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Knapp 100 beim Klinik-Bürgerdialog

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Von: Gerhard Königer

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Knapp 100 Menschen kommen zum Bürgerdialog in das Stadthallenfoyer.
Knapp 100 Menschen kommen zum Bürgerdialog in das Stadthallenfoyer. © Königer, Gerhard

Ihre Sorge um die künftige Gesundheitsversorgung im Raum Ellwangen äußern Bürgerinnen und Bürger am Donnerstagabend im Foyer der Stadthalle.

Ellwangen

Es waren weniger besorgte Bürgerinnen und Bürger als von vielen erwartet: weniger als 100 Menschen waren am Donnerstagabend beim vierten Bürgerdialog zur Zukunft der Kliniken Ostalb. Und viele davon waren Mandatsträger oder Beschäftigte der St.-Anna-Virngrundklinik.

Deren Befürchtung, dass der Klinikstandort Ellwangen massiv gefährdet ist, gab Landrat Dr. Joachim Bläse schon bei der Einführung neue Munition: Nicht das Modell 2d, das im HCB-Gutachten noch empfohlen wurde, ist sein Favorit, sondern das Modell 3: Regionalversorgung in Aalen und Gesundheitscampus in Mutlangen und Ellwangen.

Was man sich unter einem Gesundheitscampus konkret vorstellen muss, darauf antwortete der ärztliche Leiter Prof. Solzbach: „Eine Kümmererstation mit Überwachungseinheit“, angeschlossen ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), das mit niedergelassenen Ärzten oder Klinikärzten bestückt ist.

Eine Klinik mit Grundversorgung, wie im Modell 2d hält Solzbach nicht für zukunftsfähig: „Da brauchen sie eine Manpower von mindestens 400 Personen“ und die habe man in zehn Jahren, wenn die Babyboomer in Rente sind, einfach nicht mehr. Die große Gefahr sei, dass eine Klinikstruktur nach dem 2d-Modell im Ostalbkreis viel zu schnell weiter reformiert würde und damit nicht wirklich zukunftsfähig wäre. „Wir wollen etwas für die nächsten 40 Jahre schaffen“, betonte Bläse.

Der Landrat und der ärztliche Direktor sehen den Gesundheitscampus als eine realistische Versorgung in der Fläche. Die Bürgerinnen und Bürger fürchten aber, dass mit einer Degradierung der St-Anna-Virngrundklinik zum Gesundheitscampus die ärztliche Versorgung insgesamt abwandert. Das wird aus den vielen Statements deutlich, die als bunte Zettel an die Pinnwände geklebt wurden.

Bedenken an der Pinnwand

„Denkt auch jemand an die Rolli-Fahrer?“ ist da beispielsweise zu lesen. „Alle drei Kliniken werden benötigt im drittgrößten Landkreis Baden-Württembergs“ wird festgestellt und die Forderung aufgestellt: „Geriatrie an jedem Standort, weil die Alterspyramide in Richtung Hochaltrige zunimmt.“

In der Sorge um die St.-Anna-Virngrundklinik bezweifeln einige der Anwesenden, dass ein Konzept mit der zentralen Level III-Klinik richtig ist. „Müssen wir im Ostalbkreis alles anbieten?“ steht da zu lesen und „Reicht nicht Level 2 oder 1n an allen drei Standorten?“.

Ein Zettel fordert, die Versorgung von Herzinfarkt und Schlaganfall müsse in Ellwangen weiter möglich sein. Dabei werden schon heute solche Notfälle direkt nach Aalen gefahren, wo die Kardiologie eingerichtet ist, klärt Professor Solzbach auf.

„Kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung in der Fläche und wohnortnah berücksichtigen“ wird gefordert. Tatsächlich kann Professor Solzbach nicht garantieren, dass nach dem Lauterbachmodell ein Level-I-Haus oder ein Gesundheitscampus in Ellwangen eine solche Fachabteilung haben darf.

Nicht nur eine echte notärztliche Grundversorgung, auch die Gesundheitsakademie könnte aus Ellwangen verschwinden, die DRK-Rettungswache, die Kinder- und Jugendpsychiatrie und niedergelassene Facharztpraxen. Den Kahlschlag der Gesundheitsversorgung befürchten manche als Folge der Klinikreform, während Bläse und Solzbach behaupten, dass der Kahlschlag nur mit der Reform zu verhindern sei.

Finanzen sprechen für 2d

Ein Punkt immerhin bleibt unumstritten: das Modell 2d wäre aus finanzieller Sicht für den Ostalbkreis das beste. Weil das Ellwanger Klinikum erst für 100 Millionen Euro saniert wurde, ist hier der Sanierungsbedarf am geringsten.

Und auch für die Versorgung in der Fläche wäre das Modell mit den Kliniken in Essingen und Ellwangen am besten, weil damit auch die Menschen aus dem nordöstlichen Kreisgebiet in 35 Minuten ein Krankenhaus erreichen würden. „Über die A7 bin ich in 45 Minuten in Ulm“, sagt eine Frau, die damit andeuten will, dass der Rückzug aus der Fläche die Kliniken Ostalb Patienten kosten könnte.

Info: Nach der letzten von vier Bürgerdialog-Veranstaltungen werden im nächsten Schritt 45 „Zufallsbürger“ angeschrieben und um ihre Einschätzung gebeten.

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Prof. Solzbach erklärt den Interessierten beim Ellwanger Bürgerdialog die Modelle, die aktuell zur Debatte stehen.
Prof. Solzbach erklärt den Interessierten beim Ellwanger Bürgerdialog die Modelle, die aktuell zur Debatte stehen. © Königer, Gerhard

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