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„An einer Bündelung führt kein Weg vorbei“

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Von: Jürgen Eschenhorn

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Rainaus Bürgermeister Christoph Konle berichtete aus dem Kreistag.
Rainaus Bürgermeister Christoph Konle berichtete aus dem Kreistag. © Jürgen Eschenhorn

Kliniken Ostalb befinden sich dramatischer Situation - Veränderungen sind dringend notwendig.

Neuler. Die geplante Änderung der Kliniklandschaft im Ostalbkreis und zukünftige medizinische Versorgung in Neuler, Rainau und dem ganzen Virngrund war Thema einer Informations- und Diskussionsveranstaltung der CDU Neuler. Experten informierten über den aktuellen Stand und die Planungen und ihre Auswirkungen.

Rund 35 Interessierte, darunter auch Bürgermeisterin Sabine Heidrich, waren in den Saal des Gasthofs Hirsch gekommen. Manfred Fischer, Kreisrat und ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde, schilderte die Meinungsverschiedenheiten, mit denen alle Fraktionen des Kreistags in dieser Frage kämpfen. Aufgrund Kostendruck und personeller Lage sind Veränderungen in und an den drei Kliniken notwendig.

„Die Organisation ist derzeit schon fast nicht mehr zu handhaben“, sagte er. Schon jetzt habe man viele Kräfte aus dem Ausland.

Prof. Dr. Ulrich Solzbach  beschrieb zunächst die derzeitige Situation in eindrucksvollen Worten, besonders die Personalprobleme auf allen Ebenen. „Wenn man die Vorschriften konsequent anwenden würde, müssten wir bereits jetzt manche Stationen in allen drei Standorten schließen“, sagte er.

Man könne oftmals Ruf- und Bereitschaftsdienste nicht mehr besetzen, das sei nur durch Aushelfen anderer Stationen und durch Honorarkräfte möglich. Allein für Ärzte würden da bereits rund 4,5 Millionen Euro im Jahr ausgegeben. „Uns bleibt nur die Bündelung, auch aufgrund der Altersstruktur“, betonte er. Vor allem aufgrund der neuen Pläne und Verordnungen der Regierungen. Er beschrieb die drei Modelle, die im Gespräch seien. Der Ostalbkreis brauche ein Level 3-Klinikum mit Maximalversorgung, das dann rund 40 Intensivbetten vorweisen müsse. „Auch das Ostalb-Klinikum erreicht derzeit nur Level 2“, sagte er.

Zahl der Betten senken

Und wenn das so bleibe, könne man „gute Ärzte und tolle Abteilungen, die es an allen drei Kliniken gebe, nicht hier halten“. Dazu kämen für ihn Level 1-Kliniken in Mutlangen und Ellwangen mit Notfallgrundversorgung. Insgesamt müsse die Bettenzahl aber trotzdem auf rund 700 gesenkt werden.

Winfried Mack warf ein, dass die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach derzeitigem Stand bedeuteten, dass nur drei Level 3-Kliniken in Nord-Württemberg entstehen würden. Er sehe zwei in Stuttgart und eine wohl in Heilbronn. „Derzeit wäre für unseren Kreis ein Maximalversorger fraglich“, ergänzte Mack. Dazu sei für ihn eine 1n-Klinik in Ellwangen notwendig, mit sechs Intensivbetten, zur Versorgung der östlichen Kreisgebiete. Er präferiere die sogenannte „2d-Lösung“.  Dem entgegnete Solzbach: „Wir dürfen das vorhandene wenige Personal nicht auch noch aufteilen.“

Christoph Konle, Bürgermeister von Rainau und Kreisrat, beschrieb die vielen Zwänge zu einer Entscheidung im Kreistag, „und das bis Juli, wenn eine endgültige Bundesregelung noch nicht besteht“. Kreisrat Rainer Knecht plädierte für die 2d-Variante, um den Virngrund nicht abzuhängen.

In der Diskussion brachten mehrere Zuhörer letzteres als Ängste der dortigen Bevölkerung ein. Fischer sagte dazu, dass viele Notfälle – unter anderem Herzinfarkte und Schlaganfälle – bereits jetzt aus dem Virngrund nach Aalen gefahren würden. Weitere Fragen beinhalteten, wie Personal in den Ostalbkreis geworben werden könne.

Solzbach: „Unter anderem mit einem attraktiven medizinischen Angebot Level 3  und modernen Häusern“. 

Rainer Fünfgelder, ehemaliger Wirtschaftsförderer des Kreises, empfahl ganzheitlich auch an attraktive Wohnangebote, ÖPNV, und Verkehrsanbindung zu denken, „das gibt es um Essingen und Aalen gerade auch noch nicht“.

Mack brachte zudem eine bessere Bezahlung ins Spiel: „Wenn ein Arzt im praktischen Jahr in der Schweiz 2500 Franken erhält, am Ostalb-Klinikum aber 750 Euro, kann das nicht sein“, sagte er.⋌Jürgen Eschenhorn

Prof. Dr. Ulrich Solzbach, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb, berichtete über die Situation der drei Kreiskliniken.
Prof. Dr. Ulrich Solzbach, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb, berichtete über die Situation der drei Kreiskliniken. © Jürgen Eschenhorn
Prof. Dr. Ulrich Solzbach, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb, berichtete über die Situation der drei Kreiskliniken.
Prof. Dr. Ulrich Solzbach, Vorstandsvorsitzender der Kliniken Ostalb, berichtete über die Situation der drei Kreiskliniken. © Jürgen Eschenhorn

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