Von Jupp und Margitsche

Jürgen Steck über die Zeit, die ja auch bald wieder vorbei ist
Ich mag's schon, dieses Rätätä und Schädelweh. Umzüge, Prunksitzungen. Büttenreden. Gut gesetzte Reime, in denen die Mächtigen, die Schönen und die Reichen durch den Kakao gezogen werden - wenigstens ein paar Tage lang. Mag sehr die alten Rheinländer und deren großartige Lieder, den Jupp Schmitz etwa, dessen Hymne „Wer soll das bezahlen“ eine wunderbare Renaissance erlebt derzeit vor lauter Doppelwumms, Hilfspaketen und Sondervermögen. Oder das Lied zum Tage: „Am Rosenmontag bin ich geboren“, grandios und erstmals 1969 gesungen von der noch grandioseren Margit Spohnheimer, besser bekannt als „s'Margitsche“ aus Mainz, die dafür und ihre fasnachtlichen Aktivitäten völlig zurecht das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Auch Guggen und alle ihre Nebenwirkungen gefallen mir. Aber ich kann verstehen, dass es andere Menschen gibt. Solche, die solchen Narreteien nichts abgewinnen können und die nichts sehnlicher erwarten als das Ende dieser fünften Jahreszeit. Doch auch ihnen hat ja der Jupp Schmitz einen feinen Titel auf den Leib geschrieben: „Die Sprüche von Treue, sie brechen entzwei. Von all Deinen Küssen, darf ich nichts mehr wissen: Am Aschermittwoch ist alles vorbei!“, so hat er gereimt. Des einen Freud, des anderen Leid ... Von Jürgen Steck