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Klinikdebatte: Ärzte schlagen Alarm

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Von: Gerhard Königer

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Die St. Anna-Virngrundklinik aus der Luft: Die Ellwanger Ärzte betonen wie wichtig der Klinikstandort für die Mediziner ist.
Die St. Anna-Virngrundklinik aus der Luft: Die Ellwanger Ärzte betonen wie wichtig der Klinikstandort für die Mediziner ist. © gek

Ärzte starten zusammen mit dem Freundes- und Förderkreis eine Informationskampagne mit Unterschriftenaktion, um den Menschen deutlich zu machen, was auf dem Spiel steht.

Ellwangen. So viel wurde schon gesagt und geschrieben in der Debatte um die Zukunft der drei Kliniken im Ostalbkreis, dass viele Bürgerinnen und Bürger dem Diskurs gar nicht mehr richtig folgen. Dabei drohe dem östlichen Teil des Landkreises nach wie vor der Verlust der wohnortnahen klinischen Versorgung. Darauf verweist Matthias Weber, Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises der St. Anna-Virngrundklinik. Jetzt startet er zusammen mit Ellwanger Ärzten eine Informationskampagne mit Unterschriftenaktion. Alle Haushalte in Ellwangen und den anderen Gemeinden im Einzugsgebiet der Ellwanger Klinik sollen ein Flugblatt im Briefkasten finden, das auf die Gefahr hinweist, die der Region droht: Eine Herabstufung der Virngrundklinik zu einem Haus mit nur noch integrierter ambulant-stationärer Versorgung (Level Ii).

Dr. Matthias Krombholz, der im Ellwanger Ärztehaus eine Allgemeinarztpraxis betreibt, sieht für den Fall eine massive Beeinträchtigung der ärztlichen Versorgung in Ellwangen und eine Umorientierung ganzer Bevölkerungskreise hin zu Klinikstandorten in den Nachbarlandkreisen. „Ohne die St. Anna-Virngrundklinik gibt es für die Menschen in Ellwangen und den östlichen Landgemeinden keine wohnortnahe Notfallversorgung mehr“, warnt er und hofft, dass die Menschen die Gefahr erkennen und dagegen aufstehen. Schon in der Versorgung mit Allgemein- und Fachärzten gebe es im Kreis ein Gefälle von West nach Ost. Ein Verlust der Ellwanger Klinik würde die ohnehin schon schlechtere Versorgung der Menschen hier weiter beschleunigen.

Dr. Walter Hauf, der im Gesundheitszentrum der St. Anna-Virngrundklinik seine Facharztpraxis für Orthopädie und Unfallchirurgie betreibt, sagt ganz offen: „Wenn vor zehn Jahren die Virngrundklinik zur Disposition gestanden hätte, wäre ich nicht nach Ellwangen gekommen.“

Hauf, der auch Sprecher der Ellwanger Ärzteschaft ist, braucht ein Krankenhaus mit Operationsmöglichkeit für seine Arbeit. Ein ambulantes Zentrum reiche nicht aus. Bei jedem Eingriff könne es zu Komplikationen kommen und dann brauche man auch eine Intensivstation mit Fachpersonal.

Dasselbe gelte für die meisten Fachärzte, die sich nicht ohne Grund in der Nähe von Kliniken niederlassen. „Wenn es die Möglichkeit in Ellwangen nicht mehr gibt, wandern die Fachärzte ab“, ist er überzeugt.

Was aus der Landesschule des DRK, der DRK-Rettungsstation, der Gesundheitsakademie ohne Klinikum mit Basisversorgung wird, könne man sich an fünf Fingern abzählen.

Matthias Weber ist bestürzt, wie die Klinikdebatte verläuft. Obwohl das Gutachten von Prof. Dr. Boris Augurzky klar einen Erhalt der St. Anna-Virngrundklinik empfiehlt und Personalrat, ärztliche Leitung der Ostalbkliniken sowie der Lenkungsausschuss unterstützen, was in der Variante 2d ausgeführt ist, sei die Gefahr groß, dass am Ende doch die Standorte Aalen und Mutlangen bleiben und Ellwangen fällt. Der Grund: In Gmünd und Aalen werde nicht sachlich und fachlich, sondern emotional argumentiert. Weil der östliche Teil des Landkreises im Kreistag stimmenmäßig schwächer gestellt ist, drohe er bei einer Abstimmung zu unterliegen.

Dass der Klinikstandort Ellwangen den geringsten Investitionsbedarf hat, und bislang mit einer schwarzen Null die besten wirtschaftlichen Ergebnisse aller drei Kliniken, lasse man in Aalen und Gmünd geflissentlich unter den Tisch fallen, meint Berthold Vaas, der noch ein weiteres Argument anführt: Die Virngrundklinik habe aus den östlichen Kreisgemeinden zahlreiche Pflegekräfte generieren können, von denen wohl viele nicht an einen Standort Aalen oder Gmünd wechseln würden. Mithin würde eine Herabstufung der Ellwanger Klinik die Personalnot im Gesundheitsbereich noch verschärfen.

Info: Das Flugblatt „Ja zur St. Anna-Virngrundklinik“ wird mit den Amtsblättern verteilt und öffentlich ausgelegt. Am 16. März ab 17 Uhr spricht Landrat Dr. Bläse im Ellwanger Gemeinderat zur anstehenden Klinikentscheidung.

Sie setzen sich vehement für den Erhalt der St. Anna-Virngrundklinik ein: (v.l.) Allgemeinarzt Dr. Matthias Krombholz, Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Walter Hauf sowie Berthold Vaas und Matthias Weber vom Freundes- und Förderkreis Virngrundklinik.
Sie setzen sich vehement für den Erhalt der St. Anna-Virngrundklinik ein: (v.l.) Allgemeinarzt Dr. Matthias Krombholz, Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Walter Hauf sowie Berthold Vaas und Matthias Weber vom Freundes- und Förderkreis Virngrundklinik. © Königer, Gerhard

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