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Aktionsplan Inklusion beschlossen

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Von: Gerhard Königer

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Annette Diessner und Mitglieder des Inklusionsbeirats machen im Rahmen der Aktion "ungehindert unterwegs" auf bauliche Schwachpunkte in der Stadt aufmerksam.
Annette Diessner und Mitglieder des Inklusionsbeirats machen im Rahmen der Aktion "ungehindert unterwegs" auf bauliche Schwachpunkte in der Stadt aufmerksam. © privat

Der Inklusionsrat will mehr Teilhabe im Beruf, Wohnen, Mobilität und Bildung schaffen und Achtsamkeit im Denken verankern.

Ellwangen. Es gibt Ereignisse, deren Tragweite man erst erkennt, lange nachdem sie sich zugetragen haben. Im November 2020 bildete sich der Inklusionsbeirat. Gelegentlich trat dieser Kreis von 20 bis 25 Menschen mit Handicap seitdem mit Aktionen für mehr Barrierefreiheit an die Öffentlichkeit. Doch die Ambitionen der Gruppe gehen viel weiter. Das wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich, als Annette Diessner, Ansprechpartnerin der Stadtverwaltung für den Inklusionsbeirat, den Aktionsplan Inklusion vorstellte.

Den Aktionsplan hat der Inklusionsbeirat in seinen regelmäßigen Treffen im vergangenen Jahr ausgearbeitet und es wird deutlich, dass hier ein Fachgremium entstanden ist, an dem künftig weder Gemeinderat noch andere Gestalter des öffentlichen Lebens einfach so vorbeiplanen können. Und es geht auch nicht nur um Barrierefreiheit und auf Gehwegen parkenden Autos. Inklusion wird in diesem Aktionsplan viel weiter gefasst.

Alles beginnt mit der Kommunikation

Sie fängt an mit der Kommunikation. Menschen mit Behinderung wollen verstehen und verstanden werden, weshalb wichtige Information auch so vermittelt werden muss, dass ein Mensch mit Handycap sie verstehen kann: zum Beispiel Formulare in einfacher Sprache, Internetportale mit Vorlesefunktion, Hinweise in verständlichen Piktogrammen, Markierungen für Sehbehinderte, vor allem aber Geduld und Verständnis im zwischenmenschlichen Miteinander.

Inklusion geht weiter im Bereich Arbeit: Damit Menschen mit Handycap auch an der Berufswelt teilhaben können, braucht es Netzwerke, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit einer Behinderung zusammenbringen. Vielleicht führt der aktuelle Fachkräftemangel dazu, dass sich mehr Arbeitgeber als bislang überlegen, ob nicht eine Person mit einer Behinderung die Arbeit übernehmen kann. Vielleicht müssen Stellen neu strukturiert werden, vielleicht muss man über Praktikumsplätze und mit Hilfe von (ehrenamtlichen) Assistenten die richtige Person finden und an die spezifische Arbeit heranführen. Doch die Mühe lohnt sich, weil im Erfolgsfall ein doppelter Nutzen entsteht: für den Arbeitgeber und für den Mensch mit Handycap.

Der Job darf nicht an fehlender Mobilität scheitern

Häufig scheitert die Teilhabe in der Arbeitswelt am nicht überall barrierefrei ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Deshalb setzt der Aktionsplan auf den Ausbau des ÖPNV und barrierefreier Bushaltestellen. Und weil die Mobilität für Menschen im Rollstuhl auch in der Freizeit schwierig ist enthält der Aktionsplan auch die Idee eines "Mitfahrautos" für Transporte zu Veranstaltungen und zum Einkaufen, das von vielen über Car-Sharing nutzbar sein soll.

Das Thema Wohnen will der Inklusionsbeirat mit einer Erhebung des Bestands und Bedarfs an barrierefreien Wohnungen angehen. Beim Thema Bildung für Menschen mit Handycap gibt es bereits eine Kooperation mit der Stadtbibliothek, über die Anschaffung von Medien in einfacher Sprache. Diese Initiative soll fortgesetzt und erweitert werden. Mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit will der Inklusionsbeirat dafür sorgen, dass die Thematik stärker im Denken aller Menschen verankert wird.

Die Initiative des Inklusionsbeirats bekam großes Lob von den Mitgliedern des Gemeinderats. Die Gruppe gehe voran und ebne den Weg auch für viele, die im Moment vielleicht noch völlig gesund, aber im Alter auch auf Unterstützung und mehr Barrierefreiheit angewiesen sind. Der Aktionsplan wurde einstimmig beschlossen.

Barrierefreier Ausbau von Hauseingängen, hier am Landgericht. Inklusion bedeutet jedoch viel mehr als nur Rampe statt Treppe.
Barrierefreier Ausbau von Hauseingängen, hier am Landgericht. Inklusion bedeutet jedoch viel mehr als nur Rampe statt Treppe. © Königer, Gerhard

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