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Weitbrecht-Schulrektor enttäuscht von der Aalener Stadtverwaltung

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Von: Ulrike Wilpert

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Rektor Volker Sturm und Konrektorin Julia Maier über den Plänen für den Bildungscampus Braunenberg.
Rektor Volker Sturm und Konrektorin Julia Maier über den Plänen für den Bildungscampus Braunenberg. © HAG

Warum Schulleiter Volker Sturm den Umzug der Förderschule in den Bildungscampus Braunenberg anzweifelt. Wie sich der Sanierungsstau im Schulgebäude zeigt. Und was die Stadt sagt.

Aalen-Wasseralfingen

Findet der beabsichtigte Umzug unserer Weitbrechtschule hoch zum Bildungscampus Braunenberg nun womöglich doch nicht statt?“ Diese Frage treibt derzeit Volker Sturm (57) , Rektor der Weitbrechtschule um.

Was der Schulleiter vermutet

Als der Ortschaftsrat Wasseralfingen vor Kurzem im Bürgersaal über Lüftungsanlagen für Klassenzimmer der Weitbrechtschule mit Gesamtkosten in Höhe von rund 250 000 Euro zu beraten hatte, saß Volker Sturm auf einem der Besucherplätze. Die Tatsache, dass die Stadt Aalen nun eine Viertelmillion Euro in das äußerst sanierungsbedürftige und denkmalgeschützte über 100 Jahre alte Gebäude investieren will, lässt ihn daran zweifeln, dass die Weitbrechtschule weiterhin am Bildungscampus Braunenberg mit eingeplant ist. Denn er habe, so sagte Sturm in der Ortschaftsratssitzung, aktuelle Planungen der städtischen Gebäudewirtschaft einsehen können, wonach am Bildungscampus Braunenberg nun kein extra Rektorat und Konrektorat für die Weitbrechtschule mehr vorgesehen sei. „Möglicherweise sind wir da aus Kostengründen rausgefallen“, vermutet der Schulleiter.

Hintergrund: Im Jahr 2018 wurde erstmals die Planung für den Bildungscampus Braunenberg vorgestellt. Der damalige OB Thilo Rentschler sprach von einem gemeinsamen Konzept, von einer Verquickung der Ganztagsgrundschule, der Förderschule Weitbrechtschule und dem Neubau einer Kita am Braunenberg. Der extreme Sanierungsstau beider Schulen hatte diese Entscheidung nahegelegt, eine jeweilige getrennte Instandsetzung wäre zu teuer geworden.

Rektor Volker Sturm gibt Einblick in das Dachgeschoss der Weitbrechtschule.
Rektor Volker Sturm gibt Einblick in das Dachgeschoss der Weitbrechtschule. © Wilpert, Ulrike

Was bei der Entscheidung mitspielt: Große Eingriffe in das Gebäude der Weitbrechtschule - wie etwa der Bau einer Mensa - sind aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich. Infolgedessen wäre für die Weitbrechtschule keine Ganztagsvariante für alle Klassenstufen realisierbar. Die Integrierung der Weitbrechtschule war als 3. Bauabschnitt auf dem Weg zum Bildungscampus Braunenberg angedacht.

Viel Nervenkraft investiert

„Wir sind enttäuscht, weil uns seitens der Stadtverwaltung nicht kommuniziert wird, wie es für uns nun weitergeht. Wir hängen in der Luft“, stellt Volker Sturm fest. Es habe „viel, viel Kraft“ gekostet, das Kollegium von der geplanten Zusammenlegung der beiden Schulen zu überzeugen.

Der Stadtverwaltung müsse man zugute halten, dass sie die Weitbrechtschule in demselben Maße wie die anderen Schulen digitalisieren lässt, dass sie die über 70 Schülerinnen und Schüler alle mit iPads und die Klassenzimmer mit Whiteboards ausgestattet hat.

Doch der Sanierungsstau des im Jahr 1911 aus Dopfersteinen erbauten Gebäudes sei weiterhin hoch, und der energetische Zustand in der heutigen Zeit nicht mehr vertretbar. „Aus Gründen des Denkmalschutzes muss die Holzkonstruktion des Dachstuhls sichtbar bleiben. Wir dürfen das Dach weder dämmen, noch eine PV-Anlage darauf installieren“, spricht der Schulleiter Tacheles. Bei den Holzrahmen der Fenster handele es sich noch um die Originalfassungen. Die Rahmen seien undicht, einige haben sich aufgrund von Gebäudesetzungen verzogen und mussten fest verschraubt werden - sind also nicht mehr zu öffnen. Die Folgen der Setzungen zeigen sich in groben Rissen an Wänden und Böden. Die breiten Gänge, so Sturm weiter, würde man gerne für Unterrichtsinseln und Gruppenarbeit nutzen. „Aber im Winter ist es dafür viel zu kalt.“

Zur Toilette ins Freie

Und für den Gang zu den Toiletten müssen die Schülerinnen und Schüler weiterhin das Hauptgebäude verlassen. Der Weg führt über den Hof zum Anbau.

„Aus all diesen Gründen wäre uns wichtig, eine Antwort der Stadt zu bekommen auf die Frage, ob wir noch im Braunenberg-Schulcampus eingeplant sind“, drängt Konrektorin Julia Maier (31).

Markus Haas, Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft, kann die Aufregung des Rektors der Weitbrechtschule nicht ganz nachvollziehen. „Die Beschlusslage gilt nach wie vor, dass die Weitbrechtschule im 3. Bauabschnitt in den Bildungscampus Braunenberg zieht“, beantwortet er die Schwäpo-Anfrage. Der neue Verwaltungstrakt mit Rektorat und Konrektorat sei noch nicht gebaut; und auch nicht die zusätzlichen Klassenzimmer entlang der Steinstraße. Zudem müsse der bestehende Gebäudebereich der Braunenbergschule an der Steinstraße erst noch saniert werden. „Erst wenn all diese Arbeiten erledigt sind, kann die Weitbrechtschule umziehen.“

OB Frederick Brütting ergänzt, dass es das Ziel sei, den 1. Bauabschnitt für den Bildungscampus Braunenberg bis Ende 2023 fertigzustellen. „Dann kommt der 2. Bauabschnitt. Bis zum Ende des 3. Bauabschnitts gehen also noch einige Jahre ins Land.“ Ein Fertigstellungsdatum könne er Stand jetzt noch nicht prognostizieren.

Das Gebäude der Wasseralfinger Weitbrechtschule stammt aus dem Jahr 1911 und steht unter Denkmalschutz.
Das Gebäude der Wasseralfinger Weitbrechtschule stammt aus dem Jahr 1911 und steht unter Denkmalschutz. © HAG
Im Boden haben sich gewaltige Setzrisse gebildet.
Im Boden haben sich gewaltige Setzrisse gebildet. © Wilpert, Ulrike
Manche Holzrahmen der Fenster sind so verzogen, dass sie fest verschraubt werden mussten.
Manche Holzrahmen der Fenster sind so verzogen, dass sie fest verschraubt werden mussten. © Wilpert, Ulrike
Das Dachgeschoss der Weitbrechtschule ist nicht gedämmt. Die Holzbalken müssen sichtbar bleiben, schreibt der Denkmalschutz vor.
Das Dachgeschoss der Weitbrechtschule ist nicht gedämmt. Die Holzbalken müssen sichtbar bleiben, schreibt der Denkmalschutz vor. © Wilpert, Ulrike
Der Weg zur Toilette führt für die Schülerinnen und Schüler aus dem Schulgebäude hinaus und über den Hof zum Nebengebäude.
Der Weg zur Toilette führt für die Schülerinnen und Schüler aus dem Schulgebäude hinaus und über den Hof zum Nebengebäude. © Wilpert, Ulrike
Der Weg zur Toilette führt die Schülerinnen und Schüler aus dem Schulgebäude hinaus in einen separaten Anbau.
Der Weg zur Toilette führt die Schülerinnen und Schüler aus dem Schulgebäude hinaus in einen separaten Anbau. © Wilpert, Ulrike
Denkmalwürdig sind auch die Türen zu den Klassenzimmern.
Denkmalwürdig sind auch die Türen zu den Klassenzimmern. © Wilpert, Ulrike

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