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Der Biber als Landschaftsgestalter

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Von: Achim Klemm

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Beim Gewässernachbarschaftstag 2023 rücken der Biber und seine Aktivitäten in den Blick.
Beim Gewässernachbarschaftstag 2023 rücken der Biber und seine Aktivitäten in den Blick. © Jillian - stock.adobe.com

Beim Gewässernachbarschaftstag 2023 rücken der Biber und seine Aktivitäten in den Blick. Wie Konflikte zum Wohl beider Seiten gelöst werden können.

Ellwangen

Interessante Einblicke in die Welt der Biber und die von ihm geschaffenen Lebensräume gab der Gewässernachbarschaftstag 2023 / Altkreis Aalen. Im Rathaus klärten Biberexperten in Fachvorträgen über die aktuelle Biberpopulation und das Bibermanagement im Ostalbkreis auf.

Oberbürgermeister Michael Dambacher begrüßte die Gäste im Sitzungssaal zu der praxisnahen Fortbildungsveranstaltung, darunter Vertreter von Kommunen, der Forstwirtschaft, Bauhofmitarbeiter und Landkreisvertreter. Er wies auf die Umgestaltungsmaßnahmen im Zuge der Landesgartenschau 2026 hin: „Wir wollen die Jagst von einem Staugewässer in ein Fließgewässer überführen. Auch der Biber findet darin seinen Platz. Ein künstlicher Biberbau als Ersatzbau im Uferbereich der Jagst wurde bereits angelegt.“ Dieses Angebot soll als zusätzlicher Rückzugsort für die Biber nutzbar sein.

Niels Hahn, Bibermanager für den Ostalbkreis, referierte zum Thema Biber, seinem Vorkommen, die Populationsdynamik, Territorialität und Ausbreitung. Der Abschuss der letzten Biber in Ostwürttemberg fand Mitte des 19. Jahrhunderts statt. Seine weitere Ausbreitung nach Baden-Württemberg setzte dann ab 1990 ein. „Die Zuwanderung auf die Ostalb erfolgte aus bayerischer Population heraus. In Baden-Württemberg leben aktuell 7500 Biber. Dies ist im Vergleich zu Bayern mit rund 24 000 Tieren wenig.“ Nach Schätzungen leben im Ostalbkreis  2022 / 2023 bis zu 900 Tiere.  

Bejagt wurden die fleißigen Nager wegen ihres Fells, dem Fleisch und wegen ihrer verursachten Schädigungen, er wurde häufig als Störenfried empfunden. Argwöhnisch steht man dem Vordringen der Biber von Seiten der Land- und Forstwirtschaft gegenüber: „Oberstes Ziel muss es hier sein, entstehende Konflikte möglichst nachhaltig und langfristig zu lösen. Der Hochwasserschutz profitiert von seinen Aktivitäten, der Gewässerabfluss verzögert sich und hat so einen positiven Effekt“, betonte Niels Hahn. Ein weiterer Pluspunkt ist die verbesserte Wasserspeicherung und Grundwasseranreicherung. „Das Wasser wird durch Dammbauten in Flüssen oder Bächen am Ende auch besser gefiltert“, so Hahn weiter.

Wie ein friedliches Miteinander zwischen Mensch und Nager funktioniert, zeigte Niels Hahn anhand des Kerkinger Beispiels auf: „Der Biber hat es sich dort bei den Holzwerken Ladenburger heimisch gemacht. Durch seine Dammbauten ist Wasser ins Regenrückhaltebecken gelaufen. Dennoch durfte der dort angesiedelte Biber bleiben.“ In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde, der Stadt Bopfingen und dem Holzbetrieb wurden schließlich zwei Biberersatzbauten errichtet. „Durch diese Maßnahme gelang es vor gut zwei Jahren seine Aktivitäten in Kerkingen zu steuern. Die Biber haben den Neubau angenommen und die bestehenden Konflikte konnten gelöst werden“, beschrieb Niels Hahn.  Stephan Frei vom Landratsamt Ostalbkreis und Melchior Rettenmeier vom Regierungspräsidium Stuttgart hielten im Anschluss weitere Referate zu den Themen Bibermanagement und den verschiedenen Biberarten.

Eine Exkursion in ein Biberrevier am Kirnbach in Rindelbach stand nach den Fachvorträgen am Mittag auf dem Programm. Der ehrenamtliche Biberberater Thomas Steiner, Niels Hahn und Stephan Frei zeigten beispielhaft die Eingriffe und Veränderungen die der Biber durch das von ihm eingestaute Gewässer verursacht.

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