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Neue Ärztegenossenschaft: ein Lockmittel für Nachwuchsmediziner

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Von: Alexandra Rimkus

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Die Gründungsmitglieder der neuen VirnMed eG.
Die Gründungsmitglieder der neuen VirnMed eG. © Rimkus, Alexandra

Am Freitag wurde im Palais Adelmann die neue hausärztliche Genossenschaft VirnMed eG gegründet. Sie soll junge Ärzte in die Region locken.

Ellwangen. Am Freitagabend ist im Palais Adelmann die neue VirnMed eG  gegründet worden (wir berichteten). Die hausärztliche Genossenschaft soll die medizinische Versorgung in Ellwangen und dem Virngrund sicher stellen, machten die Verantwortlichen beim Pressegespräch im Vorfeld der Gründungsversammlung klar.

Landrat Dr. Joachim Bläse betonte bei dem Pressetermin, dass man in diesen Zeiten nicht nur Zuversicht brauche, sondern auch "Mut und Gestaltungswillen". Insbesondere, wenn es um das Thema der medizinischen Versorgung gehe. Man dürfe und könne vor den Herausforderungen nicht länger die Augen verschließen. Es sei ein unumstößlicher Fakt, dass im Ostalbkreis zwischenzeitlich 30,5 Hausarztsitze nicht mehr besetzt sind und dass schon in naher Zukunft weitere Ärzte sich aufs Altenteil zurückziehen werden. Über 50 Prozent der Ärzte in der Region seien bereits über 60 Jahre alt, führte Bläse aus. Allein im Virngrund würden deshalb in den kommenden ein bis zwei Jahren fünf bis sechs Arztsitz voraussichtlich aufgegeben.

Und Nachwuchsmediziner, die diese Lücke schließen könnten, seien im Land rar gesät. Wer im Wettbewerb um das Fachpersonal noch eine Chance haben möchte, müsse jungen Ärzten etwas anbieten können, unterstrich der Landrat. Und das sei letztlich nur über die Gründung einer Genossenschaft möglich, erklärte Bläse. Damit werde eine Struktur geschaffen, die es ermöglicht, Arztsitze zu übernehmen und sie in Form von medizinischen Versorgungszentren (MVZ) oder Zweigpraxen weiterzuführen. Hier könne man jungen, aber auch älteren Medizinern, die nicht mehr 60 Stunden und mehr in der Woche arbeiten möchten, im Angestelltenverhältnis die Möglichkeit zu Teilzeit, Teamarbeit  und einer ausgewogenen Work-Life-Balance bieten. Das Problem der fehlenden Nachwuchsmediziner werde  dadurch zwar nicht gelöst. Aber: "Die Genossenschaft ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen jetzt neue Wege gehen", sagte Bläse

Ins selbe Horn stießen danach auch Josef Bühler, der dem Landratsamt bei diesem Projekt als Berater zur Seite steht und der Rosenberger Bürgermeister Tobias Schneider, der bei der nachfolgenden Gründungsversammlung zum Vorstandsvorsitzenden der VirnMed eG gewählt wurde. Schneider sprach von einem "historischen Datum". Freitag der 13. sei in diesem Fall "ein Glückstag". "Damit werden wir attraktiv und schaffen die richtigen Strukturen, wenn es um die Neuansiedlung von Ärzten geht", zeigte sich Schneider überzeugt. Josef Bühler wies darauf hin, dass bei der neuen Genossenschaft nicht das Gewinnstreben im Vordergrund stehen wird. "Bei diesem Projekt geht es einzig und allein um die Daseinsvorsorge in der Region", unterstrich Bühler.

Der Sprecher der Kreisärzteschaft Aalen-Ellwangen, Sebastian Hock, lobte die neue Genossenschaft als eine, von mehreren Maßnahmen, mit der man dem Ärztemangel auf der Ostalb effektiv begegnen könne. Deshalb werde das Vorhaben von der Ärzteschaft und von ihm persönlich auch unterstützt. Die Idee sei "gut und richtig".  Hock merkte aber auch an, dass man aber auch andere Organisationsformen, etwa die klassische selbstständige Arztpraxis,  gleichermaßen fördern und unterstützen müsse.

Der Ellwanger Hausarzt Dr. Karl Feile kündigte an, dass er als Vorstandmitglied der neuen Genossenschaft jungen ansiedlungswilligen Ärzten künftig gerne als erster Ansprechpartner zur Verfügung steht. In jedem Fall werde mit der Genossenschaft jetzt etwas auf den Weg gebracht, was der gesamten Raumschaft weiterhelfen wird, zeigte sich der erfahrene Allgemeinmediziner überzeugt. 

Tobias Schneider wird zum Vorstandsvorsitzenden gewählt

Bei der Gründungsversammlung der VirnMed eG am Freitagabend im Palais Adelmann ist der Rosenberger Bürgermeister Tobias Schneider zum Vorstandsvorsitzenden  und der Ellwanger Allgemeinmediziner Dr. Karl Feile zum Vorstandsmitglied gewählt worden. Das Amt des Prokuristen übernimmt Josef Bühler, der langjährige  Geschäftsführer der AOK-Bezirksdirektion Ostwürttemberg. Bühler ist mittlerweile im Ruhestand und wird die Geschäfte der neuen Genossenschaft nur"bis zu einem gewissen Punkt" begleiten, wie er bei der Gründungsversammlung erklärte. Irgendwann werde man für diese Position einen hauptamtlich Beschäftigten benötigen, machte Bühler klar.

Ein weiterer Posten wurde im Rahmen der Gründungsversammlung an den Rainauer Bürgermeister Christoph Konle vergeben. Er übernimmt das Amt des Bevollmächtigten der Genossenschaft. Dr. Sebastian Hock übernimmt den Posten des stellvertretenden Bevollmächtigten. 

Wie Josef Bühler und Dr. Karl Feile in der Sitzung betonten, werde die neue Genossenschaft, die am Freitag von 14 Mitglieder- elf Gemeinden und drei Ärzten - aus der Taufe gehoben wurde, anfangs hohe Investitionen, etwa für die Einrichtung von medizinischen Versorgungszentren,  tätigen müssen. Das werde nur über die Aufnahme von Darlehen zu finanzieren sein. Dies sei aber kein Grund zur Besorgnis. Der Aufwand amortisiere sich spätestens in zehn bis 15 Jahren, machte Feile klar. "Wenn es Ärzte wie ich auch alleine schaffen, sollte es für eine Genossenschaft überhaupt kein Problem sein", erklärte Feile. Sebastian Hock wies darauf hin, dass die Genossenschaft auch Zugriff auf Fördergelder habe. 

Gründungsmitglieder der neuen hausärztliche Genossenschaft sind die Stadt Ellwangen sowie die Gemeinden Rosenberg, Jagstzell, Bühlertann, Bühlerzell, Neuler, Adelmannsfelden, Rainau, Ellenberg, Stödtlen und Tannhausen sowie die drei Mediziner Karl Feile, Sebastian Hock und Georg Bieber. Sie alle beteiligen sich mit einem beziehungsweise zwei Anteilen an der Genossenschaft. Die kleinen Kommunen zahlen jeweils um die 2000 Euro, die Stadt Ellwangen 5000 Euro, die Ärzte 1000 Euro. Die Gemeinde Wört hatte am Freitag keinen Vertreter entsandt, plant aber auch einen Beitritt. Die Anzahl der möglichen Mitglieder der VirnMed ist auf 20 begrenzt.  

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