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Bopfingens Wunsch: 24/7-Notfallversorgung und ein MVZ

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Von: Martin Simon

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Landrat Dr. Joachim Bläse (rechts) führte in den Bürgerdialog in der Bopfinger Schrann e ein.
Landrat Dr. Joachim Bläse (rechts) führte in den Bürgerdialog in der Bopfinger Schrann e ein. Foto: mas © mas

Rund 80 Menschen diskutieren beim Bürgerforum Kliniken in der Schranne. Für Bopfingen wünschen sie sich eine gesicherte Notfallversorgung und ein Medizinisches Versorgungszentrum.

Bopfingen

Wie geht es weiter mit den Ostalb-Kliniken? Der Landkreis stellt die bestehende Struktur auf den Prüfstand - und holt dabei nun die Bürgerschaft mit ins Boot. Im Gespräch sind derzeit drei Varianten, darunter ein zentrales Klinikum und zwei kleinere Häuser, die Grundversorgung bieten, plus ein Medizinisches Versorgungszentrum in Bopfingen. Kriterien für den möglichen Standort eines zentralen Klinikums entwickelt derzeit eine Unternehmensberatung, die der Landkreis beauftragt hat, informierte Kliniken-Vorstand Thomas Schneider.

Um die Meinung der Bürgerschaft zum Thema insgesamt auszuloten, geht die Landkreisverwaltung auf Tour. Am Montagabend lief in Schwäbisch Gmünd die erste Info-Veranstaltung, am Dienstagabend nun in Bopfingen die zweite, am Mittwoch wird in Aalen diskutiert, am Donnerstag in Ellwangen.

Rund 80 Menschen waren in die Schranne gekommen, um ihre Meinung zu äußern. Dies geschah im Dialog mit dem Landrat und Spitzenvertretern der Kliniken, aber auch schriftlich auf Kärtchen, die die Besucher zu fünf Themenfeldern beschriften und an Stellwände pinnen konnten. Wie das Format funktioniert, erklärte zuvor Manuel Hilscher vom Kommunikationsbüro Ulmer aus Stuttgart.

Eingangs hatte Landrat Dr. Joachim Bläse allen gedankt, die gekommen waren, und „Freizeit in eine wichtige Zukunftsaufgabe investieren“. Gemeinsames Ziel sei es, allen 320.000 Menschen im Ostalbkreis eine „gute Gesundheitsversorgung zu bieten“ - stationär aber auch ambulant. Dies zu erreichen, dazu habe sich der Landkreis nun aufgemacht, aufmachen müssen. Denn die Lage sei schwierig, sagte Bläse. Vielleicht mehr noch als am Geld, fehle es an Personal in den Kliniken, in der Pflege, aber es fehlten auch Landärzte.

Die Misere in Zahlen

Aktuell 140 Betten an den Ostalbkliniken kann der Kreis derzeit nicht mehr betreiben, weil das Personal fehlt. Die Demografie werde die Probleme hier weiter verschärfen, meint Bläse.

30,5 Hausarztsitze seien derzeit nicht besetzt im Kreis, weil Mediziner rar sind. Diese Sitze drohen der Ostalb, dauerhaft verloren zu gehen. Die niedergelassenen Ärzte kommen in die Jahre. 40 Prozent aller Hausärzte seien über 60 Jahre alt, bei den Fachärzten ergebe sich ein ähnliches Bild. „Wir müssen handeln, ein 'Weiter-so' ist nicht möglich“, betonte Bläse.

Der Landrat warb darum, sich einzubringen. Jede Aussage, jede Kritik, jeder Vorschlag, der an diesem Abend aufkomme, sei wichtig, denn er fließe in die Konzeption ein, versprach er.

Bopfinger formulieren Wünsche

Die Bopfinger ließen sich nicht lange bitten: Als wichtigste Wünsche kristallisierten sich schnell einige Punkte heraus. So steht für die meisten eine garantierte „24-Stunden-rund-um-die-Woche-Notfallversorgung“ in Bopfingen an oberster Stelle.

Viele plädieren auch für eine „Level-3-Klinik“, eine große Klinik also, die alle medizinischen Leistungen anbieten kann, mit Standort am besten in Aalens Westen und den Erhalt von Notfallversorgung in Gmünd, vor allem aber in Ellwangen.

Viele hoffen, dass Bopfingen ein Medizinisches Versorgungszentrum mit ebenfalls 24/7-Notfallversorgung erhält und so von der Reform profitieren wird.

„Erreichbarkeit der Klinik, das ist für Bopfingen, für den Osten des Kreises, zentrales Thema. Ein MVZ hier würde die Lage am Ipf zudem sehr verbessern“, meint Bopfingens CDU-Gemeinderats-Fraktionschef Thomas Trautwein im Gespräch mit der SchwäPo. Seine Kollegin von der SPD, Kreisrätin Dr. Carola Merk-Rudolph, ist gleicher Meinung, was ein MVZ für Bopfingen angeht. Es gelte auszuloten, ob und wie die Stadt helfen könne, einen Standort hierfür zu finden.

Klinik-Vorstand Thomas Schneider freute sich über viele Fragen zur Finanzierung eines möglichen 700 Millionen Euro teuren zentralen Klinikums - und hatte Antworten: 50 bis 60 Prozent Zuschuss kämen von Bund und Land, rund zehn Millionen Euro jährlich ließen sich in einem neuen Haus bei den Betriebskosten einsparen. Auf 30 Jahre gerechnet, seien dies 300 Millionen Euro und in einem Neubau wäre man zehn Jahre lang technisch und was die anderen Anforderungen betreffe auf der sicheren Seite, sagte er.

Professor Dr. Ulrich Solzbach freute sich an „seiner“ Pinnwand über viele Fragen zu Level-3-Kliniken und den Vorhaben von Bund und Land, die aber noch nicht konkret seien. Klar sei aber, sagte er, dass es bei einer Bündelung nicht gehe, überall alles anzubieten.

Landrat Bläse war am Ende zufrieden. Er lobte die feine Diskussionskultur und freute sich darüber, viele konstruktive, gute Vorschläge mitzunehmen.

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Dr. Carola Merk-Rudolph, landrat Dr. Joachim Bläse und Bürgermeister Dr. Gunter Bühler im Gespräch.
Dr. Carola Merk-Rudolph, landrat Dr. Joachim Bläse und Bürgermeister Dr. Gunter Bühler im Gespräch. © Simon, Martin
Gut besucht war die Schranne, rund 80 menschen wollten dabei sein
Gut besucht war die Schranne, rund 80 menschen wollten dabei sein © Simon, Martin
Auf Zetteln wurden die Anregungen formuliert und angepinnt
Auf Zetteln wurden die Anregungen formuliert und angepinnt © Simon, Martin
Professor Dr. Ulrich Solzbach (Mitte) beantwortete alle Fragen.
Professor Dr. Ulrich Solzbach (Mitte) beantwortete alle Fragen. © Simon, Martin
An den Pinnwänden wurde viel diskutiert.
An den Pinnwänden wurde viel diskutiert. © Simon, Martin
An den Pinnwänden wurde viel diskutiert.
An den Pinnwänden wurde viel diskutiert. © Simon, Martin
Landrat Dr. Joachim Bläse suchte den Dialog.
Landrat Dr. Joachim Bläse suchte den Dialog. © Simon, Martin

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