- VonUlrike Wilpertschließen
Mit welchen Problemen der Theaterring Aalen zu kämpfen hat.
Aalen. Rückläufige Abonnentenzahlen, ein durch Corona immer noch verändertes Nachfrageverhalten der Kunden, der Absprung eines größeren Sponsors, die allgemeine Preissteigerung ... Für die von der Aalener Stadtverwaltung vorgeschlagene Erhöhung der Abonnementpreise des Theaterrings Aalen um 10 Prozent benennt Dr. Roland Schurig, Leiter des Amtes für Kultur und Tourismus, vielfältige Gründe. Allesamt nachvollziehbar für die Mitglieder des Gemeinderatsausschusses für Kultur, Bildung und Finanzen (KBFA), die die geplante Preiserhöhung einstimmig befürworteten. Die Entscheidung wird der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung am 15. Februar treffen.
Damit würden sich ab der Spielzeit 2023/24 Theaterring-Abos in den Kategorien 1 bis 3 um zwischen 8,20 und 10,70 Euro verteuern. Das Jugendabo würde dann 29 Euro kosten. Inhaber der Spionkarte zahlen weiterhin um 35 Prozent reduzierte Abo-Preise.
Nachwirkungen der Pandemie
„Die negativen Folgen, die Corona für die Kultur im Allgemeinen hatte, spürt auch der Theaterring Aalen“, leitete Schurig im Gemeinderatsausschuss seine Bilanz über die Spielzeit 2021/22 ein. Das tiefe Corona-Tal im Kulturbereich sei zwar durchschritten, aber das Nachfrageverhalten der Kulturinteressierten weiterhin komplex. „Vor allem die vulnerable Bevölkerungsgruppe der älteren Menschen, die auch die Altersstruktur des Theaterrings prägen, reagiert noch zurückhaltend auf aktuelle Veranstaltungsangebote“, stellt Schurig fest. Die Jüngeren dagegen entschieden sich vermehrt ganz spontan für einen Theaterbesuch und kauften ihre Karten an der Abendkasse.
Bittere Tatsache ist, dass Besucher- und Abonnentenzahlen seit der Spielzeit 2016/17 bis heute immer weiter zurückgehen. Hatte man in der Saison 2016/17 bei acht angebotenen Stücken noch insgesamt 393 Abonnements und insgesamt 4530 Besucherinnen und Besucher gezählt, so ist deren Zahl in der vergangenen Saison 2021/22 bei sieben angebotenen Stücken auf etwas über die Hälfte (2537) eingeschmolzen. Verkauft wurden nurmehr insgesamt 326 Abos.
Das ist mit ein Grund für den nun erhöhten Zuschussbedarf. Der lag laut Schurig in der Saison 2018/19 noch bei 48 249 Euro. In der vergangenen Saison 2021/22 waren es 82 644 Euro, die durch die Einnahmen nicht gedeckt werden konnten. Als Gründe zitiert Schurig unter anderem die allgemeinen Preissteigerungen, die auch den Kulturbereich betreffen, die erhöhten Mieten für die Stadthalle und auch die Tatsache, dass sich ein Sponsor zurückgezogen habe, so dass dem Theaterring dadurch 4000 Euro fehlten.
Eine Jugend-Kulturkarte?
OB Frederick Brütting merkte an, dass er im Ältestenrat bereits das Thema angesprochen habe, wie man die Theaterring-Abonnentenstruktur weiter entwickeln könnte. „Das dauert aber noch eine Weile, bis wir da zu einem Ergebnis kommen.“
Sigrun Huber-Ronecker (Grüne) nannte die Jugend-Kulturkarte, wie sie aktuell in Berlin angeboten wird, als Beispiel. Hintergrund: In einer auf einen Zeitraum begrenzten Aktion gibt die Stadt Berlin für alle jungen Berlinerinnen und Berliner, die im Aktionszeitraum zwischen 18 und 23 Jahre alt sind, ein 50-Euro-Kulturguthaben für den Besuch kultureller Veranstaltungen aus.
Abosystem vernetzen
Hermann Schludi (SPD) findet es „höchste Zeit“ zu überlegen, wie man das gesamte Kulturangebot der Stadt in ein einziges Abosystem zusammenfassen kann. „Auch im Hinblick auf das geplante Tourismuskonzept für die Stadt Aalen würde das Sinn machen.“
Bernhard Ritter (FW) schlug als eine Möglichkeit zur Kosteneinsparung vor, künftig nicht nur eine, sondern zwei bis drei Aufführungen des Theaters der Stadt Aalen in das saisonale Angebot des Theaterrings einzubeziehen. „Damit ließen sich Kosten von externen Darstellerinnen und Darstellern einsparen.“
Schurig antwortete, dass man im Sommer/Herbst dieses Jahres sicher Ergebnisse vorlegen könne, wie es mit der Finanzierung des Theaterrings weitergehen könnte.