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Dürfen sich alle beteiligen oder nur die, die bereits professionell arbeiten? An den Bedingungen für den Kunstwettbewerb scheiden sich die Geister im Bauausschuss des Gemeinderats.
Aalen. Neues zulassen und jungen Künstlerinnen und Künstlern eine Chance geben: Das wünscht sich die Grünen-Fraktion für den Kunstwettbewerb auf dem Stadtoval. Doch der Bauausschuss hat sich nun mehrheitlich gegen den Änderungsantrag der Grünen zum Auslobungstext ausgesprochen.
Zum Hintergrund: Für vier Plätze auf dem Stadtoval werden Kunstwerke gesucht: vor dem Kulturbahnhof, vor dem DRK-Gebäude, auf dem Geschwister-Scholl-Platz und auf dem Steg-Platz. Dazu soll ein zweistufiger Wettbewerb ausgelobt werden. Kontrovers diskutiert haben Gemeinderat und Bauausschuss, wer für die erste Runde zugelassen werden soll. Hermann Schludi (SPD) hatte in der ersten Vorberatung vorgeschlagen, in der ersten Runde nur Referenzen zu fordern. Damit würden alle Künstlerinnen und Künstler ohne Erfahrung ausscheiden. Nur diejenigen, die die Jury für die zweite Runde zulässt, schlug Schludi im Januar vor, sollten Modelle bauen.
Grüne, AfD und Linke sprachen sich in der ersten Vorberatung gegen Schludis Vorschlag aus. Die Stadtverwaltung versuchte es daraufhin mit einer Art Kompromiss. Im Auslobungstext, den der Ausschuss in der vergangenen Sitzung vorberaten hat, werden zwar explizit keine Referenzen gefordert. Dass Künstlerinnen und Künstler aber „auf professionelle Weise tätig“ sind, ist gefordert. Nachweise darüber „sollten“ der Bewerbung beiliegen.
Die Grünen beantragen, den Text zu ändern und „auf professionelle Weise tätig“ zu streichen und das „sollten“ zu ergänzen um „gegebenenfalls auch“. Carmen Venus (Grüne) begründete, man wolle neugierig sein, offen sein, für alle Ideengeberinnen und Ideengeber. „Wir wollen gespannt sein, ob die Chance genutzt wird.“ Thomas Wagenblast (CDU) hielt dagegen, dass im Auslobungstext der Konjunktiv „sollte“ steckt. „Das schließt niemanden aus.“ Gerade im Bereich Skulptur müsse ein Künstler sein Handwerk verstehen. Da gehe es zum Beispiel um die Statik oder darum, dass das Werk der Witterung ausgesetzt ist.
Schludi kündige an, dass die SPD-Fraktion für den Vorschlag der Verwaltung stimmen werde. Der Entwurf, der vorliege, sei offener. „Er lässt Neues zu.“ Expertise oder Erfahrung: Auf irgendetwas müsse man sich verlassen können. „Wir brauchen Leute, die handwerkliche Erfahrung haben.“ Jürgen Opferkuch (Freie Wähler) sagte, die Stellungnahme von Venus in der ersten Vorberatung habe ihn nachdenklich gemacht. „Leider haben Sie sich heute ein wenig widersprochen“, wandte er sich an sie. Sie habe sich professionelle Arbeiten gewünscht und gleichzeitig, dass der Wettbewerb offen für alle sei. Opferkuch wies aber auf die zwei Stufen im Wettbewerb hin. „Wir sollten darauf vertrauen, dass die Mitglieder der Jury Manns genug und Frau genug ist, auszuwählen.“
Venus antwortete: „Ich habe mir nicht widersprochen, hoffe ich.“ Der Wunsch, dass sowohl professionelle Vorschläge als auch andere Ideen eingereicht werden, sei kein Widerspruch. „Es geht hier nur um die ersten Entwürfe, aus denen eine Fachjury mit 18 Köpfen eine Auswahl trifft. Ich sehe das Problem in dem Bezug nicht.“ Grünen-Fraktionssprecher Michael Fleischer sprang ihr bei: „Warum muss man hier künstliche Barrieren schaffen, wenn es nachher eine Jury gibt? Wir sollten auch Nachwuchskünstlern die Möglichkeit zur Teilnahme geben, sonst können sie keine Erfahrung sammeln.“
Darauf antwortete der OB: „Die Frage ist, ob der Wettbewerb dazu geeignet ist, Erfahrung im Bereich Kunst im öffentlichen Raum zu sammeln.“ Zuvor hatte er schon argumentiert, dass es zu überlegen gelte, welches Signal man senden wolle. Da es um Plastiken gehe, die ein gewisses Volumen haben sollten, sei eine „gewisse professionelle Herangehensweise“ von Nöten.
Wagenblast fügte an, professionelles Arbeiten müsse Voraussetzung sein. „Sonst stürzen wir die Jury ins Elend.“ Gabriele Walcher-Quast (SPD) argumentierte, dass im Grunde jeder Satz Raum für Interpretation lasse. „Wir können den Auslobungstext auch Satz für Satz durchgehen und alles infrage stellen.“
Norbert Rehm hat noch ein anderes Problem mit der Sache: „Auf relativ kleinem Raum will man hier vier Kunstwerke aufstellen.“ Da stimme das Verhältnis in der Gesamtstadt nicht. Dazu erwähnt er das vorgesehene Budget von 200 000 Euro. „Das ist für meine Begriffe zu viel.“
Am Ende stimmten sieben Rätinnen und Räte (die Grünen und Marcus Waidmann, AfD) für den Antrag der Grünen. 13 waren dagegen. Vier enthielten sich. Der Vorschlag der Verwaltung wurde mehrheitlich befürwortet. Die Entscheidung trifft der Gemeinderat am Mittwoch, 15. Februar. Dann soll auch über die Besetzung der Jury entschieden werden. Vorgeschlagen ist, dass das Gremium aus acht Fachpreisrichterinnen und -richtern und zehn Stadträtinnen und -räten bestehen soll.