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Hügellandschaft am Schießwasen

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Von: Gerhard Königer

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Das ehemalige Bauhofgelände war nach dem zweiten Weltkrieg städtische Müllkippe. Später wurde mit Bauschutt aufgefüllt. Hier entsteht der Brückenpark mit Baumhain.
Das ehemalige Bauhofgelände war nach dem zweiten Weltkrieg städtische Müllkippe. Später wurde mit Bauschutt aufgefüllt. Hier entsteht der Brückenpark mit Baumhain. © Königer, Gerhard

Das Bodenmanagement erspart der Landesgartenschau GmbH unnötige Kosten und den Anwohnern viel Schwerlastverkehr.

Ellwangen. Am Schießwasen türmen sich aktuell etliche Erdhügel auf, manche mit Folien abgedeckt: das ist Aushub, der auf der Großbaustelle anfällt und später an anderer Stelle wieder eingebaut werden soll. Insgesamt schätzen die Planer werden für die Landesgartenschau rund 70 000 bis 80 000 Kubikmeter Erdmasse bewegt.

Aktuell graben die Bagger am Mühlgraben unter der Westtangente Stein- und Erdmassen ab, weil hier unter anderem ein Baumhain entstehen soll, der eine gewisse Bodentiefe für die Wurzeln braucht. Das Material, das zutage tritt ist kein anstehender Boden, sondern Auffüllung: auch Siedlungsabfall und Bauschutt aus der Zeit nach dem Krieg.

Das Gelände am Rande der Jagst war zeitweise städtische Müllkippe, wie Dr. Anselm Grupp schon bei seinen Forschungen zur Ellwanger Badekultur herausgefunden hat. Das Jagstbad, das sich auf Höhe des Eisweihers befand, wurde 1947 aufgegeben, "weil der Gestank der städtischen Müllkippe nicht mehr zu ertragen war", berichten die Quellen.

Was da vor 80 Jahren so gestunken hat, kann man jetzt in den großen Haufen auf dem Schießwasen liegen sehen: viele Tierknochen, vermengt mit Glas, Keramik, etwas Metallen und Ascheresten aus der Hausfeuerung. Bei den Tierknochen dürfte es sich nicht nur um Abfälle der Haushalte sondern vielleicht sogar um Gewerbemüll aus dem Schlachthof oder den Metzgereien der Stadt handeln.  Kunststoffe sind praktisch nicht enthalten. Bakelit wurde zwar schon seit den 1930er- Jahren verwendet, allerdings in überschaubaren Mengen und vor allem in Armaturen und Bauteilen, die nicht so schnell im Müll landeten.

Überdeckt wurde die Müllkippe in den 1950er-Jahren mit Bauschutt und Steinen, um das Niveau des Areals am Mühlgraben aus der Überflutungszone der Jagst herauszuheben. 1960 wurde hier das Feuerwehrgerätehaus errichtet, daneben war der Baubetriebshof, am weiteren Mühlgraben wurden Gewerbebetriebe angesiedelt. Mit dem Bau der Westtangentenbrücke mussten dann Feuerwehrhaus und Baubetriebshof weichen, das Gelände wurde als Parkplatz und Materiallager befestigt.

Weil die Verfüllungen im Vorfeld bekannt waren, auf einem Altarm der Jagst steht heute auch das Wellenbad, veranlasste die LGS GmbH eine Baugrunduntersuchung des gesamten Geländes durch das Unternehmen BFI Zeiser. "Insgesamt wurden rund 40 Erkundungsbohrungen vorgenommen. Die abfalltechnische Einstufung ergab auf dem überwiegenden Gelände Werte die der Einstufung Z0 beziehungsweise Z1.1 zuzuordnen sind", erklärte der Landschaftsarchitekt Stephan Brendle 2021. Die Einstufung Z1.2 sowie Z2 wurde in Teilen im Schießwasen und im Brückenpark festgestellt. Z1.2- und Z2-Böden sind zum Wiedereinbau geeignet, wenn ein Grundwasserabstand von 1 m eingehalten wird. Bei Z2-Böden muss der Einbau zudem unter einer gering wasserdurchlässigen Schicht wie beispielsweise Asphalt erfolgen.

Mit dem Massenmanagement spart sich die Landesgartenschau GmbH erhebliche Kosten und den Bürgern Belastung durch viel Schwerlastverkehr. Auf dem Schießwasen wird der Aushub nach Kategorien zwischengelagert bis er an anderen Stellen wieder eingebaut werden kann. Aufgefüllt wird unter anderem entlang der Rotenbacher Straße. Auch das jetzige Flussbett wird teilweise verfüllt werden. Steiniges Material wird für den Unterbau von neuen Wegen eingesetzt. So viel Aushub wie möglich will die LGS GmbH auf dem Gelände wieder verwenden.

Am Schießwasen wird Aushub zwischengelagert, untersucht, kategorisiert und bei Bedarf abgedeckt. Das Material soll später auf dem Gelände wieder eingebaut werden.
Am Schießwasen wird Aushub zwischengelagert, untersucht, kategorisiert und bei Bedarf abgedeckt. Das Material soll später auf dem Gelände wieder eingebaut werden. © Königer, Gerhard
Das ehemalige Bauhofgelände war nach dem zweiten Weltkrieg städtische Müllkippe. Später wurde mit Bauschutt aufgefüllt. Hier entsteht der Brückenpark mit Baumhain.
Das ehemalige Bauhofgelände war nach dem zweiten Weltkrieg städtische Müllkippe. Später wurde mit Bauschutt aufgefüllt. Hier entsteht der Brückenpark mit Baumhain. © Königer, Gerhard

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