifizierten Betrieb überhaupt lohnt. Der OB nennt 131 große Veranstaltungen im Jahr 2019 und 125 im Jahr 2022. Brütting: „2022 lag der Umsatz in der Stadthalle bei 323 000 Euro.“

Alexander Asbrock (Grüne) appelliert an die Stadt, die Höhe der geforderten Kaution von 50 000 Euro noch einmal zu überdenken. 

Pächterchronik der Stadthalle Aalen

Die Stadthalle wurde 1957 erbaut – ohne ein Restaurant. Das entstand erst mit finanzieller Unterstützung des damaligen Chefs der Grünbaum-Brauerei Christian Schmid. Er gewährte der Stadt einen zinslosen Millionenkredit für den Bau. Eröffnung war 1979.

Die ersten drei Pächter gaben schnell auf, bis 1982 der damals 30-jährige Heinz Besel mit seiner Frau Hannelore übernahm. Besel erwies sich als Glücksfall, führte das Stadthallenrestaurant 26 Jahre wirtschaftlich erfolgreich.  

2001 wurde das Stadthallenrestaurant für 450 000 Mark von Grund auf saniert, 2007 kündigte die Grünbaum-Brauerei nach 30 Jahren ihren Vertrag mit der Stadt. Grund: Der Bierumsatz im Restaurant war stark gesunken.

Seit 2002 ging die Zahl der Veranstaltungen in der Stadthalle zurück. Damit einher ging ein Besucherrückgang. Pächterfamilie Besel wollte trotzdem weitermachen, ihr wurde ein neuer Vertrag versprochen. Doch stattdessen schrieb die Stadt 2008 neu aus – und Heinz Besel verzichtete auf eine erneute Bewerbung.

Das neue Pächterduo eröffnete anfang Februar 2009 das "Tazero". Doch schon nach nur fünf Monaten war Schluss, der Betrieb war insolvent. Im Juli 2009 gab die Stadtverwaltung bekannt, das Restaurant in der Stadthalle aufgeben zu wollen. 

2010 unternahm die Stadt einen neuen Versuch. Ein Caterer war inzwischen eingesprungen. Er signalisierte Interesse, das Restaurant zu pachten. Bedingung: Die Stadt saniert die Küche. Inklusive neuer Toiletten, neuer Spülmaschine und neuem Zugang  fürs Catering investierte die Stadt rund 450.000 Euro. Es ging nicht lange gut. Im August 2011 meldete auch dieser Pächter Insolvenz an.

Im September 2011 wurde bekannt, dass Familie Asbrock in die Bresche springt und das "Läuterhäusle"-Team die Stadthalle zu fixen Terminen bewirtet - vor allem bei Veranstaltungen. Aus der Zwischenlösung wurde eine Dauerlösung. Der Vertrag wurde 2013 verlängert, bis zur erneuten Ausschreibung der "gastronomischen Versorgung in der gesamten Stadthalle" im Sommer 2017.  

Bis zum Abgabetermin aber hatte einer der beiden Bewerber zurückgezogen. "Übrig" blieben damals die Asbrocks vom Läuterhäusle. Doch dann tauchte plötzlich die GS Gastronomie als weiterer Bewerber auf. Die Asbrocks fühlten sich verprellt und zogen in der Konsequenz ihre Bewerbung zurück. Damit zogen sie nach sieben Jahren einen Schlussstrich unter die  Stadthallenbewirtschaftung. Die GS Gastronomie GmbH aus Schwäbisch Gmünd erhielt dann die deutliche Gemeinderatsmehrheit und übernahm ab Mitte 2018 die Bewirtung der Aalener Stadthalle bei Veranstaltungen. 

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