Kommentar

Es geht ans Eingemachte

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Gerhard Königer
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Gerhard Königer zur Diskussion um die Klinikreform.

Es wäre übertrieben, wenn man sagte, nach dem Auftritt des Landrats und des Klinikvorstands im Ellwanger Gemeinderat seien alle Fragen offen. Der Kurs geht in Richtung zentrales Großklinikum Essingen. Festhalten darf man auch die Aussage, die Virngrundklinik bleibe auf jeden Fall erhalten.

Damit endet die Klarheit und verliert sich in undefinierten Begrifflichkeiten. „Gesundheitscampus“, „Level 1-Klinik“: die Überlagerung der Konzepte Bläse und Lauterbach öffnet Fragen, die an das Eingemachte gehen: Was genau ist denn die „Basisversorgung“? Aufgezählt wurde: Notaufnahme, sechs Intensivbetten, Operationssaal, Computertomograf, Schockraum, Entbindungen. Hört sich gut an, doch wichtiger ist: Welche Fachärzte werden vor Ort sein? Werden sie dauerhaft hier sein oder Fallbezogen aus Essingen anreisen?  Wird die Notaufnahme an 24 Stunden sieben Tage die Woche geöffnet sein? Es fehlen klare Antworten, was die Bedenken schürt, dass der Virngrundklinik durch diese Klinikreform faktisch doch die Abschaffung droht.

Auch die angekündigte Neuordnung des Rettungsdienstes mit Triage durch die Einsatzzentrale lässt Böses ahnen: wenn nur noch die kleine Schnittwunde nach Ellwangen geschickt wird, kann man auf Chirurgen verzichten.

Fundamentale Fragen sind offen

Weitere fundamentale Fragen wurden mit keiner Silbe beantwortet: inwieweit ist eigentlich die Kinder- und Jugendpsychiatrie betroffen? Baut Winnenden sein Angebot in Ellwangen vielleicht sogar noch aus, wenn wesentliche Teile des Gebäudes frei werden? Wie viele Betten soll eine Level-I-Klinik in Ellwangen insgesamt noch haben? Wie sehr tangiert die neue Struktur die Ausbildung von Krankenschwestern und -pflegern? Können die an einer Level 1-Klinik überhaupt das lernen, was sie im Beruf brauchen?

Bläse und Solzbach haben offen und klar gesprochen, ihre Argumente sind auch einleuchtend: Die wachsende Personalnot, die steigenden Leistungsansprüche, die größere Attraktivität einer Großklinik für junge Mediziner. Doch die Befürchtung der Menschen im Osten des Ostalbkreises, von der medizinischen Versorgung immer weiter abgehängt zu werden, konnten sie nicht entkräften. Wie sich die  Reform auf die niedergelassenen Ärzte auswirkt, auch dazu gab es wenig Klärendes.

Die entscheidenden Weichen werden gestellt werden, wenn in den fünf Arbeitsgruppen das Feintuning vorgenommen wird. Dann wird entschieden, ob die St. Anna-Virngrundklinik nach der Reform die Bezeichnung Krankenhaus noch verdient.

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