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Das Werk der Werke zur Todesstunde Jesu

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Von: Rainer Wiese

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Das Ensemble der Matthäus-Passion in der Ellwanger Stadtkirche am Ende der dreistündigen Aufführung.
Das Ensemble der Matthäus-Passion in der Ellwanger Stadtkirche am Ende der dreistündigen Aufführung. © Wiese, Rainer

Große Matthäus-Passion in der Ellwanger Stadtkirche mit den Stuttgarter Hymnus-Knaben.

Ellwangen Das Werk der Werke der Passionsmusik und eine in jeder Hinsicht angemessene Aufführung - drei Stunden Matthäus-Passion in der evangelischen Stadtkirche zu Ellwangen waren ein musikalisches und spirituelles Ereignis zugleich. Die Geschichte vom Leiden und Sterben Jesus Christus in der Komposition von Johann Sebastian Bach verkündeten die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben unter der Leitung von Rainer Johannes Homburg.

Die Hymnus-Chorknaben sind unter der Ausbildung und Führung von Rainer Johannes Homburg zu einem sehr guten Chor auf hohem Niveau geworden. 40 Jungen, 20 Männer, lieferten den voluminösen Chorpart mit großer Überzeugung, musikantischer Präzision und Kraft. Ausgewogene Abstimmung von Sopran und Alt, der zu hören war wie die hohen Stimmen in ihrer Klarheit sowie ein Tenor und Bass mit Bestbesetzung ermöglichten auch noch im Schlusschor Transparenz und interpretatorische Hingabe. Dynamische Differenzierung, ambitionierte Phrasierungen, ein großes Volumen bis zum strahlenden Fortissimo zeichnen den Chor aus.

Unter Homburgs umsichtigem und anregendem Dirigat gestalteten die Knaben und jungen Männer die doppelchörigen Herausforderungen mit Bravour und Eleganz. Die Choräle waren meist in frischen Tempi und gehöriger Lautstärke zu hören - wie Choräle eben und nicht wie vierstimmige Kunstlieder. Der Chor sang ohne Perfektionsdruck, mit kontrollierter Wucht und Wohlklang in allen Lagen des dramatischen Oratoriums.

Die Solisten trugen mit grundsoliden professionellen Leistungen zum Gelingen der monumentalen Aufführung bei: Marion Eckstein mit ihrer großen Alt-Stimme berührte in ihren elegischen Arien das Publikum weit über das Konzerterlebnis hinaus. Martin Lattke gab den komplexen Evangelisten mit wunderschönen lyrischen Höhen, auch wenn er Mühen zu haben schien, bei dem flotten Tempo mit der Artikulation nachzukommen. Christoph Schweizer sang die Christusworte fern von salbungsvoller Würdigkeit, sondern mit Emotionalität. Wo Christus den Judas verflucht, ließ Schweizer Zorn und Enttäuschung hören, im Garten Gethsemane beschimpft Jesus die Jünger statt der üblicherweise zu hörenden freundlichen Ermahnung. Maren Jacob überzeugte in ihren Arien mit souveränen Höhen und feiner Sangeskunst. Der Bariton Kai Preußker tat sich hier und da schwer, mit seiner angenehmen Stimme die Tiefen der Bass-Arien zu gestalten.

Das von Homburg gegründete Ensemble „Handel’s Company Orchester für Alte Musik“ begleitete Chor und Solisten dienend und eigenständig zugleich. Herausragend waren die engagierten Dialoge der beiden Konzertmeister und Violinisten bei den Soloarien. Die 30 Musiker und  Musikerinnen garantierten mit ihrem perfekten Spiel den großartigen Eindruck der Matthäuspassion an Karfreitag zur Todesstunde Jesu. 

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