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ARD-Korrespondent Michael Stempfle kommt nach Bopfingen. Im Interview spricht er über die Arbeit in Berlin und seine Heimat am Ipf.
Bopfingen-Berlin
Auf Einladung der Kolpingsfamilie kommt Michael Stempfle, der ARD-Hauptstadtstudio-Korrespondent, in seine Heimatstadt Bopfingen. Am Samstag, 16. März, um 19 Uhr, spricht der 43-Jährige im katholischen Gemeindehaus im Dialog mit SchwäPo-Chefredakteur Damian Imöhl über seine Arbeit, über Politik und andere Themen. Wir haben uns mit ihm unterhalten.
Herr Stempfle, wie geht es Ihnen?
Michael Stempfle: Ich zehre noch von meinem Urlaub im Februar, den ich zum Teil in Japan verbracht habe. Ich mochte die Mischung aus Tradition und Modernität. Und auch der distanzierte Blick auf Berlin hat mir gutgetan. Also, alles gut!
Woran arbeiten Sie gerade?
In dieser Woche bin ich vor allem organisatorisch tätig, als "Chef vom Dienst" im ARD- Hauptstadtstudio. Konkret: Ich kläre zum Beispiel in Absprache mit meinen Fernseh-Kollegen im Hauptstadtstudio und Planern der Tagesschau, der Tagesthemen und des ARD-Mittagsmagazins worüber wir in welchen Sendungen berichten und in welcher Form, also ob Artikel für tagesschau.de, Fernsehbeitrag oder Schaltgespräch. Parallel dazu recherchiere ich zu meinen Schwerpunktthemen. Als Ressortleiter Innenpolitik haben mich zuletzt etwa die Fragen beschäftigt, wie Deutschland auf rückkehrende IS-Terroristen vorbereitet ist. Oder ob die Regierung die richtigen Rezepte gegen die Bedrohung durch Cyberattacken hat – in einer zunehmend digitalisierten Welt.
Wie läuft es in Berlin für Sie?
Nach mehr als fünf Jahren im ARD-Hauptstadtstudio zähle ich zu den dienstältesten Korrespondenten, was mich selbst etwas überrascht. Ich konnte in dieser Zeit viele spannende Entwicklungen beobachten und darüber berichten. Etwa über Deutschlands Haltung in der Ukraine-Krise, die Flüchtlingspolitik oder die Gesetzesverschärfungen nach den Terroranschlägen. Zudem habe ich erlebt, wie sich der Ton im Bundestag geändert hat, aber teilweise auch das Personal und die inhaltliche Ausrichtung mancher Parteien. Aber auch das ARD-Hauptstadtstudio hat sich weiterentwickelt. Es sind viele neue, junge Kollegen dazu gekommen, die immer wieder frischen Wind reinbringen. Das zu beobachten, macht Spaß. Man lernt auch selbst immer wieder dazu.
Wie lange bleiben Sie noch in Berlin?
Ende nächsten Jahres läuft mein Vertrag in Berlin aus. Dann werde ich zum SWR zurückkehren. Wo genau im Südwesten, das steht noch nicht fest. Da ich also weiß, dass die Korrespondentenzeit schon bald zu Ende ist, versuche ich, jeden Tag in Berlin umso mehr zu genießen.
Sie sind unter anderem Fachmann für Terrorismus und Extremismus. Sie müssen sich mit Themen auseinandersetzen, die Menschen Angst machen. Wie gehen Sie damit um?
Es ist für mich keine Belastung, über extremistische Strukturen, Anschlagsgefahren oder gar Attentate zu berichten. Ich sehe es eher als Vorteil an, dass ich in außergewöhnlichen Situationen, in denen es vor allem in den sozialen Netzwerken oft drunter und drüber geht, schnell recherchieren und für Aufklärung sorgen kann. Wie ich damit umgehe? Da hilft das journalistische Handwerk: Schnell mit denjenigen reden, die Informationen haben; Fakten sammeln und gegenchecken. Am Ende geht es ja immer darum, möglichst unaufgeregt und fundiert über Gefahren oder Ereignisse aufzuklären, aber auch Gerüchte zu dementieren.
Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit?
Zum einen sind es die inhaltlichen Debatten, die mich interessieren. Was bringt es zum Beispiel, Länder als "sicher" einzustufen? Oder welche konkreten Auswirkungen wird eigentlich ein "Fachkräfteeinwanderungsgesetz" haben?
Was noch?
Zum anderen fasziniert mich zu sehen, wie Politik funktioniert: Wie werden in der Regierung Mehrheiten für ein Projekt organisiert? Wer hat welche Interessen? Welche Spannungen gibt es innerhalb von Parteien? Mit welcher Fragetechnik gelingt es, vor allem Vertretern der Opposition, im Untersuchungsausschuss zum Breitscheidplatz an neue Informationen heranzukommen?
Sie stehen oft vor der Kamera. Kennen Sie noch Lampenfieber?
Es ist weniger geworden, aber eine gewisse Grundspannung ist glücklicherweise noch da.
Wie eng ist der Kontakt in ihre alte Heimat Bopfingen?
Bopfingen verbinde ich vor allem mit meinen Eltern, guten Gesprächen bei köstlichem Essen in der Familie und ausgiebigen Spaziergängen im Wald oder auf den Ipf. Meistens treffe ich hier auch meine Geschwister und deren Familien. Wir werden Ende des Jahres ein Verwandtschaftstreffen in Zipplingen organisieren, auf das ich mich ebenfalls schon sehr freue.
Wann waren Sie zuletzt auf dem Ipf?
Vor ungefähr zwei Wochen.
Sie sind weltweit im Einsatz, was bedeutet Ihnen da Heimat?
Ich mag Berlin – ganz unabhängig von meiner beruflichen Tätigkeit. Das hängt sicherlich mit vielen Dingen zusammen, vor allem aber auch mit Freunden, die ich hier kennengelernt habe. Dass ich in zwei Jahren nicht mehr hier leben soll, kann ich mir noch gar nicht vorstellen.
Ist Bopfingen noch Heimat für Sie?
Ich würde Bopfingen als meine alte Heimat bezeichnen. Ein Ort mit vielen, schönen Kindheitserinnerungen, an dem ich auch heute immer wieder Kraft tanken kann. Und wo ich jederzeit ein ehrliches Feedback für meine Arbeit bekomme.
Sie halten am 16. März in Bopfingen einen Vortrag, auf Einladung der Kolpingsfamilie. Moderieren wird SchwäPo-Chefredakteur Damian Imöhl. Was erwartet die Besucher?
Erst einmal, ich freu mich über die Einladung der Kolpingsfamilie. Ob Fasching, Wanderungen oder Nikolaus: Für uns als Kinder gab es immer viele schöne Events, die der Verein unter der Leitung meines Vaters organisiert hat. Nun zum Abend, meine Schwerpunktthemen hab ich ja schon erwähnt. Jetzt bin ich auf die Fragen des Moderators und aus dem Publikum gespannt. Mich interessiert übrigens ebenso, wie Sie in Bopfingen die Berliner Blase und auch die Arbeit der Medien wahrnehmen.
Der Abend mit Michael Stempfle und Damian Imöhl beginnt am Samstag, 16. März, um 19 Uhr, im katholischen Gemeindehaus in Bopfingen. Tickets gibt es in Bopfingen bei der Kreissparkasse, der VR-Bank Ostalb, der Bopfinger Bank und bei Arnold zum Preis von sieben Euro. An der Abendkasse werden acht Euro fällig.