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Klinikdebatte: Gutachter für Regionalversorger - schlecht für Ellwangen?

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Von: Jürgen Steck

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Die Ellwanger Klinik aus der Luft: Was hier in Zukunft noch an medizinischer Versorgung angeboten wird, ob eine Notaufnahme wirklich 24 Stunden offen sein kann, das entscheidet sich in den nächsten Monaten.
Die Ellwanger Klinik aus der Luft: Was hier in Zukunft noch an medizinischer Versorgung angeboten wird, ob eine Notaufnahme wirklich 24 Stunden offen sein kann, das entscheidet sich in den nächsten Monaten. © gek

Wie geht's weiter mit den Kliniken im Ostalbkreis? Ein Gutachter spricht sich recht deutlich für ein Regionalversorgerkonzept aus - für die Virngrundklinik könnte das Auswirkungen haben.

Ellwangen

Der Ostalbkreis will seine Kliniklandschaft für die Zukunft fit machen - und Ähnliches plant der Bund für die Kliniken in ganz Deutschland. Professor Dr. Boris Augurzky hat den Landkreis in der Frage beraten - und er ist auch Mitglied der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach auf den Weg gebracht hat. Für eine aktuelle Stellungnahme haben sich Augurzky und Prof. Dr. Christian Karagiannidis den Ostalbkreis nochmals angeschaut und die Überlegungen hier mit den Lauterbach-Plänen abgeglichen. Fazit: „Ein starkes Zentrum der Maximalversorgung mit guter und moderner Vernetzung in der Fläche“ sei zu empfehlen, um die Versorgung der Region im Jahr 2030 und darüber hinaus sicherzustellen. Ein größeres Zentrum wie im Modell Regionalversorger sei dabei „nachhaltiger in Bezug auf den wachsenden Fachkräftemangel als andere Varianten“.

In Bezug auf die im Ostalbkreis geplanten Gesundheitscampus erklären sie, die Ausgestaltung von „Satelliten“ in Form von Level-1-Kliniken könne helfen, die Region notfallmedizinisch und geriatrisch gut aufzustellen. Dabei gebe es aber höchstens ein Level-1n-Klinikum - vielleicht aber auch zwei Level-1I-Kliniken. Diese Aussage betrifft insbesondere die Kliniken in Mutlangen und Ellwangen.

Was bedeuten die Level?

Vereinfacht gesagt, gibt es in Level 1 eine Grundversorgung mit internistischer und chirurgischer Basisversorgung etwa bei Notfällen. In Level 2 erwartet man ein Fachkrankenhaus, das sich auf die stationäre Versorgung innerhalb einer Region konzentriert. In Level 3 wird eine überregionale Versorgung geboten. Je höher das Level, desto höher die Zahl der Betten im Intensivbereich, desto besser die Ausstattung, desto höher auch die Anzahl der verschiedenen internistischen und chirurgischen Bereiche. Mittlerweile wird im Level 1 allerdings unterschieden: Es gibt Level-1n und Level-1i - Letzteres mit deutlich weniger und in der Hauptsache ambulanten Angeboten. Und auf genau eine solche Level-1i-Klinik könnte es für Ellwangen hinauslaufen.

Die bisherigen Varianten

Dass der Ostalbkreis neue Wege beschreiten muss, das war schon vor der Lauterbach-Offensive klar. Verschiedene Varianten prüft der Kreistag derzeit - bislang gab es drei Favoriten - den Vorschlag, einen zentralen Regionalversorger zwischen Essingen und Aalen zu bauen - mit Gesundheitscampus in Mutlangen und Ellwangen und einem Gesundheitszentrum in Bopfingen. Dieser Vorschlag „Regionalversorger“ wird von Landrat Dr. Joachim Bläse und einer Mehrheit des Kreistages bevorzugt.

Die zweite Variante heißt „Zwei starke Standorte“ mit je einem Klinikum in Aalen und in Mutlangen, einem Gesundheitscampus in Ellwangen und einem Gesundheitszentrum in Bopfingen. Für diese Varianten haben sich insbesondere die Städte Aalen und Ellwangen ausgesprochen.

Und schließlich die Variante, bei der Stauferklinik Mutlangen und Ostalbklinikum Aalen aufgelöst werden und ein neues Krankenhaus bei Essingen gebaut wird - und Ellwangen als Grundversorgerkrankenhaus erhalten bleiben könnte - diese Variante taucht in den Planungen immer als „2d-Variante auf“ und wird insbesondere im Ellwanger Raum unterstützt, weil man sich damit am ehesten den Erhalt einer starken Ellwanger Virngrundklinik erhofft.

Die Gutachter zu den Varianten

Vom Konzept „Zwei starke Standorte“ verspricht sich das Gutachten wenig: „Der Mangel an Pflegefachkräften könnte bei dieser Variante kaum reduziert werden, so dass vermutlich nicht alle Betten, darunter auch Intensivbetten, vollständig betrieben werden könnten.“ Die ärztliche Weiterbildung werde mit zwei Regionalversorgern nicht einfach zu organisieren sein. Die Einhaltung von strukturellen Mindestvorgaben werde durch die Schwerpunktbildung zwar verbessert. "Jedoch bleiben die Schwierigkeiten in den Bereichen, die doppelt vorgehalten werden, bestehen.“ Auch könnten weder Aalen noch Mutlangen ein Krankenhaus der höchsten Versorgungsstufe „Level 3“ erreichen.

Ein Level-3-Krankenhaus: Mit einem Regionalversorgerkonzept „sollte das möglich sein“, heißt es in der Stellungnahme. Allerdings wird es wohl dann in den beiden Campus - in Ellwangen und Mutlangen - unterschiedliche Level geben. Gegenüber der Variante 2d habe das Modell „Regionalversorgung“ den Vorteil, dass es langfristig nachhaltiger sei.

Und was würde dann aus Ellwangen und Mutlangen? „Die beiden Standorte Mutlangen und Ellwangen könnten in diesem Modell den Status einer Level-1-Klinik erhalten; jedoch höchsten einer davon Level 1n bzw. mindestens einer davon Level 1i, wie es das Reformpapier der Regierungskommission vorsieht.“ Wenn es also nur ein Level-1n-Klinikum im Ostalbkreis geben kann, dann würde dieses wahrscheinlich eher am Standort Mutlangen sein als am Standort Ellwangen. In den entsprechenden Plänen des Landkreises ist dies bereits so angedeutet.

Keine Geburtshilfe

Und was soll ein Level-1i-Klinikum leisten, sollte das die Zukunft der Virngrundklinik sein? In Level 1i könne „wohnortnah eine breite akutpflegerische Versorgung und darüber hinaus fachärztliche Leistungen erbracht werden.“, heißt es im Gutachten. Dies schließe ambulantes Operieren mit ein. Eine Geburtshilfe sei aber an einer Level-1i-Klinik nicht vorgesehen. Und das Thema Notfälle? Solche Level-1i-Kliniken böten zwar eine Notfallversorgung an, „allerdings nicht notwendigerweise rund um die Uhr und an jedem Tag in der Woche eine klassische Notaufnahme“. Vielmehr hänge die Notfallversorgung „von den personellen Verfügbarkeiten und den lokalen Bedarfen ab“.

Lesen Sie dazu:

Jetzt spricht der Experte zur Zukunft der Kliniken Ostalb. Interview mit Prof. Dr. Boris Augurzky.

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