1. Startseite
  2. Ostalb
  3. Ellwangen
  4. Jagstzell

Der Wasserpreis explodiert

Erstellt:

Von: Alexandra Rimkus

Kommentare

Der Zweckverband Rieswasserversorgung erhöht den Wasserpreis auf 3,10 Euro pro Kubikmeter.
Der Zweckverband Rieswasserversorgung erhöht den Wasserpreis auf 3,10 Euro pro Kubikmeter. © Pexel

Dem kommunalen Wasserverband und den Verbrauchern fällt eine mangelhafte Buchhaltung schwer auf die Füße. Der Wasserpreis steigt in diesem Jahr um einen Euro auf 3,10 Euro.

Jagstzell. In der Regel sind Mitgliederversammlungen von kommunalen Wasserverbänden eine spröde Angelegenheit. Diskussionsbedarf gibt es eher selten. Das war bei der jüngsten Versammlung des Zweckverbands Rieswasserversorgung  anders. Der kommunale Wasserverband plant in den kommenden Jahren große Investitionen; er kämpft aber auch mit den Folgen einer mangelhaften Buchhaltung in der Vergangenheit. Was nun auch die Verbraucher zu spüren bekommen werden. Der Wasserpreis wird ansteigen. Und zwar massiv. Pro Kubikmeter Wasser verlangt der Zweckverband ab diesem Jahr 3,10 Euro  - einen Euro mehr als bisher.

Bei der  Verbandsversammlung am Donnerstagnachmittag in der Sportgaststätte des SV Jagstzell war Einiges geboten. Den ersten Aufschlag machte der Verbandsvorsitzende und Bürgermeister von Wört, Thomas Saur, der in seiner Grußrede die Mitglieder eindringlich darauf hinwies, dass der Verband kein abstraktes Gebilde sei, sondern ein Zusammenschluss von zwöf Mitgliedskommunen. Nicht der Verband stehe vor großen Aufgaben und fordere dafür Geld. "Wir stehen gemeinsam vor großen Aufgaben", unterstrich Saur.

Hohe Nachzahlung

Wie groß diese Aufgaben und Herausforderungen sind, wurde im Nachgang schnell deutlich. Dafür sorgte neben dem Technischen Leiter des Zweckverbands, Diplom-Ingenieur Ekkehard Böhm, vor allem Andreas Maier, seines Zeichens Steuerberater vom Büro Baumann & Partner aus Ellwangen. Er zeigte auf, dass in den vergangenen Jahren die Buchhaltung des Verbands mangelhaft war. Bis zur Einstellung des neuen Kaufmännischen Leiters des Zweckverbands, Andreas Lorenz, im April 2022 sei einiges nicht so gelaufen, wie es hätte laufen sollen. Die Vorgängerin von Lorenz habe unter anderem mit falschen, viel zu niedrigen Planansätzen gearbeitet; Materialaufwand sei "irgendwo" gebucht worden - "nur nicht da, wo man ihn hätte buchen müssen", führte der Steuerberater aus.  Die Folgen seien fatal. Die zwölf Mitgliedskommunen müssten für das Jahr 2021 satte 586 167 Euro nachzahlen - wobei in dieser Summe auch noch ein dickes Defizit von rund 350 000 Euro aus dem Jahr 2020 steckt. Die ursprünglich festgelegte Verbandsumlage von 2,10 Euro pro Kubikmeter Wasser für das Jahr 2021 Euro musste deshalb entsprechend nachjustiert und deutlich - um 38 Cent - nach oben geschraubt werden  - auf 2,48 Euro.

In diesem Jahr wird der Wasserpreis noch weiter nach oben gehen - auf 3,10 Euro. Wie der Steuerfachmann Maier ausführte, wäre diese Sprünge nicht so massiv ausgefallen, wenn die Buchhaltung ordnungsgemäß erfolgt wäre. "Normalerweise hätte man das auf die letzten Jahren verteilt."   Die Versammlung nahm diese Ausführungen noch diskussionslos hin; der Feststellung des Jahresabschlusses für das Jahr 2021 inklusive der hohen Nachzahlung für die Verbandskommunen wurde zögerlich, aber einmütig zugestimmt. Auch der Wirtschaftsplan für das Jahr 2023, der 29,7 Millionen Euro an Schulden ausweist, wurde von der Versammlung noch durchgewinkt.

Saur fordert "Manövriermasse"

Widerstand gab es erst, als es um das geplante Ansinnen des Verbands ging, das Eigenkapital erhöhen zu wollen. Dazu sollten die Mitgliedskommunen in den Jahren 2024 und 2025 gemeinsam 3,5 Millionen Euro aufbringen. Wie der Verbandsvorsitzende Thomas Saur erklärte, brauche der Verband dringend "frisches Geld" und "Manövriermasse". Das sei angesichts der enormen Herausforderungen, die in der Zukunft anstehen, unumgänglich. Dazu zählt unter anderem die technische Erweiterung des Wasserwerks Wört, die - Stand jetzt - rund sieben  Millionen Euro kosten wird. Außerdem habe das Regierungspräsidium den Wasserverband dazu aufgefordert, die Eigenkapitalquote zu erhöhen. Saur mahnte, dass womöglich der nächste Wirtschaftsplan des Verbands nicht mehr genehmigt werden könnte, wenn dieser Aufforderung nicht Folge geleistet wird.

Diese Argumentation überzeugte aber nicht. Ellwangern Oberbürgermeister Michael Dambacher erklärte, dass er sich mit einer Erhöhung der Eigenkapitalquote in dieser Größenordnung, die allein die Stadt Ellwangen rund 680 000 Euro kosten würde, schwer tut. Er plädierte eindringlich dafür, den Tagesordnungspunkt zu vertagen. Zum einen wäre es wichtig, dass das Regierungspräsidium konkret ausführt, in welchem Umfang es überhaupt eine Erhöhung der Eigenkapitalquote vom Zweckverband erwartet. Zum anderen sei es wichtig, dass die Rieswasserversorgung nach dem Jahr 2021 nun auch das Jahr 2022 vom neuen kaufmännischen Leiter komplett aufarbeiten lässt. "Ich muss eine solche Ausgabe schließlich auch gegenüber dem Ellwanger Gemeinderat und der Ellwanger Bürgerschaft gut begründen können", erklärte Dambacher seinen Standpunkt. Er regte in diesem Zuge noch an, über regelmäßige kleine Umlagezahlungen zur Erhöhung des Eigenkapitals nachzudenken. Das lasse sich für die Kommunen leichter schultern. Aus der Versammlung kam viel Zuspruch für Dambacher.  Sowohl Gemeinderat Richard Bosch aus Tannhausen als auch Fichtenaus Bürgermeisterin Anja Schmidt-Wagemann unterstützen den Vorschlag aus Ellwangen. "Im Zweckverband sollte sich jedes Mitglied wohlfühlen", befand Schmidt-Wagemann ein. Am Ende wurde dem Antrag von Dambacher bei einer Gegenstimme stattgegeben, die endgültige Entscheidung über eine Kapitalerhöhung wurde in den Herbst vertagt. 

12 Kommunen, ein Verband

Dem Zweckverband Rieswasserversorgung gehören zwölf Kommunen an: Ellwangen, Ellenberg, Wört, Stödtlen, Fichtenau, Tannhausen, Unterschneidheim, Bopfingen, Jagstzell, Kirchheim am Ries, Kreßberg und Westhausen.

Der Zweckverband arbeitet nicht gewinnorientiert. Er betreibt zur Sicherung der Wasserversorgung für die 38 000 Einwohner des 363 Quadratkilometer großen Verbandsgebietes unter anderem 14 Tiefbrunnen, zwei Grundwassererschließungsgebiete, eine Aufbereitungsanlage, drei Sammelbehälter, zehn Turmbehälter, zwei Hauptpumpwerke sowie fünf Zwischenpumpwerke und elf Drucksteigerungsanlagen. Das Leitungsnetz ist rund 690 Kilometer lang.

Vorsitzender ist Thomas Saur, sein Stellvertreter ist der Bürgermeister von Stödtlen, Ralf Leinberger, der die jüngste Versammlung für eine kurze Abschiedsrede nutzte. Leinberger geht im August dieses Jahres in Pension; er scheidet in diesem Zuge auch aus dem Vorstand des Zweckverbands aus.

Die Mitglieder des Zwecksverbands Rieswasserversorgung haben sich am Donnerstagnachmittag in der Sportgaststätte des SV Jagstzell getroffen.
Die Mitglieder des Zwecksverbands Rieswasserversorgung haben sich am Donnerstagnachmittag in der Sportgaststätte des SV Jagstzell getroffen. © Rimkus, Alexandra

Auch interessant

Kommentare