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Zum Tode von Ismail Demirtas

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Von: Ulrike Wilpert

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Ismail Demirtas
Ismail Demirtas © Oliver Giers

Aalens „Mister Integration“ ist am Donnerstag im Alter von 85 Jahren gestorben.

Aalen. Am 21. April hat sich Ismail Demirtas zum letzten Mal im sozialen Netz an seine Freunde und Bekannte gewandt: „Wegen eines Herzproblems bin ich zur Zeit im Krankenhaus. Bitte macht Euch keine Sorgen“, postete er auf facebook. Nur sechs Tage später ist er gestorben - einen Tag nach seinem 85. Geburtstag.

Bereits am Freitag ist die Anteilnahme am Tode von Ismail Demirtas, der sich drei Viertel seines Lebens für die deutsch-türkische Integration in Aalen engagiert hat, überwältigend. Die zahlreichen deutschen und türkischen Beileidsbekundungen im Netz spiegeln tiefe und aufrichtige Betroffenheit.

Seit Jahrzehnten wurde Ismail Demirtas in Aalen als „Mister Integration“ hoch geschätzt. Demirtas war durch und durch Aalener. 1993 wurde er offiziell eingebürgert.

Er gehörte zu den ersten türkischen „Gastarbeitern“, die kurz nach dem Anwerbeabkommen Deutschlands mit der Türkei den Weg in den Westen nahmen. Am 15. Februar 1962 kam er mit dem Zug von Istanbul in Aalen an. Der 24-jährige studierte Agrartechniker schuftete zuerst als Hilfsarbeiter. Als ihm klar wurde, dass er so nicht weiterkommen würde, büffelte ehrgeizig die deutsche Sprache und erlernte einen Industrieberuf. „Ich war der erste Türke, der in Baden-Württemberg einen Beruf erlernt hat“, sagte er später voller Stolz.

Ab den 1970er Jahren war Demirtas bei seinen Landsleuten erster Ansprechpartner für Übersetzungen, Behördengänge und Fragen um Schule und Arbeit. Da hatte er längst erkannt, dass Sprache und Toleranz die Schlüssel zur Integration sind. Demirtas begegnete Menschen, ganz gleich welcher Herkunft, stets mit demselben Respekt. Und das nicht nur in den 28 Jahren, in denen der Sozialberater das Büro der Arbeiterwohlfahrt leitete.

Ende der 1970er Jahre gründete Ismail Demirtas den Verein „Inländer - Ausländer“ und initiierte einen Ausländerbeirat, den Vorläufer des heutigen Integrationsausschusses. Auch an der Initiative des Internationalen Festivals war er beteiligt. Und er stellte Kontakte her zu seiner Heimatstadt Antakya - 1995 wurde daraus eine offizielle Städtepartnerschaft. Die höchste Ehrung erfuhr er 2008: Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel würdigte ihn für sein Engagement in der Integration aus.

„Meine Heimat ist Deutschland“, betonte er immer wieder in Gesprächen. Sein letzter Wunsch wird sich jetzt erfüllen. Ismail Demirtas wird hier, in Aalen, beerdigt. 

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