Bestattungswald findet großen Zuspruch
Warum sich Menschen für eine Ruhestätte im Wald entscheiden.
Lauchheim-Röttingen. Es entspricht sicher dem sehnlichsten Wunsch vieler, auch nach dem Tod der Natur und dem Wald möglichst nahe zu sein. Vielleicht aber wohnen die Kinder oder Verwandte weit weg, man möchte den Hinterbliebenen keine Pflichten auferlegen und sucht sich deshalb einen Platz, an dem die Natur die Pflege übernimmt.
Die Waldruh Ostalb ist ein Ort, an dem Menschen ihre letzte Ruhe unter Bäumen finden können. Er spiegelt die Jahreszeiten wieder, und so lässt die Faszination Herbst ihn gerade jetzt besonders malerisch erscheinen. Alte, mächtige Buchen prägen den Bestattungswald und unter einem großen bunten Blätterdach wachsen an lichten Stellen zarte junge Bäumchen heran.
Carl-Eugen, Erbprinz zu Öttingen-Wallerstein, ist öfters dort. Das etwa 25 Hektar große Waldstück bei Lauchheim-Röttingen gehört zum Besitz des Fürstenhauses und erfreut sich derzeit großer Nachfrage. "Wir erfahren innerhalb der Bevölkerung ein hohes Maß an Aufgeschlossenheit", so der Erbprinz.
War er zunächst im Glauben, es handle sich eher um einen Städtetrend, wurde er inzwischen eines anderen belehrt: "Die Menschen hier im ländlichen Raum sind sehr naturverbunden – vererdeter. Sie schätzen diese alternative Bestattungsform in idyllischer Lage fernab von Hektik und Lärm." Dass selbst junge Menschen die Thematik aufgreifen, überrascht. "Wir bedienen hier eine Nachfrage, mit der wir so nicht gerechnet haben."
Zeigten die Besucher anfangs eher allgemeines Interesse, werden die Anfragen zunehmend zielgerichteter. Wer sich letztlich für die Waldruh Ostalb entschieden hat, landet bei Angelina Hafner. Sie ist seit Beginn mit dabei, unterstützt bei der Grabauswahl und ist bei Bestattungen vor Ort.
Rund um den Andachtsplatz, dem Herzstück des Bestattungswaldes, haben die ersten Verstorbenen bereits ihre letzte Ruhestätte gefunden. Ihre Asche wurde in einer biologisch abbaubaren Urne am Fuße eines Baumes beigesetzt. Buntes Laub legt sich über die naturbelassene Grabstelle. Nur ein schmales Metallschild lässt erkennen, dass hier jemand bestattet ist.
Unterschieden wird zwischen ganzen Ruhebäumen und einzelnen Ruheplätzen. "Der Bedarf hält sich in etwa die Waage", weiß Angelina Hafner, und erzählt, dass in dem 3,5 Hektar großen Teilabschnitt bereits in manchen Kategorien Bäume nachgekennzeichnet werden. Zahlen wolle man dennoch nicht nennen. Dies gebühre der Respekt gegenüber den Verstorbenen.
Info: An jedem 1. und 3. Samstag im Monat um 11 Uhr können sich Interessierte in Begleitung von Angelina Hafner bei einer etwa einstündigen kostenlosen Führung ein Bild von der Waldruh Ostalb machen. Von der B 29 bei der Anhöhe Lauchheim-Röttingen ist die Zufahrt ausgeschildert. Mehr unter www.waldruh-naturbestattung.de