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Sexuelle Belästigung: Prozess endet mit Freispruch

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Von: Alexandra Rimkus

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Ein 32-jähriger Mann aus Langenburg musste sich am Montag vor dem Amtsgericht Ellwangen wegen der sexuellen Belästigung einer 16-Jährigen verantworten. Der Mann wurde freigesprochen.
Ein 32-jähriger Mann aus Langenburg musste sich am Montag vor dem Amtsgericht Ellwangen wegen der sexuellen Belästigung einer 16-Jährigen verantworten. Der Mann wurde freigesprochen. © Rimkus, Alexandra

Ein 32-jähriger Mann aus Langenburg soll einer 16-Jährigen bei einem Konzert in Neuler angeblich an den Po gegriffen haben. Der Vorwurf ließ sich in der Verhandlung nicht erhärten. 

Ellwangen. Ein 32-jähriger Mann aus Langenburg musste sich am Montag vor dem Amtsgericht Ellwangen wegen sexueller Belästigung verantworten. Er soll im Juli des vergangenen Jahres ein 16-jähriges Mädchen bei einem Konzert in Neuler unsittlich betatscht haben. Beweisen ließ sich das im Verfahren allerdings nicht. Der Prozess endete mit einem Freispruch.

Der Vorfall hatte sich laut Anklage beim Konzert der bekannten Band "Die Fäaschtbänkler" zugetragen. Die VolksRock'n'Roller aus der Schweiz waren die Stargäste beim 100. Jubiläum des Musikvereins Neulers und sorgten am 8. Juli des vergangenen Jahres für ein rappelvolles Festzelt. Unter den vielen Gästen war auch der 32-Jährige aus Langenburg, der laut eigenen Angaben, ein "riesengroßer Fan" der  "Fäaschtbänkler" ist. Er hatte deshalb gemeinsam mit seiner Frau extra eine Busreise nach Neuler organisiert. Mit zahlreichen Freunden sei man an dem Tag zu dem Konzert gefahren, berichtete der Geschäftsführer einer Elektroinstallationsfirma dem Gericht. Dort habe man gemeinsam gefeiert und Spaß gehabt. "Die Stimmung war ganz wunderbar - bis zu dem Vorfall", so der 32-Jährige. Aus seiner Sicht habe ihn die Security vollkommen grundlos aus dem Zelt geführt. "Ich wusste anfangs nicht einmal, worum es eigentlich ging." Einen sexuellen Übergriff seinerseits habe es nicht gegeben, nicht einmal einen verbalen Streit. "Wir mussten lediglich ein bisschen um unsere Plätze kämpfen, weil wir ganz vorne an der Bühne stehen wollten und es so voll war", berichtete der Angeklagte.  In dem dichten Gedränge sei es dann womöglich auch zu unbeabsichtigten Berührungen gekommen. "Das kann ich nicht ausschließen", erklärte der Angeklagte. Gleichwohl bestritt er vehement, ein Mädchen vorsätzlich belästigt zu haben. "Ich wollte an dem Abend doch nur die Band sehen und feiern."

Anschwärzen als Masche?

Das bestätigten im weiteren Verlauf dann auch die Freunde des Mannes, darunter ein 40-jähriger Ingenieur. Er mutmaßte, dass es womöglich eine Masche der Jugendlichen gewesen sein könnte, an dem Abend Männer bei der Security  "anzuschwärzen", um selbst mehr Platz vor der Konzertbühne zu haben. In jedem Falle seien mehrfach Männer aus dem Zelt "abgeführt" worden.  Und das - aus seiner Sicht - ohne konkreten Anlass, sagte der Ingenieur. "Ich hatte zwischenzeitlich Sorge, dass ich der nächste sein könnte."

Eine 35-jährige Industriekauffrau, die ebenfalls zu der Gruppe aus Langenburg gehörte, beteuerte, dass man nichts von einem Übergriff mitbekommen habe - obwohl die Freunde den ganzen Abend über sehr eng zusammen gestanden hätten. Im Übrigen sei es im Zelt so eng gewesen, dass man als Frau "ständig Hände abkommen hat". "Wenn ich das nicht möchte, kann ich mich nicht ganz vorne an die Bühne stellen, wo gedrängelt und gedrückt wird, sondern muss mich eben weiter hinten platzieren", befand die Zeugin, die danach noch mit Nachdruck betonte, dass sie ihrem Kumpel eine solche Tat überhaupt nicht zutraue. "Er ist der Sozialste von uns. Er will immer, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. So etwas macht er nicht."

Auch die Ehefrau des Angeklagten, eine 32-jährige Krankenschwester, zeigte sich angesichts der Anschuldigungen fassungslos. Sie habe an dem Abend nahezu die ganze Zeit neben ihrem Mann gestanden. Dabei habe sich kein solcher Vorfall zugetragen. "Wie kann es sein, dass man so etwas behaupten, wenn doch gar nichts war?, fragte die 32-Jährige rhetorisch.

Öffentlichkeit wird ausgeschlossen

Das heute 17-Jährige mutmaßliche Opfer sagte am Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Das Mädchen hatte am Tag des Vorfalls eigentlich keine Polizei rufen wollen. Das hatte eine Security-Mitarbeiter veranlasst, der von Zuschauern auf das weinende Mädchen am Bühnenrand aufmerksam gemacht worden war. Eine Freundin der 17-Jährigen hatte den Mann bei dem Konzert im Anschluss identifiziert. Die Auszubildende sagte auch im Prozess aus und zeigte sich überzeugt davon, dass der 32-Jährige auf der Anklagebank ihre Freundin am Rücken und am Po angefasst hat. Gezielt und fest. "Er war es!" Der Täter habe ein kariertes Hemd getragen und eine Sonnebrille, so wie der Angeklagte am Abend des Konzerts. 

Dem Gericht reichte das am Ende für eine Verurteilung nicht aus. Er hege ernste Zweifel an der Schuld des Angeklagten, betonte Richter Michael Schwaiger. Er nehme dem 17-Jährigen Mädchen und auch dessen Freundin zwar durchaus ab, dass es an dem Abend einen sexuellen Übergriff gegeben hat. Man könne aber nicht sicher sein, wer dafür verantwortlich ist. Zumal die Security an dem Abend einen gewissen Druck auf die Mädchen ausgeübt habe, einen Schuldigen zu benennen. Und so sprach Schwaiger den 32-Jährigen am Ende frei, die Kosten des Verfahrens wurde der Staatskasse auferlegt.  

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