- VonUwe Glowienkeschließen
In der voll besetzten St. Georgskirche hat die Passionsspielzeit begonnen. Am Freitag war Premiere.
Kirchheim-Dirgenheim. Die Sonne verfinstert sich, ein gewaltiges Grollen erschüttert die Erde und im Tempel reißt der Vorhang. Der Leidensweg Jesu endet mit dem Tod am Kreuz, den er als Erlösungswerk für die Menschen auf sich genommen und so den Weg frei gemacht hat für alle.
Das Passionsspiel in Dirgenheim, das am Freitag in der St. Georgskirche Premiere hatte, zeigt in eindrücklicher Weise die Geschichte, wie wir sie aus der Bibel kennen. Am Ende der Aufführung ist man betroffen, nachdenklich, trotz der oft schon in Filmen gesehenen Bilder der Kreuzigung. Das hat nicht nur mit der realistisch dargestellten Szene vom Einschlagen der Nägel in die Hände des Gekreuzigten zu tun.
Bemerkenswert, dass ein syrischer Flüchtling, der schon einige Jahre in Deutschland lebt, die Rolle des Jesus übernommen hat. Das Besondere an den Dirgenheimer Passionsspielen ist unter anderem, dass hier Figuren auftreten, die in der Bibelerzählung eher am Rande erscheinen oder sogar fiktiv sind.
Wie beim diesjährigen Stück „Nägel für ein Kreuz“ von Alois Haider. Es handelt von der inneren Zerrissenheit des Schmiedes Japhet, nachdem er vom Hohen Rat gedrängt wird, vier Nägel zu schmieden. Zunächst ehrerbietig, nimmt er den Auftrag an, doch schon nach kurzer Zeit und nachdem er erkannt hat, wofür die Nägel verwendet werden sollen, machen sich Zweifel in ihm breit und lassen ihn zusehends verzweifeln.
Die Geschichte ist nicht neu, wurde von der Passionsspielgruppe Dirgenheim bereits 1995 schon einmal aufgeführt. Doch der Spielleiter Martin Bernard hat das Stück textlich aufbereitet und eine Szene hinzugefügt.
Die musikalischen Leiter Barbara König und Jürgen Schneele haben mit ihren Kompositionen und Liedtexten ein weiteres Highlight zu den schauspielerischen Höchstleistungen der vielen Akteure hinzugefügt.
Bereits nach dem Dreikönigstag wird die Dirgenheimer St. Georgskirche in eine Bühne verwandelt. Der komplette Altarraum ist dann Kulisse und weiter sakraler Raum für die Gottesdienste. Pfarrer Hubert Klimek stört das nicht, im Gegenteil. Er ist begeistert von den Passionsspielen und machte am Freitag in seiner Begrüßung deutlich, wie sehr es ihn freut, dass es endlich wieder soweit ist.
Das Bühnenbau-Team hat Großartiges geleistet. Mit viel Liebe zum Detail und handwerklichem und künstlerischem Einfühlungsvermögen und Geschick ist eine Kulisse entstanden, die trotz der Fülle an Felsen und Gebäuden auch reichlich Platz für den Chor lässt, der auch das Volk darstellt.
Sängerinnen und Sänger sowie die Solisten brillieren mit ihren Stimmen und auch die Stimme des Volkes wird in eindrücklicher Weise wiedergegeben. Alle haben sich Schuldig gemacht am Tod des Nazareners, stellt Schmied Japhet am Ende fest. Seine Frau, die ihn zum Anfertigen der Nägel regelrecht gedrängt hat genauso wie er selbst. Statt der vier Nägel konnte er nur drei an die Pharisäer überreichen, da einer unauffindbar war.
Innerlich zerrissen versucht Japhet so, das Schicksal von Jesus und die Qualen, die ihm bevorstehen, noch abzuwenden. Da hilft es auch nicht, wenn der römische Legionär Septimus ihm gut zuredet und behauptet, er habe ja nur Befehle ausgeführt.
„Schuld sind die anderen“, sagt der Soldat und spricht damit aus, was die Menschen oft vorschieben, um sich ein besseres Gewissen einzureden.
Die voll besetzte Kirche bricht am Ende in Begeisterungsstürme aus und zollt den Mitwirkenden viel Applaus. Uwe Glowienke
Info: Weitere Vorstellungen gibt es an den kommenden drei Wochenenden, jeweils Freitag bis Sonntag um 19:30 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr.